Wumms. Das war ein ordentliches Beben im politischen Berlin. Annegret Kramp-Karrenbauer wird Verteidigungsministerin. Warum nur tut sich AKK das an?
Ja, genau die Frau, die alle glauben ließ, nie in ein Kabinett Merkel einziehen zu wollen. Angeblich, weil ja im Konrad-Adenauer-Haus schon genug Arbeit auf sie warten würde. Schließlich hat sie sich nicht weniger als die Neuausrichtung der CDU auf die Fahnen geschrieben.
Die ist nun offenbar abgeschlossen. Anders lässt sich wohl nicht erklären, warum es Kramp-Karrenbauer nun doch an den Kabinettstisch zieht - frei nach dem Motto: "eine Riesenbaustelle reicht mir nicht, ich nehm gleich noch eine dazu". Und ganz Berlin fragt sich: Warum nur tut sich AKK das an?
Mit Kramp-Karrenbauer wird größeres Stühlerücken vermieden
Allein dass die stakkatoartige Abkürzung ihres noch immer so schwer auszusprechenden Doppelnamens klingt wie das nächste Maschinengewehr der Bundeswehr dürfte als Qualifikation nicht ausreichen. Da muss mehr dahinter stecken.
Zum einen die Frauenquote im Kabinett. Angela Merkel hatte keinen Hehl daraus gemacht, ihre 50:50-Quote zu halten. Wie passend, dass die bislang blasse und wenig erfolgreiche CDU-Vorsitzende eine Frau ist. Vermeidet man so doch größeres Stühlerücken am Kabinettstisch. Doch es ist eben leider auch Wasser auf den Mühlen sämtlicher Kritiker von Quoten. Hätte es doch offensichtlich durchaus Männer gegeben, die verteidigungspolitisch qualifizierter sind - sage ich als Frau.
Eine Parteivorsitzende als Selbstverteidigungsministerin
Als Parteivorsitzende ist Annegret Kramp-Karrenbauer in den Umfragewerten ordentlich abgesackt. Nicht gerade zuträglich, wenn man insgeheim darauf hofft, schon bald die Kanzlerin im Amt beerben zu können. Mehr Sichtbarkeit, mehr Profilierung, mehr Mitsprache in der Regierung, Reden im Bundestag - das alles verspricht sich AKK vom Posten an der Spitze der Truppe. Eine Parteivorsitzende als Selbstverteidigungsministerin. Nur darum geht es.
Die nun selbstaufgebürdeten Aufgaben sind enorm. Als Ministerin in Teilzeit - ja, auch die Parteiarbeit kostet viel Zeit - übernimmt Annegret Kramp-Karrenbauer ein Ministerium im Dauerkrisenmodus. Knatsch um den Verteidigungsetat, Verbitterung in der Truppe, Modernisierungsstau, Berateraffäre, Gorch-Fock-Skandal – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Kaum vorstellbar, dass sich AKK wirklich in jedes Detail einarbeiten kann. Und so drängt sich der Verdacht auf, dass in Berlin wohl insgeheim doch mit dem Zerbrechen der Koalition zum Jahresende gerechnet wird. Annegret Kramp-Karrenbauer hätte dann zwar nicht die Probleme im Verteidigungsministerium gelöst, aber ihre eigene Startposition im Rennen um die Kanzlerschaft erheblich verbessert.