Pünktlich zu den Weihnachtsferien hat die Tiroler Landesregierung wieder Fahrverbote ausgerufen. Was bedeutet das für Urlauber, und wie wirkungsvoll sind die Verbote?
Autofahrer, die zum Urlaub durch das österreichische Bundesland Tirol fahren, werden Staus nicht über Landstraßen umfahren können. Der Grund: Die Tiroler Landesregierung hat, wie bereits im Sommer, Fahrverbote für Ausweichstrecken ausgerufen. Die Verbote gelten ab heute bis zum Ostermontag – und sind nicht unumstritten.
Wo gelten die Fahrverbote?
Die Fahrverbote gelten an Wochenenden von heute bis zum 13. April 2020 in Tirol. Dabei sind ausgewählte Streckenabschnitte jeweils an Samstagen von 7 bis 19 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 8 bis 17 Uhr zur Umfahrung gesperrt:
Darüber hinaus regeln sogenannte "Dosierampeln" in Ortschaften entlang der Transitrouten wie in Ebbs, Gries am Brenner, Kufstein, Matrei am Brenner und Niederndorf den Verkehr. Bei hohem Verkehrsaufkommen werden die Ampeln aktiviert und dosieren den Verkehr. Von den Ausweichverboten betroffen ist nur, wer auf der Durchreise ist. Alle Fahrzeuglenker, die etwa aufgrund eines Urlaubs oder Ausflugs ein Ziel in den Tiroler Regionen und Ortschaften haben, können dieses anfahren. Frei befahrbar sind alle Autobahnen sowie die Brennerbundesstraße (B182), die Fernpassroute (B179) und der Zirler Berg (B177).
Wie werden die Fahrverbote kontrolliert?
Die Fahrverbote in Tirol werden von der Verkehrspolizei sowie von Straßenaufsichtsorganen kontrolliert, erklärt Günther Platter, Landeshauptmann von Tirol.
Warum gibt es die Fahrverbote?
Die Tiroler Landesregierung bezeichnet die Fahrverbote als "Notwehrmaßnahme". Sie diene dazu, den "massiven Ausweichverkehr bei Stausituationen auf den Transitrouten entgegenzuwirken". Ziel sei die Entlastung der lokalen Bevölkerung und der Urlauber vor Ort.
Ohne die Fahrverbote würde das alltägliche Leben in den Dörfern und Gemeinden gelähmt werden, sagt Florian Kurzthaler, Sprecher der Tiroler Landesregierung gegenüber heute.de. Auch für die Sicherheit der Bevölkerung könnte nicht mehr garantiert werden, weil in der Vergangenheit auch allzu oft Einsatzfahrzeuge wie Rettung oder Feuerwehr im Stau stecken geblieben seien. Daher sind die Fahrverbote nach Kurzthaler für das Land Tirol "aktuell alternativlos".
Wie wird verhindert, dass Navigationssysteme Ausweichrouten vorschlagen?
Die Fahrverbote werden in Navigationssysteme eingespielt, erklärt Ingrid Felipe, Landeshauptmann-Stellvertreterin von Tirol.
Was wird an den Fahrverboten kritisiert?
Kritik kam bereits im Sommer von den Nachbarländern Deutschland und Italien - auch der ADAC kritisiert die neuen Fahrverbote in der Wintersaison. Der Verkehrsclub bezeichnet die Fahrverbote als "Unding zur Urlaubszeit". Er trete "für einen freien und ungehinderten Reiseverkehr ein". Auch wenn Tirol unter der Belastung durch den Transitverkehr leide, seien die Verbote "aus Sicht der Touristen und Verbraucher eine ganz schöne Kröte, die man schlucken muss", schreibt der ADAC. Allerdings empfiehlt der Verkehrsclub Autofahrern grundsätzlich bei Stau auf der Autobahn zu bleiben und nicht dem Navigationsgerät auf Ausweichrouten zu folgen. Diese seinen ebenfalls in kürzester Zeit verstopft.
Welche Auswirkungen haben die Verbote auf Verkehr und Umwelt?
Bereits im vergangenen Sommer hatte die Tiroler Landesregierung Fahrverbote für Ausweichrouten erlassen. Nach Angaben des Sprechers der Tiroler Landesregierung, Florian Kurzthaler, wurden bei Polizeikontrollen im Sommer "insgesamt deutlich über 20.000 Zurückweisungen von Kraftfahrzeugen" verzeichnet. Genauere Zahlen gibt es aber nicht.
Abschrecken ließen sich Autofahrer von den Fahrverboten bisher nicht:
In den Ortschaften werde die Lärm- und Schadstoffbelastung vermindert. Positive Auswirkungen auf die Umwelt halten sich durch die Fahrverbote aber in Grenzen. "Auf der Autobahn ist die Strecke kürzer, dafür das Fahrtempo höher als beim Stop-and-Go-Verkehr durch die Ortsgebiete", sagt Verkehrswissenschaftler Tischler, der auch Naturschutzbeauftragter der Tiroler Landesumweltanwaltschaft ist. Daher werde der Schadstoffausstoß an den Wochenenden mit Fahrverbot nur geringfügig variieren.
Quelle: dpa
"Für Tiere und Pflanzen sind die Auswirkungen der Fahrverbote äußerst gering, weil sich an der gesamten Fahrleistung der PKW wenig ändert", so Tischler. Auf Umweltschutzaspekte zielten die Fahrverbote aber auch nicht ab.
Verkehrswissenschaftler Tischler ist überzeugt, dass es langfristig eine andere Strategie auf europäischer Ebene geben müsse. Lösungen müssten gefunden werden, um den Verkehr zu verlagern. "Temporäre Fahrverbote oder Blockabfertigung an einzelnen Tagen sind für die Verkehrswissenschaft so, als wenn ein Arzt ein Bonbon gegen Husten verschreibt", beschreibt Tischler die Maßnahmen: