Der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein hat seine Warnung an Juden verteidigt, nicht überall in Deutschland die Kippa zu tragen. Er habe die Öffentlichkeit aufrütteln wollen.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat seine Kippa-Warnung an Juden, die in Deutschland leben, gerechtfertigt. "Ich wollte mit meinem Statement aufrütteln und der Öffentlichkeit klar machen, dass wir handeln müssen, bevor es zu spät ist", sagte Klein der "Bild"-Zeitung. Seine Aussage sei als Aufruf zum Handeln und keinesfalls resignativ gemeint.
Klein hatte in einem Zeitungsinterview gesagt, er könne "Juden nicht empfehlen, jederzeit überall in Deutschland die Kippa zu tragen". Zur Begründung verwies er auf die gestiegene Zahl antisemitischer Straftaten, von denen etwa 90 Prozent dem rechtsradikalen Umfeld zuzurechnen seien.
Israels Präsident kritisiert Warnung als "Kapitulation"
Quelle: dpa
Am Wochenende hatte der israelische Präsident Reuven Rivlin die Warnung als "Kapitulation vor dem Antisemitismus" kritisiert.
Israels Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, sagte der "Bild"-Zeitung, die Verschleierung der jüdischen Identität könne nicht die Antwort auf das wachsende Phänomen des Antisemitismus in Deutschland sein. Stattdessen müsse mittels "Erziehung im weiteren Sinne und strikter Durchsetzung mit der vollen Kraft des Gesetzes die Sicherheit der jüdischen Gemeinde in Deutschland" gewährleistet werden. "Antisemitismus bedroht und zielt nicht nur auf Juden, sondern auch auf die Grundlagen der deutschen Demokratie", sagte Issacharoff.
FDP-Abgeordneter verteidigt Klein
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Müller-Rosentritt verteidigte Felix Klein. Er teile Kleins Empfehlung zwar nicht, begrüße es jedoch sehr, dass dieser den Mut habe, die Missstände anzusprechen, sagte er der "Bild"-Zeitung. Es sei Aufgabe des Staates alles dafür zu tun, damit niemand sich wegen des Tragens einer Kippa sorgen machen muss. Ein durchsetzungsfähiger Rechtsstaat sei dabei genauso gefragt wie eine wache Gesellschaft.