Auf dem europäischen Kongress für Fettsucht haben Forscher darauf aufmerksam gemacht, dass Eltern häufig Übergewicht bei ihren Kindern unterschätzen.
Quelle: Sebastian Kahnert/ZB/dpa
Viele Eltern dicker Kinder sehen ihren Nachwuchs nicht als übergewichtig oder fettleibig an. Mehr als die Hälfte der Eltern mit dickem Nachwuchs unterschätzt Forschern zufolge dessen Grad an Übergewicht. Auch die Kinder kannten ihren hohen Gewichtsstatus oft nicht.
Das hat eine breite Untersuchung ergeben, die auf dem europäischen Kongress für Adipositas (Fettsucht) vorgestellt wurde. Für ihre Meta-Analyse nutzten die Wissenschaftler weltweit 87 Studien aus den vergangenen fast 20 Jahren.
Weltweit hat sich den Angaben zufolge die Zahl der Kinder und jungen Erwachsenen mit Fettleibigkeit in den vergangenen 40 Jahren mehr als verzehnfacht: bei den Mädchen von 5 auf 50 Millionen von 1975 bis 2016, bei den Jungen sogar von 6 Millionen auf 74 Millionen.
Aktiv Hilfe wird kaum gesucht
Und 34 Prozent der zu dicken Kinder und Teenager schätzten den Grad ihres Übergewichts ebenfalls als zu gering ein. Auch viele Mediziner irrten sich. Nach einer Untersuchung des Robert Koch-Instituts haben 26 Prozent der Fünf- bis Siebzehnjährigen in Deutschland Übergewicht. Knapp 9 Prozent sind fettleibig. Wer schon im Jugendalter extrem übergewichtig sei, könne medizinisch nur schwer erreicht werden, so Experten. Nur ein kleiner Prozentsatz suche aktiv Hilfe.
"Trotz der Versuche, das öffentliche Bewusstsein für das Problem der Fettsucht zu fördern, zeigen unsere Ergebnisse, dass das Übergewicht der Kinder oft unterschätzt wird", sagte Abrar Alshahrani von der englischen Universität Nottingham. Folglich bekämen viele Kinder nicht die Unterstützung, die sie bräuchten, um gesund zu bleiben