Tränen der Erleichterung, erschöpfte Gesichter: Die Flüchtlinge vom Rettungsschiff "Open Arms" sind an Land. Die mehr als 80 Menschen erreichten die italienische Insel Lampedusa.
Nach knapp dreiwöchiger Blockade auf dem Mittelmeer durfte das Rettungsschiff "Open Arms" in Lampedusa anlegen. Die rund 80 geretteten Migranten gingen von Bord.
Ende einer Odyssee auf See: Die seit Wochen auf dem Rettungsschiff "Open Arms" festsitzenden Migranten haben Italien erreicht. Sichtlich erleichtert gingen sie in der Nacht zu diesem Mittwoch im Hafen der Insel Lampedusa einer nach dem anderen einen Landungssteg hinunter. "Endlich hat der Alptraum ein Ende und 83 Menschen an Bord werden an Land sofort Hilfe erhalten", twitterte die Hilfsorganisation Proactiva Open Arms.
Anordnung des Staatsanwalts
Der sizilianische Staatsanwalt Luigi Patronaggio hatte am Dienstag angeordnet, dass das Rettungsschiff "Open Arms" beschlagnahmt und die Migranten und Flüchtlinge an Land gebracht werden sollten. Zuvor waren 15 von ihnen ins Wasser gesprungen und hatten es bis nach Lampedusa geschafft.
Die Migranten harren bereits seit Anfang August auf dem Schiff aus, weil der italienische Innenminister Matteo Salvini der "Open Arms" ein Einlaufen in einen italienischen Hafen bei Strafe verboten hatte. Und das auch nachdem sechs andere europäische Länder zugesagt hatten, die Migranten aufzunehmen.
Spanien schickte Hilfe
Nachdem die Lage mit den Sprüngen der Migranten ins Wasser zunehmend außer Kontrolle geraten war, kündigte die spanische Regierung am Dienstag die Entsendung eines Kriegsschiffes an, um die "Open Arms" nach Mallorca zu eskortieren. Dieses wäre aber nicht vor Freitag in Lampedusa angekommen. Und die Hilfsorganisation Open Arms beklagte, dass die Lage für die verbliebenen 83 Passagiere zunehmend verzweifelt sei.
Staatsanwalt Patronaggio verschaffte sich am Dienstag selbst ein Bild von der Lage an Bord und ordnete daraufhin an, die "Open Arms" in einen italienischen Hafen einlaufen zu lassen, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Der Staatsanwalt ermittelt wegen des Falls auch gegen Salvini.
Sprünge der Verzweifelung
Die Situation auf der "Open Arms" hatte dramatische Züge angenommen, als zunächst einer und dann immer mehr Migranten ins Wasser sprangen. Ähnliches war bereits am Sonntag geschehen. Lampedusa lag nur einige hundert Meter vom Schiff entfernt und war von der "Open Arms" aus deutlich zu erkennen. Auf Videos war zu sehen, wie die Migranten mit orangefarbenen Rettungswesten im Wasser schwimmen; manche in Gruppen, manche allein.
Nachdem die Küstenwache den ersten Migranten rettete, weigerte dieser sich, zurück auf das Rettungsschiff zu gehen. Stattdessen wurde er auf die Insel transportiert. Das brachte danach weitere Menschen dazu, ebenfalls über Bord zu gehen, wie ein Reporter des spanischen Rundfunksenders TVE auf der "Open Arms" berichtete. Alle 15 seien von der Küstenwache in Sicherheit und nach Lampedusa gebracht worden, meldete die Hilfsorganisation Open Arms im Anschluss. Damit waren noch 83 Migranten an Bord, wo die hygienischen Bedingungen immer schlechter wurden und die psychische Belastung zunahm.