Streiken müssen die Schüler in Deutschland heute nicht - sie haben ja ohnehin frei. Dennoch protestieren sie auch an Karfreitag: "Die Klimakrise setzt nicht aus, wir auch nicht."
Auch an Karfreitag haben sich in vielen detuschen Städten Hunderte Menschen für mehr Klimaschutz eingesetzt - unter anderem in Berlin und Hamburg. Anlässlich des Karfreitags wurden die Protestaktionen dort zu einem Klimapicknick umgewandelt. "Die Klimakrise setzt nicht aus, wir auch nicht", twitterte die Aktivistin Luisa Neubauer aus Hamburg.
Die Schüler waren immer wieder - vor allem von Politikern - öffentlich dafür kritisiert worden, dass sie während der Schulzeit demonstrieren, und nicht in ihrer Freizeit. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) etwa sagte den Funke-Zeitungen, "Saturdays for Future" statt "Fridays for Future" sei "auch eine Möglichkeit". EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wiederum sagte den Funke-Zeitungen, es sei "begrüßenswert, dass nach jahrelanger Erlahmung jugendlicher Protestkräfte endlich wieder junge Menschen auf die Straße gehen, weil sie sich Sorgen um unsere Zukunft machen. Insofern ist mir diese Bewegung sehr sympathisch."
Thunberg demonstriert in Rom
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg nahm an einem Protest in Rom teil, wo mehrere Tausend - überwiegend junge Menschen - protestierten. "Wir werden unseren Kampf für unsere Zukunft fortsetzen", versprach die 16 Jahre alte Schülerin unter dem Jubel der Menge auf der zentralen Piazza del Popolo.
Thunberg demonstriert seit vergangenem Sommer jeden Freitag - also meistens während der Schulzeit - für mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz. Ihr Schulstreik hat weltweit Menschen zu Demonstrationen unter dem Motto "Fridays for Future" inspiriert.
Thunberg warb in Rom für ein radikales Umsteuern in der Klimapolitik. Dafür reichten Wochen oder Monate nicht aus; es brauche Jahre, um etwas zu verändern. Wie entschlossen sie ist, machte sie auch in einem Interview klar: "In vielen Situationen schweige ich und sage nichts, aber wenn es etwas ist, was mich sehr bewegt, dann bin ich ein Rebell", sagte sie der Zeitung "Corriere della Sera".
"Mit Greta retten wir den Planeten", skandierten Thunbergs Mitstreiter in Rom. Die neunjährige Aktivistin Alice sagte: "Wir müssen verstehen, dass wir jetzt handeln müssen." Eine Sprecherin der "Fridays for Future"-Bewegung in Italien sprach von rund 25.000 Teilnehmern. Strom für die Bühne wurde von auf Generatoren montierten Fahrrädern geliefert. Thunberg feuerte die Fahrradfahrer in der prallen Sonne an: "Macht weiter!" Die "Fridays for Future"-Bewegung hat auch in Italien viele Anhänger.
Die Kernforderungen:
- ein schnelles Aus für die klimaschädliche Verbrennung von Kohle, Öl und Gas
- keine Subventionen mehr für diese Energieträger
- mehr Investitionen in erneuerbare Energien aus Windkraft und Sonne.
Tatsächlich drängt die Zeit: Schon jetzt hat sich die Erde nach Befunden des Weltklimarats IPCC gegenüber der vorindustriellen Zeit um etwa ein Grad Celsius erwärmt. Die Jahre 2015 bis 2018 waren nach Analysen der Weltwetterorganisation die vier wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Geht es weiter wie bisher, ist Ende dieses Jahrhunderts die Welt wohl gut drei Grad wärmer. Zu den fatalen Folgen gehören je nach Region mehr Hitzewellen, längere Dürren sowie mehr Stürme, Starkregen und Hochwasser. Um den Trend zu stoppen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen etwa aus der Verbrennung von Kohle und Öl oder aus der Tierhaltung stark reduziert werden.
"Extinction Rebellion": 600 Aktivisten festgenommen
Auch in Großbritannien gab es Protestaktionen für mehr Klimaschutz. Die Polizei nahm in London in fünf Tagen fast 700 Umweltaktivisten fest. Sie waren einem Aufruf der Bewegung "Extinction Rebellion" (Rebellion gegen die Auslöschung) gefolgt, unter anderem mit Sitzblockaden auf Straßen und Brücken friedlich für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. An der Aktion beteiligte sich auch die britische Schauspielerin Emma Thompson. Eine Drohung der Aktivisten, am Freitag den Betrieb des Londoner Großflughafens Heathrow mitten in den Osterferien zu stören, blieb folgenlos.
Hunderte Klimaaktivisten demonstrierten auch im westlich von Paris gelegenen Hochhaus- und Geschäftsviertel La Défense. Wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete, versammelten sich Dutzende vor dem Eingang des Ölkonzerns Total. Sicherheitskräfte entfernten rund 100 Menschen vom Gebäude des staatlichen Energiekonzerns EDF. Beim Einsatz in La Défense setzte die Polizei AFP zufolge auch Tränengas ein.