Tausende Schüler sind beim ersten internationalen Klimastreik von "Fridays for Future" für Klimagerechtigkeit auf die Straße gegangen - um "die Chance zu nutzen, ein Held zu sein".
Mit Plakaten und Spruchbändern beteiligten sich Tausende Kinder und Jugendliche an den "Fridays for Future"-Prosten in Aachen. In vier Demonstrationszügen liefen sie in Richtung Innenstadt und von dort aus weiter vor das Fuballstadion Tivoli, wo am Nachmittag eine mehrstündige Kundgebung begann.
Die Großdemo in Aachen war nach Angaben der Schülerbewegung der erste internationale Klimastreik von "Fridays for Future". Ihre Teilnahme zugesagt hatten demnach junge Menschen aus 17 Ländern. Die Organisatoren sprachen von mehreren zehntausend Teilnehmern. Nach Schätzungen der Polizei lag die Teilnehmerzahl im angemeldeten Rahmen von 10.000 bis 20.000.
Auf Transparenten, in Sprechchören und Reden forderten die Demonstranten ein schnelles Abschalten der Kohlekraftwerke und andere einschneidende Schritte zur Begrenzung des Klimawandels. Die Atmosphäre: gut gelaunt, aber entschlossen. "Wir müssen jetzt etwas tun, es ist eigentlich schon zu spät", warnte Malika Scheller (17) aus Freiburg. Der Klimaschutz sei eine "Existenzfrage", erklärte Alexander Beck (18) aus Überlingen am Bodensee. Nadja Gosteli (15) aus der Schweiz sagte, sie "nutze jetzt die Chance, etwas zu verändern in der Welt. Wenn man die Chance hat, ein Held zu sein, sollte man sie doch nutzen."
Rezo ebenfalls in Aktion
Lange nicht alle Schüler schwänzten den Unterricht, denn viele Schulen hatten den Freitag als Brückentag zwischen Fronleichnam und dem Wochenende freigegeben. "Ich habe frei", erklärte etwa die 17 Jahre alte Romy aus Köln. Sie hielt ein Schild hoch mit der Aufschrift "Das Klima ist aussichtsloser als unser Mathe-Abi". Die Schüler hatten noch weitere Plakate, Schilder und Transparente gebastelt. Darunter waren Aufschriften wie: "Die Dinos dachten auch, sie hätten Zeit" oder "Grandma, what's a Snowman?" (Oma, was ist ein Schneemann?).
Mehrere Schilder bezogen sich auch auf das Rezo-Video "Die Zerstörung der CDU", das vor der Europawahl eine Klimaschutz-Debatte entfacht hatte. Man war hier schließlich in "Rezo City" - Aachen ist der Wohnort des Youtubers. Nach eigenen Angaben war Rezo auch selbst mit dabei. Der junge Mann mit dem blauen Haarkamm verbreitete bei Instagram Videosequenzen von der Demo. In einer Szene filmte er einen Demonstranten mit einem Plakat, das einen gemalten Rezo zeigte. Kommentar des Youtubers: "Alter, wie cool - ich bin sogar auf Plakaten drauf."
Familien mit Kindern liefen ebenso vom Hauptbahnhof durch die Innenstadt zum Kundgebungsplatz vor dem Fußballstadion Tivoli wie ältere Leute. Dazu zählte der 88 Jahre alte Erasmus aus Köln. "Wir unterstützen die Schüler, wir wollen zeigen, dass wir Alten dieselben Ideen haben und dieselben Ziele", sagte er.
Waghalsige Kletteraktion an Brücke
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Bei einer waghalsigen Aktion seilten sich zwei Kinder von einer Brücke ab. Die Polizei beendete nach eigenen Angaben die Aktion. Bilder zeigen die beiden Kinder in Kletterzeug, wie sie in einem Abstand von einigen Metern an Seilen hingen. Zwischen den Seilen spannten sie ein Spruchbanner mit der Aufschrift "Eure Gier kostet unsere Zukunft". Der Protestzug wurde wegen der Aktion kurzfristig gestoppt.
Rund 40 Kilometer entfernt, am Tagebau Garzweiler, war unterdessen ein Katz- und Maus-Spiel zwischen Klimaaktivisten und Polizei im Gange. Einsatzwagen sammelten sich am Aussichtspunkt Hochneukirch im Norden des Tagebaus. Von diesem strategisch günstigen Platz hat man einen weiten Blick auf das riesige Abbaufeld. Ein Wasserwerfer rollte an und ein Räumfahrzeug.
Quelle: dpa
Die Polizei sperrte kurzzeitig den Bahnhof Viersen am Niederrhein, nachdem sich etwa 1.000 Aktivisten auf dem Weg dorthin gemacht hatten. "Wir möchten damit verhindern, dass mit der Bahn zum Tagebau angereist wird, um da Straftaten zu begehen", begründete eine Sprecherin der Aachener Polizei das Vorgehen. Schon das Eindringen in den Tagebau stelle eine Gefahr dar.
Die Demonstraten kamen nach Polizeiangaben aus dem Camp des Aktionsbündnisses "Ende Gelände", das Blockaden im Rheinischen Revier angekündigt hatte. " Sie seien nur auf dem Weg zu Mahnwachen und Versammlungen gewesen, sagte die Sprecherin des Aktionsbündnisses, Kathrin Henneberger und kritisierte: "Die Polizei nimmt jungen Menschen das Grundrecht, für ihre Zukunft zu protestieren."