Athen will die drei größten Flüchtlingslager auf Ägäis-Inseln schließen. Stattdessen sollen kleinere geschlossene Lager entstehen. "Pro Asyl" spricht von Haftlagern.
Die überfüllten Einrichtungen sollen neuen geschlossenen Lagern weichen. Dort sollen mindestens 5.000 Flüchtlinge untergebracht werden, die keine Aussicht auf Asyl haben.
Die griechische Regierung will auf den Ägäis-Inseln drei völlig überfüllte Flüchtlingslager schließen und mindestens 15.000 Flüchtlinge dort künftig in kleineren, geschlossenen Lagern unterbringen. Vize-Verteidigungsminister Alkiviadis Stefanis gab den Plan, die Camps auf den Inseln Lesbos, Chios und Samos zu schließen, bekannt. Die Küstenwache an der Grenze zur Türkei soll um 400, die Küstenwache auf den Inseln um 800 Mann verstärkt werden.
In vier Monaten etwa 40.000 zusätzliche Flüchtlinge
Die neuen Maßnahmen sollen die "Entschlossenheit" der Regierung im Umgang mit der Flüchtlingskrise zeigen, sagte Stefanis. Die zur Schließung vorgesehenen Lager sind für etwa 4.500 Menschen ausgelegt, sind aber hoffnungslos überfüllt. Die erbärmlichen Umstände, unter denen Männer, Frauen und Kinder in diesen Lagern hausen müssen, werden regelmäßig von Menschenrechtsgruppen scharf kritisiert.
Nach Angaben des Ministeriums für Zivilschutz in Athen trafen innerhalb von vier Monaten rund 40.000 zusätzliche Flüchtlinge in Griechenland ein.
Der konservative griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sagte am Dienstag dem "Handelsblatt", die europäischen Nachbarn betrachteten Ankunftsländer wie Griechenland als bequeme Parkplätze für Flüchtlinge und Migranten, er werde das "nicht länger hinnehmen".
Pro Asyl: "Von Elendslagern zu Haftlagern"
Nach ihrer Ankunft in den bisherigen, überfüllten Lagern hatten die Flüchtlinge das Recht, sich auf der jeweiligen Insel frei zu bewegen. Nun plane die Regierung "einen Schritt von Elendslagern zu geschlossenen Lagern, zu Haftlagern", kritisierte der Leiter der Europa-Abteilung der Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl, Karl Kopp.
Das entspreche "nicht unserer Konzeption von Menschenwürde", sagte Kopp der Nachrichtenagentur AFP. Er gehe davon aus, dass die bereits bestehenden Lager auf den griechischen Ägäis-Inseln nicht endgültig geschlossen, sondern umgebaut würden. Ein Datum für die Öffnung der neuen Lager nannte die Regierung in Athen nicht.
Während der Umstrukturierung will die griechische Regierung Tausende Flüchtlinge auf das Festland verlegen und die Bearbeitung von Asylanträgen beschleunigen. In den kommenden Wochen soll auf diese Weise die Zahl der Flüchtlinge auf den Ägäis-Inseln um rund 20.000 verringert werden. Dass ein Teil der Flüchtlinge die Inseln verlasse, sei "gut - da sind wir auch dafür", sagte Kopp. Er erinnerte daran, dass 55 bis 60 Prozent der Flüchtlinge, die im "Elend" der bisherigen Lager lebten, Frauen und Kinder seien.
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