Schlagershow, TV-Klassiker, Kult: Auch 50 Jahre nach der ersten Folge ist die "ZDF-Hitparade" unvergessen. Das ZDF feiert den Geburtstag - jetzt live mit einer Jubiläumsshow.
Mit diesen Worten begann am Samstag, den 18. Januar 1969 um 18:50 Uhr eine neue Musiksendung, die Geschichte schreiben sollte. 32 Jahre und 368 Folgen lang war die "ZDF-Hitparade" das Mekka, der Tempel, das Epizentrum des deutschen Schlagers. Dabei war das Rezept für diesen Erfolg verblüffend einfach: Monat für Monat gaben sich in den Berliner Union Film Ateliers die Stars und Sternchen des deutschen Schlagers ein Stelldichein und stellten ihre neuesten Titel vor. Das Besondere daran: Zugelassen waren ausschließlich deutschsprachige Lieder, alle Interpreten sangen live zum Halbplayback, und wer in der nächsten Folge noch einmal antreten durfte, entschieden die Zuschauer mit ihrem Votum. Zunächst per Postkarte, später per TED mittels Telefonanruf.
Zeremonienmeister Dieter Thomas Heck
Trotz vehementer Vorabkritik der Presse: Das Konzept von Moderator Dieter Thomas Heck und Regisseur Truck Branss ging auf und wurde ein Publikumsrenner. Weit über 20 Millionen Zuschauer versammelten sich in den Anfangsjahren vor den Fernsehschirmen und verfolgten gebannt die monatliche Live-Sendung aus Berlin. Erfolgsgarant war neben der Riege der Schlagerinterpreten auch und vor allem Dieter Thomas Heck.
Ihm gelang es wie keinem zweiten, den immer gleichen Sendungsablauf wie ein Ritual zu zelebrieren. Von den markanten Begrüßungsworten "Hier ist Berlin!" bis hin zum im Schnellsprechertempo vorgelesenen Abspann, von "Shootingstar dieser Ausgabe" über "Reiner, fahr ab" bis hin zu "Dreimal dabei, bitte nicht wiederwählen!" – Hecks sonore Stimme und prägnante Ausdrucksweise waren die unverkennbare Visitenkarte der Show und sind bis heute allen Hitparadenfans tief ins Gedächtnis eingebrannt.
Nach 183 Folgen übergab Heck Ende 1984 die Stafette an Viktor Worms, auf den im Jahr 1990 dann Uwe Hübner folgte. Trotz mehrfach geänderter Regularien, trotz behutsamer Modernisierungen in Bildsprache, Lichtgestaltung und Studiodesign: Hitparade = Heck war und blieb die definitive Erfolgsgleichung. Überdies sorgten die veränderten Sehgewohnheiten, ein sprunghaft zunehmendes Angebot an Fernsehsendern und die wachsende stilistische Bandbreite deutschsprachiger Musik mit der Zeit für einen nicht mehr umkehrbaren Quotenverlust des einstigen Straßenfegers.
Das Ende war schließlich nicht mehr abzuwenden: Am 16. Dezember 2000 gingen mit der 368. Folge im Atelier 3 der BUFA die Scheinwerfer für die "ZDF-Hitparade" unwiderruflich aus.
Mehr als nur Nostalgie
Vor 50 Jahren fing alles an, die letzte Folge liegt nun auch schon fast 19 Jahre zurück. Was ist geblieben von der "ZDF-Hitparade"? Sicher mehr als nur sentimentale Erinnerung an die sogenannte "gute alte Zeit". Nicht wenige der Künstler, die mit und durch die "ZDF-Hitparade" zu großen Stars geworden sind, sind immer noch ganz vorn dabei. Roland Kaiser, Nicole, Bernhard Brink, Michelle und Howard Carpendale seien hier stellvertretend genannt. Andere wie beispielsweise Christian Anders, Lena Valaitis, Bata Illic, Marianne Rosenberg, Michael Holm und Ireen Sheer werden heute nicht zuletzt der "ZDF-Hitparade" wegen als veritable Schlagerlegenden gefeiert. Was also war rückblickend betrachtet die Bedeutung der "ZDF-Hitparade"? Ein Karrieresprungbrett? Bestimmt. Ein Abbild deutschen Musikschaffens? Mag sein. Ein Stück deutsches Kulturgut? Vielleicht sogar auch das. Ganz sicher aber war sie ein großes und wichtiges Kapitel in der Geschichte des "Zett-De-Eff".
Dirk Quaschnowitz war von 1996 bis 2000 verantwortlicher Redakteur der "ZDF-Hitparade".