Immer mehr Jugendliche studieren, immer weniger wollen in die Lehre. Das will Minister Heil ändern. "Es geht um die Gleichwertigkeit von beruflicher Ausbildung", sagte er im ZDF.
"Geselle und Meister sind volkswirtschaftlich genauso sinnvoll wie Bachelor und Master", sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im ZDF-Morgenmagazin. Die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in den verschiedenen Branchen müssten allerdings attraktiver werden, gerade in Regionen, in denen nicht genug gezahlt werde, sagte Heil weiter. Der Mindestlohn, der im ersten Ausbildungsjahr auf 515 Euro erhöht werden soll, könne dafür einen Beitrag leisten. Zudem müsse man generell in einigen Berufen die Arbeits- und Ausbildungszeit verbessern - "vor allen Dingen gilt das für die Altenpflege, da muss einfach besser gezahlt werden", so Heil.
Heil will Berufsanfängern "zweite Chance" geben
Quelle: dpa
Um junge Leute darüber zu informieren, welche Berufe es gibt und sie sich Gedanken machen können, welchen Weg sie beruflich einschlagen wollen, fordert Heil eine "frühzeitige Berufsorientierung an Schulen". Eine immer größere Anzahl von Abiturienten würde an die Universitäten gehen, "aber nicht notgedrungen das Studium auch abschließen". Also müsse man klar machen, dass auch in der dualen Ausbildung große Chancen lägen.
Heil plädiert außerdem dafür, jungen Berufsanfängern "eine zweite Chance" zu geben: "Wir reden über Fachkräftemangel und Ausbildungsmangel und haben gleichzeitig 1,1 Millionen Leute zwischen 20 und 30 Jahren ohne berufliche Erstausbildung." Er wolle dafür sorgen, dass junge Menschen, die einen Berufsabschluss nachholen wollen, weil sie ihn verpasst haben, auch "ein Recht darauf haben, dabei von der Bundesagentur für Arbeit gefördert zu werden". Wirtschaft und Politik müssten hier eng zusammenarbeiten.
Bleibestatus von Flüchtlingen in Ausbildung sichern
Auf die Frage, ob junge Leute mit Flüchtlingshintergrund Ausbildungslücken füllen würden, bestätigt Heil, dass es viele junge Leute mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund eine Ausbildung ergriffen hätten, "da gibt es viele gute Beispiele, weil auch viele Mittelständler und kleine Unternehmen sich kümmern, weil sie die Leute auch brauchen können". Wichtig sei, dass diejenigen, "die eine Ausbildung begonnen haben und die hier sind in einem ungesicherten Status, die Chance haben, auch hierbleiben zu können". Frühzeitige Sprachförderung sei für eine Ausbildung unerlässlich, so Heil.
Auf den Entwurf seines neuen "Arbeit-von-morgen"-Gesetzes angesprochen, erläutert Heil, dass man einerseits auf Qualifizierung und Weiterbildung setzen wolle und andererseits eine "Vorsorge für schwierige Zeiten" fordere: "Wenn wir zum Beispiel in eine Situation kommen, in der man verstärkt wieder Kurzarbeitergeld zahlen muss, um Arbeit zu finanzieren statt Arbeitslosigkeit." Diese Situation gebe es derzeit zwar nicht, aber "wir wollen die Instrumente jetzt scharf stellen".