Bei seinem verheerenden Zug über Teile Indiens und Bangladeschs hat Zyklon "Bulbul" mindestens 14 Menschen getötet. Mehr als zwei Millionen Menschen mussten fliehen.
In Folge des Zyklons "Bulbul" sind in Indien und im benachbarten Bangladesch nach Behördenangaben mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. In den Küstengebieten der beiden südasiatischen Länder mussten am Wochenende mehr als zwei Millionen Menschen ihre Häuser verlassen.
Auf Land getroffen war "Bulbul" bei den weltweit größten Mangrovenwälder. Diese wurden von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt. Sie beheimaten seltene Tier- und Pflanzenarten, auch den gefährdeten Königstiger. Der Sturm traf am Samstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Stundenkilometern in der südasiatischen Grenzregion auf Land und zog dann weiter ins Landesinnere. Im Laufe des Sonntags schwächte er sich dann ab. "Bulbul" ziehe aber "schwere Regenfälle" nach sich, sagte der stellvertretende Direktor der Wetterbehörde, Ayesha Khatun, der Nachrichtenagentur AFP.
Zehntausende freiwillige Helfer im Einsatz
In Bangladesch war das Küstengebiet Khulna am schwersten betroffen. Rund 4.000 Lehm- und Blechhütten wurden nach Angaben des Katastrophenschutzes zerstört. Umgestürzte Bäume versperrten mehrere Straßen, der Zugang zum Katastrophengebiet war eingeschränkt. Einige tiefliegende Gebiete seien überflutet worden, sagte Katastrophenschutzminister Enamur Rahman. Die Armee schickte Soldaten zur Unterstützung in das Katastrophengebiet. Auch zehntausende freiwillige Helfer waren im Einsatz und riefen die Bewohner dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen. Auf der Insel St. Martin's im Osten Bangladeschs strandeten rund 1.500 Touristen, als der Fährbetrieb eingestellt wurde.
Rund 2,1 Millionen Bangladescher wurden in Notunterkünfte gebracht. "Wir haben die Nacht mit 400 anderen Menschen verbracht", sagte die 30-jährige Ambia Begum, die mit ihrer Familie in einer Notunterkunft in der Hafenstadt Mongla Schutz gesucht hatte. "Ich mache mir Sorgen um mein Vieh und das Strohdach meines Hauses", fügte die Mutter dreier Kinder hinzu.
In Indien konnten derweil fast 120.000 Menschen, die aus betroffenen Gebieten in Sicherheit gebracht worden waren, wieder in ihre Häuser zurückkehren. "Der Sturm hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen, nachdem er die Küste Westbengalens erreichte", sagte der Stadtentwicklungsminister des Bundesstaats im Osten Indiens, Firhad Hakim. Bäume seien ausgerissen, die Dächer vieler Häuser seien weggefegt worden.
Der Sturm war zuerst auf die Sundarbans getroffen, dem im Grenzgebiet zwischen Indien und Bangladesch liegenden größten Mangrovenwald der Welt. Die Mangroven hätten die Küste vor noch schwerwiegenderen Folgen des Sturms geschützt, sagte der Vize-Direktor der bangladeschischen Wetterbehörde.
Die tiefliegende Küste Bangladeschs mit ihren rund 30 Millionen Einwohnern und der Osten Indiens werden regelmäßig von zerstörerischen Zyklonen heimgesucht. Hunderttausende Menschen kamen dort in den vergangenen Jahrzehnten bei Wirbelstürmen ums Leben. Im Mai waren zwölf Menschen in dem schweren Zyklon "Fani" ums Leben gekommen.Während Häufigkeit und Intensität der Zyklone durch den Klimawandel zugenommen haben, ist die Zahl der Todesopfer durch schnellere Evakuierungsmaßnahmen und den Bau tausender Zyklon-Notunterkünfte entlang der Küste gesunken.
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