Weil seine Texte zum Drogenkonsum aufriefen, ist der iranische Rapper Tataloo in der Türkei festgenommen worden. Dabei geht es wohl aber eher um seine Kritik am Regime in Teheran.
"Das Paradies ist für mich weit entfernt. Ich bin verzweifelter als sonst. Ich bin pessimistischer als sonst", singt der iranische Rapper Tataloo in seinem Musik-Video "Jahanam", "in meiner Hölle gibt es niemanden mehr, der Mut hat. In meinem Kopf habe ich den Geschmack von Blut. Es ist als stürze ich mich aus großer Höhe hinab."
In "Jahanam" geht es um Verzweiflung, Selbsthass, Hoffnungslosigkeit und Todessehnsucht. Im Video wird er festgenommen, verhört, vor Gericht gestellt, hingerichtet. Und vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse erscheint das Video schon fast als Vorahnung. Amirhossein Maghsoudloo, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Amir Tataloo, sieht martialisch aus, er singt martialische Texte, und wohl auch deshalb verfolgen ihn Irans Sittenwächter - bis in die Türkei.
Iran hat regimekritische Texte im Blick
Wie gerade erst bekannt wurde, hat die türkische Polizei den 36-jährigen iranischen Rapper auf Antrag von Interpol Anfang der Woche festgenommen. Iranische Behörden werfen dem Musiker vor, in seinen Songs zum Drogenkonsum aufzurufen. Eher aber geht es ihnen wohl um seine regimekritischen Texte. Seit einiger Zeit stellt sich der nicht nur im Iran bekannte Rapper gegen die Politik und Lebensumstände in seiner Heimat.
Irans Sittenwächter bezeichnen seine Musik als unmoralisch und jugendgefährdend, seine Lieder und Videos sind ebenso verboten wie Live-Auftritte. Zweimal bereits saß er in iranischen Gefängnissen. Aus diesem Grund verließ Tataloo den Iran, lebte seither in der Türkei und plante gerade für Ende Februar eine Konzertreise nach Großbritannien.
Auslieferung von Tataloo steht noch nicht fest
Nun die Festnahme in der Türkei. Interpol unterstützt nationale Strafverfolger dabei, Ermittlungsanfragen, Haftbefehle und Auslieferungsbegehren im Ausland zuzustellen und möglichst auch zu vollstrecken. Allerdings kann Interpol dies nicht selbst tun. In diesem Fall haben türkische Sicherheitskräfte auf eine sogenannte "Rote Ausschreibung" von Interpol reagiert.
Damit beantragt der Iran, den Gesuchten mit dem Ziel der Auslieferung festzunehmen. Ob die Türkei Tataloo allerdings tatsächlich an Teheran überstellt, steht noch nicht fest. Angeblich, so heißt es, habe man ihn wegen Visavergehens nur vorübergehend festgenommen.
Unterstützer fordern Prozess in der Türkei
Tataloos Fans jedenfalls versuchen gerade, eine Auslieferung zu verhindern. Der Musiker zählt zu den bekanntesten iranischen Künstlern. Auf Instagram folgen ihm 2,4 Millionen, auf Facebook sind es immerhin auch noch rund 1,5 Millionen Follower. Auf der Kampagnen-Plattform Change.org starteten sie eine Unterschriftensammlung, mit der die Türkei aufgefordert werden soll, Tataloo nicht an den Iran auszuliefern. 260.000 der erhofften 300.000 haben bereits unterschrieben.
Der Iran, das islamische Land im Mittleren Osten, ist seit 40 Jahren abgeschottet. Vor allem junge Menschen wünschen sich eine Öffnung gen Westen und leiden unter dem strengen Mullahregime.
In dem Aufruf heißt es, der Künstler habe im Falle einer Auslieferung keine Chance auf einen fairen Prozess. Sollte es tatsächlich strafbare Vergehen gegeben haben, solle er in der Türkei vor Gericht gestellt werden. Nicht im Iran. Im Grunde aber, so heißt es bei Change.org, sei Tataloo kein Krimineller, sondern lediglich ein Sänger.