Im August 1989 hatten über 600 DDR-Bürger das Paneuropa-Picknick nahe der ungarisch-österreichischen Grenze zur Flucht in den Westen genutzt. Merkel und Orban gedenken heute daran.
Mit viel Lob für Bundeskanzlerin Angela Merkel und einem Aufruf zur stetigen Arbeit am Zusammenhalt der EU hat Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban im westungarischen Sopron den 30. Jahrestag der ersten Massenflucht von DDR-Bürgern gen Westen gewürdigt. Europas Einheit sei nicht vollendet, sie müsse stets neu erschaffen werden, sagte Orban.
Anläßlich erster Massenflucht von DDR-Bürgern
Merkel und Orban trafen sich aus Anlass des Jubiläums zu einem ökumenischen Festakt in der Evangelischen Kirche der Stadt. Merkel genieße "die Wertschätzung der ungarischen Nation", zumal sie stets für den europäischen Zusammenhalt gearbeitet habe und immerhin zum 4. Mal zur Bundeskanzlerin gewählt worden sei, sagte Orban in einer Rede nach einem ökumenischen Gottesdienst.
Die Ungarn hätten immer gewusst, dass die eigene Befreiung von den Sowjets nur durch die deutsche Wiedervereinigung gelingen könne. Daher sei der deutsche Wiedervereinigungsgedanke seinerzeit in Ungarn mehr unterstützt worden als in Deutschland.
Allerdings solle Europas Einheit nie als "vollendet" betrachtet werden. Vielmehr müsse sie "von Konflikt zu Konflikt" stets neu erschaffen werden, sagte der rechtsnationale Regierungschef mit Blick auf die deutsch-ungarischen Verstimmungen wegen der Migrationspolitik. Orban fährt seit Jahren einen strikten Kurs gegen Zuwanderung. Deutschland kritisiert illiberale Tendenzen in Ungarn.
Am 19. August 1989 hatten mehr als 600 Bürger das Paneuropa-Picknick nahe der ungarisch-österreichischen Grenze zur Flucht in den Westen genutzt. Der erste Riss im Eisernen Vorhang, der Ost und West trennte, war der Vorbote des Falls der Berliner Mauer wenige Wochen später.