Get brexit done, das Versprechen, den Brexit endlich über die Bühne zu bringen - das brachte Boris Johnson die absolute Mehrheit.
Voraussetzung für seinen Triumph war, dass Jeremy Corbyn die traditionsreiche Labour Partei ins linke Abseits geführt hat. Corbyn hat nicht gegengehalten, keine klare Position zum Brexit bezogen.
So hatte Großbritannien die Wahl zwischen einem lauten Clown und einem skurrilen Außenseiter. In einer Phase extremer Verwirrung haben sich die Wähler für den Lauten entschieden, der auch vor Lügen nicht zurückschreckte.
Votum gegen das Projekt Europa
Endlich Klarheit, das dachten sie heute auch in Brüssel oder an den Börsen. Dabei ist das zweite Votum der Briten gegen das Projekt Europa vor allem - traurig. Mit dem Vereinigten Königreich verliert gerade Deutschland einen zwar oft störrischen, für die Balance der Gemeinschaft aber sehr wichtigen Partner.
Das Wahlergebnis bestätigt den Riss zwischen Jungen und Alten, zwischen den Metropolen und den deindustrialisierten ländlichen Räumen. Im Zeitalter der Globalisierung erschien die EU zu vielen Briten als Teil des Problems und nicht als Bollwerk gegen ungezügelte Märkte.
Zerstörerisches Potential
Offenbar werden Freihandel, Zollabbau, Freizügigkeit von Waren und Arbeitnehmern in der EU nicht als Errungenschaft, sondern als Bedrohung wahrgenommen. Wenn es Brüssel nicht gelingt, neben dem Motor der Wirtschaft auch zum Schutzschild der Schwachen zu werden, dann drohen noch weitere Exits.
Der neue Nationalismus siegt im Mutterland der Demokratie. Das schwächt das Projekt Europa im Kern. Johnsons Durchmarsch hat, wie das Wahlergebnis in Schottland zeigt, das Potential, Großbritannien, so wie wir es kennen und lieben, zu zerstören. Der Albtraum könnte noch nicht zu Ende sein.