Thüringen hat gewählt - und wie: Die Linke ist erstmals stärkste Kraft in einem Bundesland. Die FDP muss bis zum letzten Wahlkreis zittern. Und sonst? Ein Überblick.
Das vorläufige Ergebnis im Überblick:
- CDU mit Spitzenkandidat Mike Mohring: 21,8 Prozent
- Linke mit Ministerpräsident Bodo Ramelow: 31,0 Prozent
- SPD mit Spitzenkandidat Wolfgang Tiefensee: 8,2 Prozent
- AfD mit Spitzenkandidat Björn Höcke: 23,5 Prozent
- Grüne mit Spitzenkandidatin Anja Siegesmund: 5,2 Prozent
- FDP mit Spitzenkandidat Thomas Kemmerich: 5,0 Prozent
Bemerkenswert: wie knapp die FDP in den Landtag einzieht. Am Ende kommt sie auf 5,0005 Prozent. Sechs Stimmen weniger - und die Liberalen wären an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert.
Wer hat gewählt?
Insgesamt durften 1,73 Millionen Wahlberechtigte ihre Stimme abgeben. Die Wahlbeteiligung ist dabei deutlich höher als bei der letzten Wahl: 64,9 Prozent der Thüringer haben ihre Stimme abgegeben - im Vergleich zu 52,7 Prozent im Jahr 2014.
Wie sieht die Sitzverteilung aus?
Was bedeutet das für mögliche Koalitionen?
Für die absolute Mehrheit im Erfurter Landtag braucht es 46 Sitze (insgesamt: 90 Sitze). Das macht die Regierungsbildung in den kommenden Wochen enorm spannend - denn nach der Prognose kann kaum eine der denkbaren Koalitionen die nötige Mehrheit aufbringen:
- Die aktuelle Regierung (Linke, SPD, Grüne): 41 Sitze.
- CDU, SPD, Grüne: 32 Sitze.
- CDU, SPD, Grüne, FDP: 37 Sitze.
- Linke, SPD, Grüne, FDP: 46 Sitze.
Wer hat wie gewählt?
Die Linke hat ihren Erfolg vor allem den Wählerinnen zu verdanken: 32 Prozent der Frauen wählten die Partei von Ministerpräsident Ramelow. Bei den Männern kam die Partei zwar auch auf 28 Prozent, was erst einmal nicht viel weniger ist. Allerdings haben auch 28 Prozent der Männer AfD gewählt. Bei den Frauen bekamen die Rechtspopulisten nur 17 Prozent.
Interessant auch das Wahlergebnis nach Altersgruppen. Hier gilt: Je älter die Wählerinnen und Wähler, desto besser die Linken - und desto schlechter die AfD. Bei den über 60-Jährigen holt die Linke 40 Prozent, die AfD dagegen nur 16 Prozent. Ganz anders die Mehrheitsverhältnisse bei den unter 30-Jährigen:
Wie haben die Spitzenkandidaten in ihren Wahlkreisen abgeschnitten?
- Bodo Ramelow: 42,1 Prozent in Erfurt III - Direktmandat
- Mike Mohring: 31,2 Prozent in Weimarer Land I / Saalfeld-Rudolstadt III - Direktmandat
- Björn Höcke: 21,4 Prozent in Eichsfeld I - kein Direktmandat
- Wolfgang Tiefensee: 15,3 Prozent in Gera II - kein Direktmandat
- Anja Siegesmund: 24,7 Prozent in Jena I - kein Direktmandat
- Thomas Kemmerich: 7 Prozent in Erfurt III - kein Direktmandat
Mehr zu den Ergebnissen in den Wahlkreisen in unserer interaktiven Karte.
Stichwort Wählerwanderung: Woher kommen die Wähler der AfD?
Wie kommentiert ZDF-Chefredakteur Peter Frey die Wahl?
"Mehr als jeder fünfte Wähler entschied sich für Höckes AfD. Platz zwei - bitter, besonders für die CDU. Das ist nicht nur Protest oder der Aufschrei von Abgehängten. Nein, wer Höcke wählte, wählte den 'Flügel', wählte bewusst rechtsextrem. Das ist schockierend und zeigt, 30 Jahre nach dem Fall der Mauer, eine neue Spaltung." Der ganze Kommentar hier.
Wie reagieren die Spitzenkandidaten?
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CDU-Spitzenkandidat
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Linke-Spitzenkandidat
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SPD-Spitzenkandidat
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AfD-Spitzenkandidat
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Grünen-Spitzenkandidatin
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FDP-Spitzenkandidat
Weitere Reaktionen im Video:
Wie ging die letzte Wahl aus?
2014 hat die CDU die Wahl zwar gewonnen. Mit 33,5 Prozent wurde sie stärkste Kraft im Land. Den Regierungschef stellt sie aber nicht. Das ist Bodo Ramelow, der erste Ministerpräsident der Linken in einem deutschen Bundesland. Er regiert zusammen mit SPD und Grünen.
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