Homosexualität ist noch immer ein Verbrechen in Kenia, bis zu 14 Jahre Gefängnis stehen auf gleichgeschlechtlichen Sex. Das könnte ein Gerichtsurteil jetzt ändern.
Mitten im Zentrum Nairobis ist er der Ort, an dem Schwule und Lesben in Kenia frei sein dürfen. Rogers und seine Freunde kommen hierher, obwohl sie glitzernde Frauenkleider tragen und bunt geschminkt sind. Mit einem Taxi fahren sie direkt vor die Türe des Clubs, werfen sich Jacken über und huschen zur Eingangstüre. Würden sie so in andere Clubs gehen, drohten Anfeindungen oder Schläge, sagt Rogers. Warum er es trotzdem tut? "Das Make-up lässt mich die Person spüren, die ich wirklich bin, in mir drinnen. Nicht nur die, die ich nach außen hin bin."
Der 24-Jährige beschreibt sich selbst als Drag-Queen, vor einigen Jahren hat er sich als schwul geoutet. Das kenianische Gesetz sieht Menschen wie ihn als Kriminelle. Zwar ist es nicht verboten, sich zu outen, Beischlaf zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern gilt jedoch als "widernatürlich" und kann mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden.
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Paragrafen decken die Übergriffe der Polizei
Verurteilt werden die Beschuldigten nicht. "Der Polizei fehlen die Beweise, sie erwischen dich nicht beim Geschlechtsverkehr", sagt Caroline Kioko, Menschenrechtsanwältin der Heinrich-Böll-Stiftung in Nairobi. Erst 2018 wurden erzwungene Anal-Untersuchungen verboten, die feststellen sollten, ob Männer gleichgeschlechtlichen Sex hatten. Trotzdem geschehe das noch immer in vielen Zellen.
Das kenianische Recht dient der Polizei auch als Rückendeckung für Schikanen. "Sie verhaften Menschen willkürlich, durchsuchen ihre Häuser, dringen in ihr Privatleben ein", erzählt Kioko. "Dabei können sie sich immer hinter dem Gesetz verstecken und behaupten, es habe der Verdacht auf gleichgeschlechtlichen Sex bestanden." Zwischen 2010 und 2014 seien knapp 600 Männer in Kenia deshalb verhaftet worden.Von Pöbeleien bis zu "korrektiven Vergewaltigungen"
Homosexualität gilt in weiten Teilen der kenianischen Bevölkerung als wider die afrikanische Kultur, das Christentum oder den Islam. Oft bleibt es nicht bei verbalen Attacken. Homosexuelle Männer werden auf der Straße verprügelt, teilweise sogar in den eigenen vier Wänden aufgesucht, erzählt Kioko. "2018 wurde eine lesbische Frau in Nairobi von mehreren Männern vergewaltigt, um sie wieder heterosexuell zu machen. Angeheuert wurden die Männer von ihrer eigenen Familie."
Die Anti-Homosexuellen-Gesetze zementieren den Hass in der Gesellschaft Kenias, legitimieren ihn. Sie stammen aus der britischen Kolonialzeit, nachdem Kenia 1963 seine Unabhängigkeit gewonnen hatte, wurden sie ins Strafgesetzbuch übernommen. Auch die große Verfassungsreform im Jahre 2010 überlebten sie - obwohl diese die Diskriminierung von Minderheiten ausdrücklich unter Strafe stellt.
Hier setzt die kenianische Organisation NGLHRC an, die für die Rechte der LGBTQ-Gemeinde kämpft. Sie will Homosexualität entkriminalisieren, am 24. Mai könnte dafür ein großer Meilenstein erreicht werden. Eine Petition der Organisation hat es vor den Hohen Gerichtshof geschafft. Nachdem das Urteil im Februar verschoben wurde, soll jetzt entschieden werden, ob die Paragrafen 162 und 165 verfassungskonform sind oder nicht.Draußen bedroht - in den Clubs frei
Die Betroffenen erwarten die Urteilsverkündung jedoch auch mit gemischten Gefühlen. In der homophilen Bar in Nairobis Stadtzentrum diskutiert Alex mit Freundinnen über die Folgen. "Das wird auch mehr Aufmerksamkeit auf uns lenken, die Leute werden wütend sein", sagt sie. "Es wird wieder mehr Anfeindungen und Angriffe auf uns geben."
Alex will alte Rollenbilder aufbrechen, wirbt mit Freundinnen auf Instagram für geschlechterneutrale Mode. Heute trägt sie eine tief hängende Latzhose und eine Basecap. Auf der Straße werde sie dafür angepöbelt, meist von Männern. "Du willst ein Mann sein? Zeig uns, dass du einer bist!", sei einer der häufigsten Kommentare. "Das musst du ignorieren und schnell weiterlaufen", sagt sie. "Auf keinen Fall darfst du Widerworte geben, sonst bringst du dich in Gefahr."
Auf der Terrasse des Clubs ist Alex in einer sicheren Zone. Hier kann sie die Hände ihrer Partnerin streicheln oder sich mit ihr knutschend in die Ecke verziehen, hier ist sie frei. Bis das auch auf Nairobis Straßen möglich ist, ist es noch ein langer Weg. Ein positives Gerichtsurteil am 24. Mai wäre ein wichtiger Schritt dorthin.
Homosexualität: Wie ist die Lage in Afrika?
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