Nachdem sich syrische Regierungstruppen zuletzt mehr auf die türkischen Offensive an der Nordgrenze konzentriert haben, greifen sie wieder in Idlib an. Wieder sterben Zivilisten.
Quelle: DPA
Bei Angriffen der Luftwaffe auf zwei Märkte in der Region im Nordwesten des Landes sind durch Truppen von Präsidenten Baschar al-Assads bis zu 21 Menschen verletzt und mehrere Menschen getötet worden. Insgesamt sind damit bei schweren Kämpfen in der Region Idlib von Samstag bis Montag nach Angaben von Aktivisten und Rettern über 100 Menschen getötet worden. Das teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Zivilisten unter den Opfern
Syrische und russische Jets hätten einen Markt in Marat al-Numan, einen Markt in Sarakib sowie einen weiteren Ort bombardiert. Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden zwischen 11 und 15 Zivilisten getötet und zahlreiche weitere verletzt. Die Rettungsorganisation Weißhelme veröffentlichte Fotos und Videos, die einen Markt in Trümmern und Todesopfer sowie Schwerverletzte zeigen. Die Provinz Idlib ist eines der letzten Gebiete Syriens, das noch von islamistischen Aufständischen kontrolliert wird. Beherrscht wird das Rebellengebiet von der Al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Zudem sind dort Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) und die pro-türkische oppositionelle Nationalarmee aktiv. Deren Einheiten hatten sich Anfang Oktober unter einer gemeinsamen militärischen Führung vereint.
Die Assad-Regierung versucht mit Unterstützung Russlands seit Monaten, die letzte große Rebellenhochburg im Land nach mittlerweile acht Jahren Krieg unter ihre Kontrolle zu bringen. Ende April hatten die Regierungstruppen eine Offensive gegen Idlib und die benachbarte Provinz Hama begonnen und dabei wichtige Gebiete erobert. Syrien und Russland argumentieren, mit den Angriffen Terroristen zu bekämpfen.
Kliniken Ziel von Angriffen
Bei den Angriffen kommen immer wieder Zivilisten ums Leben. Märkte und zivile Einrichtungen wie Kliniken wurden schon mehrfach Ziel von Luftangriffen. Bei einem der schwersten Bombardements auf einen Markt in Idlib hatten Dutzende Flugzeuge im Herbst 2016 durch Luftangriffe mehr als 60 Menschen getötet. Tausende Menschen ergriffen im Zuge der Kämpfe die Flucht.
Die Zahl der Todesopfer über das Wochenende sei die höchste seit Inkrafttreten einer Waffenruhe im August, teilten die Aktivisten der Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die Beobachtungsstelle sprach von Hunderten Luftangriffen seit Freitag. Seit Beginn der Offensive im April seien mehr als 4.600 Menschen getötet worden, darunter mehr als 1.200 Zivilisten. Erneut seien durch die Gefechte und Luftangriffe nun Anwohner vertrieben worden, die in Richtung der syrisch-türkischen Grenze geflüchtet seien.
In Syrien gibt es nach Einschätzung der Bundesregierung aktuell keine Region, in die Flüchtlinge ohne Risiko zurückkehren können. Das geht aus einem vom Auswärtigen Amt verfassten internen Bericht hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.