Kurz vor den Parlamentswahlen in Kanada kommen Fotos aus Justin Trudeaus Vergangenheit an die Öffentlichkeit. Der Regierungschef entschuldigt sich.
Quelle: Sean Kilpatrick/The Canadian Press/AP/dpa
Gut einen Monat vor den vermutlich engen Parlamentswahlen sieht sich Kanadas Regierungschef Justin Trudeau mit einer heiklen Angelegenheit konfrontiert: Das "Time Magazin" veröffentlichte ein Foto aus dem Jahre 2001, das ihn auf einem Kostümball in orientalischer Verkleidung und einem dunkel geschminkten Gesicht zeigt.
Er habe mit seinem Auftritt "einen Fehler gemacht", der ihm "zutiefst leid" tue. Aus heutiger Sicht sehe er ein, dass seine Verkleidung "rassistisch" gewesen sei.
Die Praxis des so genannten Blackfacing, bei der dunkel geschminkte Weiße zum Beispiel auf der Bühne oder der Leinwand die Rollen von Schwarzen übernehmen, ist in Nordamerika hoch umstritten.
Opposition: Mangel an Urteilsvermögen
Jagmeet Singh von der Oppositionspartei New Democratic Party kritisierte Trudeaus Verhalten als "verstörend" und "beleidigend". Trudeaus Rivale Andrew Scheer von der Konservativen Partei warf dem Premierminister einen "Mangel an Urteilsvermögen und Integrität" vor und erklärte, Trudeau sei nicht geeignet, das Land zu regieren.
Trudeau kämpft um seine Wiederwahl. Seine Aussichten werden bereits durch eine Affäre um politische Einflussnahme und Korruption getrübt. Die Ethikkommission des Parlaments hatte den liberalen Regierungschef im vergangenen Monat gerügt und ihm vorgeworfen, in der Affäre um den Baukonzern SNC-Lavalin Einfluss auf die Ermittlungen genommen zu haben.
Skandal um Baukonzern setzt Trudeau zu
Trudeau und seine Vertrauten übten demnach auf unzulässige Weise Druck auf die damalige Justizministerin Jody Wilson-Raybould aus, um SNC-Lavalin vor Strafverfolgung zu schützen.
Der Skandal um den Baukonzern hatte Trudeaus Regierung im Frühjahr in eine Krise gestürzt. Justizministerin Wilson-Raybould, Haushaltsministerin Jane Philpott und zwei ranghohe Parteivertreter aus Trudeaus Umfeld traten zurück. Wilson-Raybould berichtete später, sie sei von Regierungsvertretern dazu gedrängt worden, die Staatsanwaltschaft von einer außergerichtlichen Einigung zu überzeugen.