Ex-Schalke-04-Spieler Hans Sarpei hat Schalkes Aufsichtsratsvorsitzenden Tönnies für eine rassistische Aussage beim Tag des Handwerks scharf kritisiert und fordert Konsequenzen.
Ex-Profi Hans Sarpei hat Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies wegen dessen Äußerung über den angeblichen Zusammenhang von Energieversorgung, Klimawandel und Überbevölkerung in Afrika kritisiert. "Die Aussagen von Tönnies zeigen ein Weltbild, das an die Kolonialzeit erinnert", twitterte Sarpei zu seinen fast 500.000 Followern. "Es sind rassistische Bemerkungen, die in keinster Weise mit dem Leitbild des S04 vereinbar sind. Als Mitglied wünsche ich mir, dass der Ehrenrat klar Position bezieht und über Konsequenzen berät."
Quelle: imago
Auf Facebook schrieb Sarpei, als Deutscher afrikanischer Herkunft widerten ihn die Aussagen Tönnies an. Er habe sich bei allen entschuldigt, "nur nicht bei denen, die er rassistisch beleidigt hat". Tönnies habe das Weltbild "eines Großwild-Jägers, der ausgestopfte Baby-Elefanten auf seinem Hof als Trophäen präsentiert, auf Arbeitszeitfirmen mit günstigen ausländischen Arbeitskräften setzt und Putin den Hof macht".
Der Fleischfabrikant Tönnies hatte nach einem Bericht der Zeitung "Neue Westfälische" beim Tag des Handwerks in Paderborn eine Rede zum Thema "Unternehmertum mit Verantwortung - Wege in die Zukunft der Lebensmittelerzeugung" gehalten. Als Festredner hatte er Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren", sagte Tönnies.
Tönnies entschuldigt sich für Aussage
Am Freitag hatte sich der 63-Jährige öffentlich entschuldigt. "Als Vorsitzender des Aufsichtsrats des FC Schalke 04 stehe ich 1.000-prozentig hinter unseren Vereinswerten. Dazu gehört der Einsatz gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung", stellte Tönnies im Internetportal des Clubs fest. Für seine Aussage wolle er sich entschuldigen. "Sie war falsch, unüberlegt und gedankenlos und entsprach in keiner Weise unserem Leitbild. Es tut mir sehr leid", fügte er hinzu.
Schalke-Sportvorstand Jochen Schneider nahm Tönnies in Schutz. "Ich kenne Clemens Tönnies seit zehn Jahren. Er ist ein Mensch, der zu hundert Prozent die Werte von Schalke 04 vertritt", sagte er am Rande des Trainingslagers des Fußball-Bundesligisten im österreichischen Mittersill. Laut Schneider habe Tönnies eine "unbedachte Äußerung getätigt und sich heute Morgen prompt entschuldigt. Unsere Gesellschaft funktioniert so, dass sich ein Mensch entschuldigen kann und es danach weiter geht."
Verein steht hinter Tönnies
Der Verein reagierte am Freitag mit einer vom Vorstand gezeichneten Erklärung, in der es hieß: "Wir haben Clemens Tönnies in den langen Jahren der Zusammenarbeit nie anders erlebt als jemanden, der mit vollem Einsatz für den FC Schalke 04 und unsere Werte einsteht. Seine Aussage steht natürlich in deutlichem Widerspruch zu unserem Leitbild, daher war seine Entschuldigung richtig und wichtig."
Sarpei antwortete prompt mit einem Facebook-Post, indem er die Aussage Schneiders als "groben Unfug" bezeichnete. "Wenn das, was Clemens Tönnies in Kolonialmanier gesagt und womit er einen ganzen Kontinent rassistisch beleidigt hat, zu 100 Prozent die Schalker Werte sind, dann vernichte ich noch heute meinen Mitgliedsausweis", kündigte er an. Wer in der Öffentlichkeit stehe, müsse seiner Verantwortung gerecht werden und dürfe nicht die Werte, die er im Leitbild verankert, mit Füßen treten.
Der frühere ghanaische Nationalspieler Sarpei hatte nach Stationen unter anderem in Duisburg, Wolfsburg und Leverkusen von 2010 bis 2012 für den FC Schalke 04 in der Bundesliga gespielt.