Japans neuer Kaiser Naruhito hat einen steinigen Weg vor sich. Er ist eingezwängt in ein uraltes Hofritual. Retten könnte ihn seine Frau Masako.
Einen Tag nach der Abdankung von Kaiser Akihito hat dessen Sohn Naruhito den Thron bestiegen. Der Tenno versprach stets an der Seite seines Volks zu stehen.
Mehr als über ihren neuen Kaiser haben die Japaner vor dem Thronwechsel über ihre neue Kaiserin Masako gesprochen. In einem der raren Interviews sagte sie Ende vergangenen Jahres, sie fühle sich "unsicher" dabei, nun Kaiserin zu werden. Masako war vor ihrer Heirat mit Japans neuem Kaiser Naruhito Karrierediplomatin. Ausgebildet in Harvard und Oxford spricht sie fünf Sprachen. Die Enge des Hofzermoniells setzt ihr seit Jahren zu, offenbar leidet sie immer wieder an Depressionen. Das hat die Japaner besorgt.
Trotzdem könnte es gerade Masako sein, die entscheidend dazu beiträgt, dass Japans Kaisertum ein moderneres Gepräge bekommt. Das Kaiserpaar könnte zum Vorbild werden für ein verändertes Japan.
Ehe des abgetretenen Kaisers als Blaupause für die Gesellschaft
Die Ehe des abgetretenen Kaisers Akihito und seiner Frau Michiko steht für das klassische Rollenverständnis, das Japan immer noch prägt. Sicher, ihre Hochzeit vor 60 Jahren war eine Sensation oder – für Japans Konservative — ein Skandal. Der Kaiserspross heiratete eine Bürgerliche. Aus Liebe. Das war unerhört. Aber Michikos Rolle war immer eine dienende, nachgeordnete.
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"Sie behandelt ihren Mann mit unterwürfigem Respekt", sagt Takeshi Hara von der Meiji Gakuin Universität. "Wenn sie außerhalb des Palastes auftraten, ging sie immer einen halben Schritt hinter ihm."
Das schien wie eine Blaupause für Japans Gesellschaft, in der Frauen trotz Überalterung und Bevölkerungsrückgang in Führungspositionen oder in der Politik weit unterrepräsentiert sind. Wo von ihnen immer noch erwartet wird, dass sie trotz exzellenter Ausbildung mit den Kindern zu Hause bleiben und sich um den Haushalt kümmern. Japans Geschäftswelt ist trotz aller Reformen nach wie vor wie die Rituale zu Hofe: eine ziemlich männergeprägte Welt.
- Die Ära Akihito in Bildern
Nach knapp 30 Jahren endet die Zeit des "Frieden schaffens" in Japan - so das Motto der kaiserlichen Ära. Das Leben des Tenno in Bildern.
Neues Kaiserpaar könnte Rollenmodell für Gleichberechtigung sein
Das neue Kaiserpaar wirkt da ganz anders. Naruhito und Masako verbindet eine Liebe auf Augenhöhe. "Man sieht Naruhito und Masako oft nebeneinander gehen", so Takeshi Hara. "Sie stehen auf einer Linie, nicht vor und hinter einander. Das zeigt, dass ihre Beziehung gleichberechtigt ist."
Das klingt selbstverständlich, aber für Japans Kaiserhof ist es das nicht. Und eben auch nicht für Japans Gesellschaft. Insofern könnte das neue Kaiserpaar ein Rollenmodell sein für ein moderneres, gleichberechtigteres Land. Das zumindest ist die Hoffnung vieler.
Erwartungen richten sich auf die Kaiserin
Und auch politisch richten sich die Erwartungen an die neue Ära vor allem auf die Kaiserin. Akihito und Michiko haben die Unnahbarkeit ihrer Vorgänger und das Rollenverständnis eines Gottkaisertums abgelegt, waren nahbar und mitfühlend – insbesondere in Japans schwersten Stunden wie bei der Katastrophe von Fukushima. Akihito wollte Wunden heilen, auch die des Zweiten Weltkriegs. Gemeint waren damit aber in erster Linie die Japaner selbst.
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Die Versöhnung mit Südkorea und China, die unter japanischen Kriegsverbrechen schrecklich gelitten haben, das könnte eine Aufgabe sein für das neue Kaiserpaar. Und es könnte ein Anliegen sein, das der ehemaligen Diplomatin Masako besonders am Herzen liegt. Einerseits.
Andererseits ist da die konservative Regierung von Shinzo Abe, die daran wenig Interesse zu haben scheint. Und eine qua Verfassung festgelegte Rolle des Kaisers, das ihm politische Äußerungen untersagt. Wie Naruhito und Masako da die Lücken und Freiräume nutzen, das wird über ihren Erfolg entscheiden. Ihr erster gemeinsamer Auftritt als Kaiserpaar heute hat jedenfalls hat da schon Hoffnungen geweckt.