Zu viele Kompromisse, falsche Ratgeber, Neuaufbruch: Das Vokabular von Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken im Wahlkampf war eindeutig. Führen sie die SPD nun aus der GroKo?
Norbert Walter-Borjans (67)
Quelle: Federico Gambarini/dpa
Der ehemalige nordrhein-westfälische Finanzminister gilt als "Robin Hood der Steuerzahler", seit er Daten potenzieller deutscher Steuerbetrüger in der Schweiz kaufte. Mehr als sieben Milliarden Euro holte er mit den Steuer-CDs in die Staatskasse.
Walter-Borjans grenzte sich zuletzt in Interviews vom bisherigen Kurs der Sozialdemokraten ab. "Wir haben uns von Lobbyisten und falschen Ratgebern in die neoliberale Pampa führen lassen", sagte er etwa.
In die Politik kam "Nowabo" 1984. Der damalige Ministerpräsident in NRW, Johannes Rau (SPD), holte ihn in die Staatskanzlei. Ab 1991 war er unter anderem stellvertretender Regierungssprecher und Wirtschaftsstaatssekretär. In Köln heuerte der FC-Fan und Vater von vier Kindern 2006 als Wirtschaftsdezernent an. 2009 wurde Walter-Borjans zusätzlich Kämmerer. Die Finanznot der Kommunen machte ihn erfinderisch: Er entwickelte die Bettensteuer, nach der fünf Prozent des Hotel-Übernachtungspreises in die klamme Kölner Kasse fließen.
Der promovierte Ökonom wurde 2010 für sieben Jahre Finanzminister. In dieser Zeit legte er sich gerne mit anderen an - nach dem Motto: "Finanzminister sind immer die Spaßverderber". Nach dem Ende seiner Zeit als Minister schrieb er ein Buch über seinen Kampf gegen Steuerhinterziehung ("Steuern - Der große Bluff").
Walter-Borjans stammt aus einer Handwerkerfamilie - der Vater war Schreiner, die Mutter Schneiderin.
Saskia Esken (58)
Quelle: dpa
Esken sitzt seit 2013 im Bundestag. Sie ist Expertin für Digitales - und setzt sich dafür ein, dass der digitale Wandel nicht nur Eliten nutzt, sondern alle Zugang dazu haben. Gleiche Chancen und Gerechtigkeit gehören zu den Kernzielen des Mitglieds der "Parlamentarischen Linken" in der SPD-Fraktion. Ein großer Wurf beim Klimaschutz, ein starker Staat - dafür tritt sie ein.
Noch deutlicher als ihr Duo-Partner grenzt sie sich von der Regierungskoalition und dem Kurs ihrer Kontrahenten ab: "Scholz gibt sich mit den GroKo-Kompromissen zu schnell zufrieden", kritisierte Esken. Gerade durch einen Neuaufbruch - so ihr Credo - könne die SPD wieder stärker werden.
Geboren in Stuttgart, aufgewachsen im Kreis Böblingen, wurde sie vom sozialen und politischen Engagement ihrer Eltern geprägt. Sie arbeitete zunächst unter anderem in der Gastronomie, als Fahrerin und Schreibkraft. Später schloss sie eine Ausbildung zur Informatikerin ab und entwickelte Software. Erfahrungen sammelte sie im Landeselternbeirat, in der Politik auf Kommunal- und Kreisebene.
Engagiert ist Esken unter anderem gegen extreme Rechte - so hatte sie 2009 in Calw ein "Bündnis gegen Rechts" gegründet, weil die NPD erwogen hatte, ihre Landesgeschäftsstelle in Calw einzurichten. Für eine umweltgerechte Sanierung von Mülldeponien gründete sie vor Ort eine Bürgerinitiative mit. In die SPD eingetreten ist Esken 1990. Sie hat drei Kinder und ist im Nordschwarzwald zu Hause, mag Waldspaziergänge, Musik und liest gern.