Nach Bekannntwerden eines skandalösen Videos hat Österreichs Vize-Kanzler und FPÖ-Chef Strache den Rücktritt von allen Ämtern angeboten. Kanzler Kurz werde das Angebot annehmen.
Wegen des Skandals um ein Enthüllungsvideo ist Österreichs Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache von allen Ämtern zurückgetreten. Hier seine Erklärung.
Heinz-Christian Strache verknüpfte seine Erklärung mit einer Entschuldigung: "Es war dumm, es war unverantwortlich, und es war ein Fehler", sagte Strache. Vor allem aber versuchte er, sich zu rechtfertigen. Bei dem heimlich gedrehten Video von 2017 hätten die Macher "mit allen Mitteln und Methoden" versucht, Strache in einem schlechten Bild darzustellen. Dabei sei auch der "Ehrenkodex der Presse" verletzt worden.
Entschuldigung bei Ehefrau
Die Aufnahmen stammten von einem siebenstündigen Abend, an dem viel Alkohol geflossen sei. Er werde auf jeden Fall rechtliche Schritte einleiten, um aufzuklären, woher das Video stamme. Dennoch gab Strache zu, dass ihm das Geschehen sehr unangenehm sei. Er habe sich um "alkoholbedingtes Machogehabe"um die Gastgeberin zu beeindrucken, gehandelt. Dafür entschuldigt er sich auch öffentlich bei seiner Frau.
Auf dem heimlich gedrehten Video sieht man Strache mit einer angeblichen russischen Oligarchin. Dieser bietet er im Gegenzug für Wahlkampfhilfe öffentliche Aufträge an. Das Video wurde von "Spiegel" und "Süddeutsche Zeitung" verbreitet und löste so am Freitababend die Regierungskrise in Österreich aus.
Bauaufträge für Wahlkampfhilfe
Das mit versteckter Kamera gefilmte Video war im Juli 2017 in einer Villa auf Ibiza aufgenommen worden. Neben Strache ist auch der heutige FPÖ-Fraktionschef Johann Gudenus zu sehen, der als Übersetzer fungierte. Das Treffen war offenbar als Falle für die FPÖ-Politiker organisiert worden. Wer dahinter steckt, ist unklar.
Die angebliche russische Oligarchin bot dabei an, bei der österreichischen "Kronen Zeitung" als Investorin einzusteigen und Strache danach zu unterstützen. Sie habe angegeben, rund eine Viertelmilliarde Euro in Österreich investieren zu wollen, und deutete mehrmals an, dass es sich dabei um Schwarzgeld handeln könnte. Die Zeitung könne - so Strache - im Fall einer solchen Übernahme kurz vor der Wahl zugunsten der FPÖ Partei ergreifen. Strache meinte, dass die FPÖ dann nicht mit 27, sondern 34 Prozent rechnen könne. Als Dank stellte er der Frau Aufträge beim Straßenbau in Aussicht, sollte die FPÖ an die Regierung kommen.
Außerdem offenbarten Strache und Gudenus bei dem Treffen laut SZ und Spiegel ein womöglich illegales System der Parteifinanzierung, das die FPÖ etabliert haben könnte. "Es gibt ein paar sehr Vermögende. Die zahlen zwischen 500.000 und anderthalb bis zwei Millionen", sagte Strache laut den Videoaufnahmen. Das Geld fließe aber nicht an die FPÖ, sondern an einen Verein.
"Der Verein ist gemeinnützig, der hat auch nichts mit der Partei zu tun. Dadurch hast du keine Meldungen an den Rechnungshof." Strache und Gudenus nennen in dem Video demnach mehrere Namen angeblicher Großspender, die bereits bezahlt oder zumindest eine Zusage gegeben hätten. Diese dementierten auf Anfrage von SZ und Spiegel, direkt oder indirekt an die FPÖ gespendet zu haben.
Staatsanwaltschaft prüft Video
Das Video wird laut Zeitung "Kurier" von der Staatsanwaltschaft auf juristische Konsequenzen hin geprüft. Es stelle sich die Frage, ob es sich nur um Gerede gehandelt habe oder es konkrete Hinweise auf ein strafbares Verhalten gebe, zitiert das Blatt einen Sprecher des Justizministeriums. Die Justiz werde bei den beiden Medien um das gesamte, ungeschnittene Videomaterial bitten und dann die erforderlichen Schritte setzen, sagte der Sprecher weiter. Ob Ermittlungen eingeleitet würden, sei deshalb noch offen. Die Prüfung des Videos sei der erste Schritt.
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Die "Süddeutsche Zeitung" betonte allerdings schon, dass sie die Originalaufnahmen nicht zur Verfügung stellen werde. Die Aufnahmen seien SZ und etwas später dem Spiegel zugespielt worden. Aus Gründen des Quellenschutzes mache man keine Angaben über die Herkunft. Leila Al-Serori von der "Süddeutschen Zeitung" erklärte im ORF-Fernsehen, dass man das Video bereits vor Monaten angeboten bekommen habe.
Das Material sei dann vor einigen Wochen in einem verlassenen Hotel auf USB-Sticks übergeben worden. Laut "Süddeutscher Zeitung" wussten offenbar schon einige Personen von dem Skandalvideo, darunter der Satiriker Jan Böhmermann. Es wird aber ausgeschlossen, dass Jan Böhmermann selbst hinter dem Video steckt. Strache verglich seine Situation mit der "Silberstein-Affäre".-
Strache: "Rein privates Treffen"
Die FPÖ ging in die Gegenoffensive. "Da das Video ganz offensichtlich illegal aufgenommen wurde, bereiten wir auch entsprechende Rechtsschritte vor", meinte FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker.
Bisher hatten sich die Österreichische Volkspartei (ÖVP) und die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) seit ihrem Regierungsantritt im Dezember 2017 bemüht, den Eindruck einer harmonischen Partnerschaft zu erwecken. Doch schon in der Vergangenheit gab es mehrfach Unstimmigkeiten, die aber schnell heruntergespielt wurden. Dazu gehörten antisemitische Vorfälle im FPÖ-Umfeld, die Kurz - ein glühender Anhänger Israels - zuletzt immer schärfer kritisierte. Jüngst hatte es zudem Spannungen zwischen Kurz und Strache über das Verhältnis der FPÖ zu den ausländerfeindlichen Identitären gegeben.
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