Für die Weltausstellung 1889 baute der französische Ingenieur Gustave Eiffel den höchsten Turm der Welt. Nun feiert das Pariser Wahrzeichen 130. Geburtstag.
Fast sieben Millionen Besucher aus aller Welt drängen sich jährlich in die fünf Aufzüge oder erklimmen die 1.700 Stufen des Eiffelturms, um einen Blick auf Paris von oben zu werfen. Der eiserne Turm, der den Namen seines Erbauers trägt, ist damit das meistbesichtigte Bauwerk der Welt. Er ist mehr als eine Touristen-Attraktion. Er ist eine Ikone.
18.000 Eisenteile und 2,5 Millionen Nietnägel
"La dame de fer" - eiserne Lady - nennen die Pariser liebevoll die kuriose Konstruktion, deren Silhouette aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken ist. Heute ist unvorstellbar, dass der Bauingenieur Gustave Eiffel dafür kämpfen musste, sein damals schwer kritisiertes Bauwerk nicht wieder in Kleinteile zerlegen zu müssen.
Für die Pariser Weltausstellung im Jahr 1889 erfand Gustave Eiffel mit den Ingenieuren Emile Nouguier, Maurice Koechlin und dem Architekt Stephane Sauvestre den eisernen Turm. In den Eiffel-Werken in Levallois-Perret bei Paris wurden die 18.000 Eisenteile hergestellt. Über 2,5 Millionen Nietnägel wurden ebenfalls benötigt.
Eine technische Meisterleistung in nur zwei Jahren
Anfang 1887 begann der Bau auf dem Pariser Marsfeld, direkt an der Seine. Die Fundamente sind in fünf Monaten fertig, der gesamte Bau braucht nur zwei Jahre, zwei Monate und fünf Tage. Eine technische Meisterleistung.
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Am 31. März 1889 wurde der Turm eingeweiht, obwohl die Innenarbeiten noch nicht fertig waren. Auch die Aufzüge waren noch nicht installiert. Zu Fuß erklommen also Gustave Eiffel, seine Mitarbeiter und Würdenträger der Stadt Paris den über 300 Meter hohen Turm, um auf der Spitze die Trikolore zu hissen.
"Ich habe gerade eine große Befriedigung empfunden und das war, unsere Nationalflagge auf dem höchsten Bauwerk, das der Mensch je errichtet hat, flattern zu sehen", sagte Gustave Eiffel bei der darauffolgenden Feier am Fuße des Turms, wo auch der 300 beteiligten Bauarbeiter gedacht wurde.
Der Turm spaltet die Geister
Zu Beginn der Weltausstellung am 15. Mai funktionieren die Aufzüge immer noch nicht. Was der Begeisterung des Publikums keinen Abbruch tut. Der Turm ist sofort ein Hit. Über 30.000 Besucher klettern in der ersten Woche bis zur Spitze. Ab dem 26. Mai kann man auch die Aufzüge benutzen. Bei Schließung der Ausstellung kann der damals noch rote Turm über zwei Millionen Besucher verbuchen.
Ein Triumph für Eiffel, der es einfacher macht, die Erhaltung des Bauwerks durchzusetzen. Denn viele Pariser empfinden es als "Monstrosität", der Turm soll deshalb nach Ende der Weltausstellung wieder verschwinden. Aber Gustave Eiffel findet schnell einen wissenschaftlichen Zweck für seinen Turm.
Der Erfinder hat eine Idee zur Rettung seines Werks
Ein Labor wird installiert, man beobachtet das Wetter, den Himmel, wissenschaftliche Berichte werden veröffentlicht. 1903 hat Gustave Eiffel die geniale Idee, militärische Experimente durchführen zu lassen, die er finanziert. Es ist der Beginn der drahtlosen Telegrafie, die bald darauf im Ersten Weltkrieg eine zentrale Rolle spielen wird.
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Ein Jahrhundert später sind immer noch über 100 Antennen auf der Spitze des Eiffelturms angebracht. Und das Büro seines Erfinders existiert auch noch auf der dritten und letzten Etage des Bauwerks. Ursprünglich war es sogar eine 120 Quadratmeter große Wohnung für die Familie Eiffel. Der Ur-Ur-Urenkel von Gustave kommt hier ab und zu noch gerne vorbei.
"Meine Großmutter hatte als junge Frau Asthma. Ihr Doktor hatte ihr gute Höhenluft verschrieben. Jeden Donnerstagnachmittag ist sie also hier hoch gekommen, um von der guten Luft von Paris auf 300 Metern Höhe zu profitieren", erzählte Savin Yeatman-Eiffel dem französischen Sender France 3.
Musical über Gustave Eiffel läuft in Paris
Dieses Privileg haben heute nur noch wenige Menschen. Wer viel Geld hat, kann noch bei einigen Auktionen ein Stück der 1983 zerlegten Wendeltreppe ersteigern. Erst im November hat ein asiatischer Sammler über 500.000 Euro für eins der 20 Teile hingeblättert.
Der normale Sterbliche muss sich mit einem unvergleichlichen Ausblick auf Paris zufriedengeben oder an diesem Wochenende an einer der vielen Feierlichkeiten zum 130. Geburtstag der eisernen Lady teilnehmen. Sogar ein Musical über das Leben von Gustave Eiffel und seinen berühmten Turm läuft zurzeit in Paris.