Die Wahlkommission in Tunesien hat vorläufige Ergebnisse der Parlamentswahl bekanntgegeben. Die stärkste Partei kommt demnach nicht ohne Koalitionspartner aus.
Quelle: Khaled Nasraoui/dpa
Aus der Parlamentswahl in Tunesien sind die moderaten Islamisten erneut als stärkste Kraft hervorgegangen. Wie die Wahlkommission bekanntgab, sicherte sich die Ennahda-Partei nach vorläufigen Ergebnissen 52 der 217 Sitze im Parlament.
Damit ist sie für die Regierung des Landes auf ein Bündnis mit anderen Parteien angewiesen. Die neue Partei "Kalb Tounes" des Präsidentschaftskandidaten Nabil Karoui kam mit 38 Mandaten auf Platz zwei. Tunesien steht eine schwierige Regierungsbildung bevor.
Karoul wieder frei
Karoui saß seit Ende August wegen eines Untersuchungsverfahrens wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung in Haft, wurde aber am Mittwochabend nach einer Gerichtsentscheidung freigelassen.
Die drittstärkste Fraktion im Parlament stellt die sozialdemokratische Partei Attayar Eddemokrati (Demokratische Strömung) mit 22 Sitzen. Die konservative Partei Nidaa Tounes, die 2014 stärkste Kraft und größter Koalitionspartner in der Regierung war, holte nur drei Sitze. Das endgültige amtliche Endergebnis wird voraussichtlich Mitte November veröffentlicht, wenn mögliche Einsprüche verhandelt wurden.
Erst danach wird das neue Parlament zu seiner ersten Sitzung zusammentreten. Da es keine klaren Mehrheiten im Parlament gibt, wird die Regierungsbildung schwierig werden. Am Sonntag findet in Tunesien außerdem die Stichwahl um die Präsidentschaft statt, bei der der Medienmogul Nabil Karoui (Qalb Tounes) gegen den parteilosen Juristen Kais Saïed antritt.