Wer an Tankstellen sparen will, sollte einschlägige Apps und Webseiten im Blick behalten. Hintergrund sind die extremen Schwankungen der Spritpreise von bis zu 20 Cent pro Liter.
Wer abends tankt und vorher das Internet zu Hilfe zieht, kann offenbar viel Geld sparen. Denn die Spritpreise an deutschen Zapfsäulen sind derzeit hohen Schwankungen unterworfen. Innerhalb einer Stadt unterschieden sie sich an einem Tag um bis zu 20 Cent pro Liter, heißt es in dem am Freitag publizierten Bericht der "Markttransparenzstelle", einer Einrichtung des Bundeskartellamts. Sie hat Tankpreise 2018 unter die Lupe genommen. Zudem zeigen Untersuchungen, dass viele Tankstellen neuerdings sogar zweimal pro Vormittag die Preise erhöhen.
Am späten Abend lohnt es sich
Am billigsten sind Benzin oder Diesel an den Tankstellen in der Regel am späteren Abend und am teuersten am Vormittag - auf Webseiten und Apps sind die Preise an Tankstellen inzwischen transparent einsehbar. Die Preisentwicklung sei gut vorhersehbar, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt und wies die Verbraucher darauf hin, dass sie dank Infos übers Internet und angepasster Routen viel Geld sparen könnten. "Ein wenig Planung für den Weg zur Arbeit oder die Urlaubsreise lohnt sich."
Besonders teuer wird es übrigens für den, der Autobahntankstellen nutzt - dort kostet der Sprit im Schnitt 15 Cent mehr. Die Mineralölkonzerne sind verpflichtet, Preisänderungen zu melden - daher hat das Kartellamt einen guten Überblick über die Entwicklung an der Zapfsäule.
Tankstellen kämpfen täglichen Überlebenskampf
Die Preisschwankungen innerhalb eines Tages liegen an ein und derselben Tankstelle bis zu zehn Cent pro Liter. Die regelmäßigen Preiszyklen kommen dadurch zustande, dass die Tankstellen nach Angaben der Ökonomen durch gegenseitiges Unterbieten versuchen, die Kunden von der Konkurrenz abzuwerben. Sobald ein niedriges Preisniveau erreicht ist, lohnt sich das Unterbieten nicht mehr. Es folgt eine starke Preiserhöhung und das Spiel beginnt aufs Neue.
Die Schwankungen seien "Ausdruck des harten Konkurrenzkampfs der Tankstellen um jeden Autofahrer", erklärt auch ein Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes. Die Benzin- und Dieselpreise fielen im Tagesverlauf, bis sie "gerade noch die Vertriebskosten decken", sagt der Sprecher. "Dann müssen die Preise wieder angehoben werden, weil die Tankstellen sonst nicht auf Dauer am Markt bestehen könnten."
Günstige Tankzeiten haben sich verändert
Im Laufe des Tages werden die Preise für Benzin und Diesel an deutschen Tankstellen aktuell bis zu fünf Mal angehoben. Ökonomen der Goethe-Universität Frankfurt am Main haben ein neues Preismuster entdeckt und festgestellt, dass der Sprit am Vormittag ein weiteres Mal verteuert wird. Zuletzt wurden die Preise typischerweise morgens, mittags, nachmittags und abends kräftig erhöht und dazwischen wieder schrittweise verringert. Seit Anfang April erhöhen die Tankstellen allerdings am Vormittag ein weiteres Mal die Preise für Benzin und Diesel. Aus diesem Grund haben sich auch die Tageszeiten, zu denen günstig getankt werden kann, verändert.
2013 war die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe eigentlich eingerichtet worden, weil die Kartellwächter genau das Gegenteil vermutet hatten. Sie hatten fünf große Ölkonzerne als "marktbeherrschendes Oligopol auf den regionalen Tankstellenmärkten" eingestuft. Kartellabsprachen warf die Behörde den Konzernen zwar nicht vor, aber sie monierten in einer Untersuchung von 2011 einen "Mangel an Wettbewerb". Als Reaktion auf diese Untersuchung wurde die Markttransparenzstelle geschaffen - sie setzt darauf, dass eine höhere Transparenz der aktuellen Spritpreise im Internet zu mehr Wettbewerb führt und die Verbraucher davon profitieren.
Ist das bisher geschehen? In einem Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums an den Bundestag vom August 2018 heißt es eher zurückhaltend, es gebe "Hinweise auf eine Förderung des Wettbewerbs".