Die Briten haben die historische Entwicklung Palästinas beeinflusst. Kein Mitglied der britischen Königsfamilie hat Israel seit der Staatsgründung offiziell besucht - bis jetzt.
Quelle: epa
Der britische Prinz William hat zum Auftakt seines historischen Besuchs in Israel die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht. Es ist der erste offizielle Besuch eines Mitgliedes der britischen Königsfamilie in Israel seit der Staatsgründung 1948 vor 70 Jahren.
Der Herzog von Cambridge traf dort am Dienstag auch zwei Holocaust-Überlebende, die durch die sogenannten Kindertransporte gerettet wurden. Mit der Rettungsaktion entkamen rund 10.000 jüdische Kinder nach England, sie begann nach der Pogromnacht am 9. November 1938. Prinz William legte einen Kranz in der Gedenkstätte nieder. In Jerusalem wollte er am selben Tag auch den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sowie Präsident Reuven Rivlin treffen.
Herzog von Cambridge: "Tiefgreifende Erfahrung"
Der Besuch in Yad Vashem sei eine "tiefgreifende Erfahrung", schrieb der Herzog von Cambridge ins Gästebuch der Gedenkstätte. "Es ist fast unmöglich, dieses entsetzliche Ereignis der Geschichte zu begreifen." Jeder Name, jedes Foto und jede hier festgehaltene Erinnerung mahnten an den Verlust, den das jüdische Volk erlitten habe. "Die Geschichte des Holocaust ist eine von Dunkelheit und Verzweiflung, die die Menschlichkeit selbst in Frage stellt", so William. "Wir dürfen niemals den Holocaust vergessen - den Mord an sechs Millionen Männern, Frauen und Kindern, einfach, weil sie Juden waren", so der älteste Enkel von Königin Elisabeth II.
"Wir alle haben eine Verantwortung, uns zu erinnern und künftige Generationen über die Schrecken der Vergangenheit aufzuklären, damit diese nie wieder auftreten können. Mögen die Millionen Juden, derer in Yad Vashem gedacht wird, niemals vergessen sein", fügte der 36-Jährige hinzu.
Am Grab von Urgroßmutter Prinzessin Alice
Yad Vashem berührt auch die Familiengeschichte Williams. Seine Urgroßmutter, Prinzessin Alice von Battenberg, wird dort als "Gerechte unter den Völkern" geführt, weil sie während der nationalsozialistischen Besatzung Griechenlands eine jüdische Familie in ihrem Palast in Athen versteckte. Die Prinzessin habe persönlich dafür gesorgt, dass die drei Mitglieder der Familie Cohen versorgt worden seien, heißt es in der Gedenkstätte. Alice habe die Familie oft besucht und viele Stunden in ihrer Gegenwart verbracht. Die Familie Cohen lebt heute in Frankreich.
Die Prinzessin starb 1969. 1988 wurden ihre Überreste nach Jerusalem gebracht. Während eines privaten Besuchs in Yad Vashem pflanzte ihr Sohn Prinz Philip, der Ehemann der britischen Königin Elizabeth, dort ihr zu Ehren einen Baum. Vor seiner Abreise am Donnerstag besucht Prinz William das Grab seiner Urgroßmutter auf dem Ölberg in Jerusalem.
Prinz William trifft syrische Flüchtlinge
Der 36-Jährige bereist seit Sonntag den Nahen Osten. In Jordanien traf er Kronprinz Al-Hussein bin Abdullah sowie syrische Flüchtlinge im Norden des Landes. Am Mittwoch kommt er mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Ramallah zusammen.
Als ehemalige Mandatsmacht in Palästina hatte Großbritannien großen Einfluss auf die historischen Entwicklungen in der Region. Im November 1917 hatte der britische Außenminister Arthur Balfour etwa in einem Schreiben an den britischen Zionisten Lionel Walter Rothschild zugesichert, das Vorhaben einer nationalen Heimstätte für Juden in Palästina zu unterstützen. Die Erklärung bahnte den Weg für die Gründung des Staates Israel 1948.
Der Staatsgründung folgt ein Krieg
Der Staatsgründung folgte allerdings auch ein Krieg mit den arabischen Nachbarn und die Flucht und Vertreibung von rund 700.000 Palästinensern. Auf palästinensischer Seite gilt das Schreiben daher als historischer Fehler.
Abbas hatte im vergangenen Jahr die britische Regierung aufgefordert, auf ein Ende der israelischen Besatzung im Westjordanland und die Gründung eines palästinensischen Staates hinzuarbeiten. Williams Vater Prinz Charles war 2016 zur Beerdigung von Ex-Präsident Schimon Peres in Israel gewesen. Allerdings galt dies nicht als offizieller Besuch.