Vetternwirtschaft und Korruption beenden - das fordern Tausende Rumänen auf den Straßen von Bukarest. Ein weiterer Anlass sind auch zwei Morde an jungen Mädchen.
Tausende Menschen haben am Samstagabend im Zentrum von Bukarest gegen die von der Sozialdemokratischen Partei (PSD) geführte Regierung demonstriert. Der Protest richtete sich gegen die von Demonstranten angeprangerte "Inkompetenz und Korruption" der Machthaber und deren Bestrebungen, die Justiz in ihrem Kampf gegen die Korruption zu schwächen.
Zu dem Protest aufgerufen hatten im Ausland lebende Rumänen. Vor genau einem Jahr, am 10. August 2018, hatten bei einer ähnlichen Kundgebung Provokateure unter den Demonstranten versucht, den Regierungssitz anzugreifen. Die Polizei hatte mit unterschiedsloser Gewalt gegen die Demonstranten reagiert. Mehr als 400 von ihnen sowie 20 Polizisten waren verletzt worden.
Erschütterung über Mord an Mädchen
Inzwischen ist die sozialliberale Koalition deutlich geschwächt. Bei der Europawahl im Mai erlitt sie kräftige Einbußen. Ihr eigentlich starker Mann, der ehemalige PSD-Vorsitzende Liviu Dragnea, musste unmittelbar nach der Europawahl eine Gefängnisstrafe wegen Korruption antreten, womit er seine politischen Ämter verlor.
In weiteren Misskredit geriet die Regierung durch den Fall von zwei verschleppten Mädchen, die vergewaltigt und ermordet wurden. "Wir sind hier, weil die Korruption nach wie vor vorhanden ist", sagt eine Demonstrantin. "Wir sind hier weil wir für die beiden Mädchen aus Caracal - Alexandra und Luisa - Gerechtigkeit wollen." Sowas sollte nicht passieren in einem EU-Land in 2019, sagt ein anderer.
Die 15-jährige Alexandra hatte im Vormonat nach ihrer Entführung und vor ihrer Ermordung per Handy mehrfach den Polizeinotruf angerufen. Die Behörde hatte auf die verzweifelten Anrufe viel zu spät und unsachgemäß reagiert. Der Fall löste in Rumänien große Erschütterung aus.