Mit "Starliner" wollte Boeing eigentlich zu Elon Musks SpaceX aufschließen. Doch nach Startproblemen wird die unbemannte Raumkapsel die Raumstation ISS nun doch nicht erreichen.
Der Testflug einer Raumkapsel, die das private Luftfahrtunternehmen Boeing für bemannte Raummissionen der US-Raumfahrtbehörde Nasa entwickelt hat, ist fehlgeschlagen. Nach ihrem Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral schlug "Starliner" nicht den richtigen Kurs zur Internationalen Raumstation ISS ein, wie Boeing und die Nasa mitteilten.
Beim Start zu viel Treibstoff verbrannt
Nasa-Chef Jim Bridenstine sagte, dass wegen Problemen zu viel Treibstoff verbrannt wurde. Deshalb sei es nicht möglich, an die ISS anzudocken. Nasa-Angaben zufolge soll die Mission nun schon nach 48 Stunden mit der Landung auf der Erde wieder enden.
Bei dem ersten Härtetest waren keine Menschen an Bord - dafür aber Weihnachtsleckereien und Geschenke für die Forscher an Bord der Internationalen Raumstation. Künftig will Boeing mit dem "Starliner" im Auftrag der US-Weltraumbehörde Nasa aber amerikanische Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) bringen. Am Samstag hätte das Raumschiff eigentlich erstmals am Außenposten der Menschheit 400 Kilometer über der Erdoberfläche andocken sollen. Die Rückkehr war für den 28. Dezember geplant.
Rückschlag in Rennen um eigene Raketen
Die Kapsel wurde von Boeing entwickelt und der Flugzeughersteller will mit ihr zu SpaceX aufschließen. Das Raumfahrtunternehmen von Elon Musk plant, möglicherweise im Frühling zwei Nasa-Astronauten in einer Dragon-Kapsel zu befördern.
Der gescheiterte Test ist ein Rückschlag für die Bemühungen der USA, bei bemannten Raumfahrtmissionen von russischen Sojus-Raketen unabhängig zu werden. 2011 hatte die US-Raumfahrtbehörde ihr eigenes Shuttle-Programm nach drei Jahrzehnten eingestellt. Später wurde ein Strategiewechsel für eine Rückkehr zur bemannten Raumfahrt mit US-Raumkapseln eingeleitet: Statt selbst neue Shuttles zu entwickeln, wurden Privatunternehmen dafür angeheuert.
SpaceX-Testflug erfolgreich
Boeing wie auch sein Konkurrent SpaceX erhielten in der Folge Milliardenbeträge, um bemannte Raumfähren "Made in the USA" zu entwickeln. SpaceX absolvierte bereits im März mit seiner für bemannte Missionen vorgesehenen Raumfähre "CrewDragon" einen erfolgreichen Testflug zur ISS. An Bord war wie jetzt beim "Starliner" nur ein Dummy, also eine mit Sensoren versehene Puppe, mit der die Flugbedingungen für echte Menschen getestet werden.
2011 hoben zum letzte Mal Nasa-Astronauten in den USA ab. Seither flogen sie vom Startplatz der russischen Weltraumbehörde in Kasachstan los. Dies kostete die US-Raumfahrtbehörde bis zu 86 Millionen Dollar (77 Millionen Euro) pro Flug.