In Berlin können "Bürgerforscher" dabei helfen, mehr über die Fledermäuse der Hauptstadt herauszufinden. Das bürgerwissenschaftliche Projekt könnte neue Möglichkeiten eröffnen.
Sie leben mitten unter uns, bleiben aber meistens unsichtbar: Fledermäuse verlassen erst in der Dämmerung ihre Quartiere in Kellern, auf Dachböden und Friedhöfen. Dann flattern sie zu Tausenden durch Hamburg, Leipzig oder München. Als europäische Fledermaus-Hauptstadt schlechthin gilt Berlin: 18 der in Deutschland vorkommenden 25 Arten sind dort heimisch. Allein in der Spandauer Zitadelle überwintern jedes Jahr mehr als 10.000 Tiere.
Städte als Rückzugsort
Alle 25 Arten, von der winzigen Mopsfledermaus bis zum Braunen Langohr, sind in Deutschland streng geschützt. Dieser Status allein reicht aber nicht aus, um das Überleben der nächtlichen Jäger zu sichern. Der dramatische Rückgang der Insekten, von denen sich alle deutschen Fledermäuse ausschließlich ernähren, stellt für die kleinen Säugetiere eine ernsthafte Bedrohung dar. Ausgerechnet menschliche Metropolen bieten für viele Arten einen Rückzugsort.
Über die Lebensgewohnheiten dieser scheuen Großstadtbewohner weiß man allerdings noch wenig. Welche Quartiere in unseren Städten bevorzugen oder meiden sie? Welche Rolle spielen dabei Bebauung, Bäume oder künstliches Licht? Diese und andere Fragen soll jetzt das vom Bildungs- und Forschungsministerium (BMBF) finanzierte Projekt "Fledermaus-Forscher in Berlin" beantworten - und zwar mit Unterstützung von freiwilligen Hobby-Wissenschaftlern.
"Verstehen, wie Wissenschaft funktioniert"
"Wir wollen Bürgerinnen und Bürger für Fledermäuse, Wissenschaft und Forschung begeistern", sagt Tanja Straka vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), das das Projekt leitet. "Die Teilnehmenden sollen dabei nicht nur etwas über Fledermäuse lernen, sondern auch verstehen, wie Wissenschaft funktioniert."
Um die für Menschen nicht wahrnehmbaren Ultraschall-Rufe der Fledermäuse aufzuzeichnen, werden 60 Hobby-Forscher mit einem speziellen Detektor ausgestattet und auf vorgegebenen, rund drei Kilometer langen Routen durch das nächtliche Berlin geschickt. Die auf dem Fledermausdetektor "Batlogger" gesammelten Daten werden anschließend an die Wissenschaftler vom IZW übermittelt und ausgewertet.
Hobby-Forscher sollen auch analysieren
Das Engagement interessierter Bürger für Forschungszwecke zu nutzen, ist keine neue Idee. Umweltverbände wie der NABU setzen seit Jahren auf "Citizen Science", um beispielsweise Anzahl und Verbreitung von Vögeln oder Schmetterlingen zu erfassen. Das Projekt "Fledermaus-Forscher in Berlin" geht aber weiter als reine Monitoring-Projekte, erklärt Straka: "Bei uns endet das Projekt nicht bei der Datensammlung. Die Teilnehmer sind vielmehr in den gesamten Forschungsprozess eingebunden. Wer mitmacht, kann auf einer Internetplattform seine und die Daten von anderen Teilnehmenden auswerten, Schaubilder erstellen, die Ergebnisse interpretieren und mit Wissenschaftlern diskutieren."
Quelle: dpa
Vielleicht wird dann klarer, warum sich gerade der Große Abendsegler oder Zwergfledermäuse so gut an die Bedingungen in Städten anpassen konnten, während andere Arten dort kein Zuhause finden. "Die natürlichen Lebensgrundlagen vieler Fledermaus-Arten gehen durch menschliche Aktivitäten nach und nach verloren", sagt Tanja Straka. "Nur wer flexibel genug ist, kann sich an den Lebensraum Stadt anpassen."