In der DDR hieß der Personalchef Kaderleiter. Eingekauft wurde nicht im Supermarkt, sondern in der Kaufhalle. Manche ostdeutsche Worte hört man noch heute - und Vornamen prägten.
Unterschiede in der Sprache zwischen Ost- und Westdeutschland zeigen sich etwa in der Namensgebung. Sandy, Mandy oder Peggy: Was für westdeutsche Ohren nach Unterschicht oder Trash-TV klingt, stand in der DDR für das Bildungsbürgertum. Wer sein Kind so nannte, zeigte: Ich kann auch Englisch - und nicht nur die erste Fremdsprache Russisch. Auch sonst gibt es DDR-Namensspezifika: Aus Mike wurde Maik, Madeleine wurde zu Madlen oder Yvonne zu Ivonne.
Beliebte DDR-Vornamen: Kevin und Marcel
Die Leipziger Namensforscherin Gabriele Rodríguez erklärt die eigene Schreibweise so: "Sei es nun, weil die Eltern die wirkliche Schreibweise nicht kannten, oder auch, weil sie sie ganz bewusst eindeutschten, um damit größere Chancen zu haben, dass der Name genehmigt wird." Bei den männlichen Vornamen waren in der DDR besonders Kevin, Marcel, Pascal, Patrick und Cedric beliebt.
Namensvorlieben sind ein Unterschied, eigene Wörter ein weiterer. Manche davon hört man noch heute in Ostdeutschland. "Kaufhalle zum Beispiel", sagt der Linguist Klaus Dieter Ludwig von der Berliner Humboldt-Uni. Andere Wörter hatten eine politische Färbung: Ein Kosmonaut stand für die Begeisterung zum sowjetischen Raumfahrtprogramm und für die Nähe zu Moskau.
Trabi oder Käfer, Grilletta oder Hamburger? 40 Jahre Trennung prägten den Alltag der Menschen in Ost und West. Aber wie lebte es sich wirklich – hüben und drüben im geteilten Deutschland?
"Werte Damen und Herren"
"Die auffallendsten Unterschiede im Wortschatz zwischen Ost und West gab es im politischen, ökonomischen und kulturellen Bereich", sagt Ludwig. Ein DJ hieß in der DDR Schallplattenunterhalter. Ein Personalchef nannte sich im Osten Kaderleiter. Ein Brief begann in der DDR nicht mit "Sehr geehrte Damen und Herren", sondern mit "Werte Damen und Herren".
Es gab sogar unterschiedliche Wortungetüme: Der Abschnittsbevollmächtigte (Volkspolizist in der DDR) hatte das westdeutsche Pendant namens Kontaktbereichsbeamter. Die meisten ostdeutschen Wörter sind wie viele andere Teile der DDR in Vergessenheit geraten. Doch manche sind erhalten geblieben. Das Wort Plaste zum Beispiel, das Kanzlerin Angela Merkel (CDU) manchmal verwendet, wenn sie Plastik meint.
Würzfleisch, Nicki, Goldbroiler
Auch sonst pflegen Politiker hin und wieder einen überwiegend in Ostdeutschland gebrauchte Wortschatz. Marco Wanderwitz (CDU), Staatssekretär im Bundesinnenministerium, spricht von "Würzfleisch" (überbackenes Schweineschnitzel), das er "immer noch gern" esse. Petra Köpping, sächsische Integrationsministerin und Kandidatin für den SPD-Vorsitz, ist das Wort "Nicki" (T-Shirt, leichter Pullover) aus der Nachwendezeit in Erinnerung. "Sogar so gut, dass sie ihn auch jetzt noch gern benutzt", heißt es aus ihrem Umfeld.
Klara Geywitz, die ebenfalls für den SPD-Vorsitz kandidiert, teilt heute.de mit: "Sprache verändert sich und auch so manches Ostwort verschwindet. Da wird dann aus dem schönen Goldbroiler wieder das Grillhähnchen. Allerdings eins bleibt und wird von mir auch regelmäßig verspeist – die Ketwurst." Damit meint sie eine Bockwurst, die tief in Ketchup getunkt in ein Brötchen gesteckt wird. "Und dann gibt es natürlich auch das ultimative Codewort, an dem sich die Ostdeutschen erkennen", sagt Geywitz: "Wenn Sie wissen, was Sehenswürdigkeiten auf Russisch heißt, dann gehören Sie dazu: Dostoprimetschatelnosti."