Warum nicht mal Ufos im Krippenspiel auftauchen lassen oder den Spielort verlegen? Solange der Bezug zur Weihnachtsgeschichte bleibt, sei alles erlaubt, findet ein Experte.
Die Krippenspiel-Gottesdienste zu Heiligabend zählen zu den am besten besuchten kirchlichen Veranstaltungen überhaupt. Das dürfte vorerst auch so bleiben, denn die Tradition ist so populär wie eh und je. An interessierten Mitspielern herrscht kein Mangel. In Frankfurt-Bockenheim beispielsweise ist es sogar eher umgekehrt - die Verantwortlichen müssten regelmäßig neue Rollen für die Weihnachtsgeschichte dazuerfinden, um alle jungen Darsteller zu versorgen.
Ungewöhnliche Spielorte dank hohem Andrang
"Wir haben inzwischen aufgehört, Werbung zu machen", sagt Gemeindepfarrerin Pia Baumann. Wegen des riesigen Andrangs findet das Krippenspiel seit einigen Jahren auch gar nicht mehr in der Kirche, sondern auf dem Platz davor statt. Ein benachbartes Café schenkt dann Glühwein an die Besucher aus.
Was auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkt, ist ziemlich nah am historischen Ursprung. "Lange Zeit waren Krippenspiele reines Volkstheater und wurden meistens auf den Marktplätzen aufgeführt", sagt Uwe Hausy, hauptamtlicher Referent für Spiel und Theater bei der hessen-nassauischen Landeskirche (EKHN). Mit der Kirche hätten sie anfangs gar nichts zu tun gehabt.
Ufos, Live-Schalten und Ratten
Die Weihnachtsgeschichte, in der ein Ufo auftaucht, eine Sondersendung mit Live-Schalte zur glücklichen Maria in den Stall, Weihnachten aus der Sicht der Ratten und Spatzen von Berlin - das alles hat es schon gegeben. Wenn der Stoff Bezug auf die Weihnachtsgeschichte nehme und eine Botschaft vermittle, sei es zweitrangig, ob es sich um eine klassische Aufführung oder eine moderne Bearbeitung des Themas handelt, findet Krippenspiel-Experte Hausy: "Ochs und Esel stehen auch in keinem Bibeltext."
So gelingt das ausgefallene Krippenspiel
Die wohl größte Sammlung verschiedenster Krippenspiele bundesweit - mit inzwischen über 1.300 Vorlagen - bietet die Sächsische Landeskirche über das Internetportal www.spieltexte.de an. Uwe Hausy beobachtet, dass sich zurzeit viele Gemeinden auf eine eher traditionelle Version des Krippenspiels besinnen - nicht ohne Grund: "Man kann nicht mehr voraussetzen, dass die Leute die Weihnachtsgeschichte kennen."
Dabei sei es noch gar nicht lange her, dass auch hochpolitische Anliegen wie die der Anti-Atomkraft- oder Friedensbewegung ganz selbstverständlich in die Heiligabend-Aufführungen eingebaut wurden. Heute gebe es mehr Vorbehalte, ob so etwas wohl gut ankomme. Tatsächlich ist das mit Politik und Weihnachten so eine Sache.
Legendär wurde der Schildbürgerstreich der Stadtverwaltung von Worms, die 2014 ein Krippenspiel über die Flucht von Jesus, Maria und Josef nach Ägypten auf dem örtlichen Weihnachtsmarkt verbieten ließ. Die Bürger der rheinland-pfälzischen Stadt sollten ungestört ihren vorweihnachtlichen Bummel durch die Fußgängerzone unternehmen können, ohne durch die Probleme von Flüchtlingen belästigt zu werden.