Schlösser hier - Braunkohle dort, viel Fläche - wenige Menschen, ausgedehnte Wälder - große Waldbrandgefahr: Brandenburg, wo am Sonntag auch gewählt wird, hat viele Gesichter.
Potsdam, die brandenburgische Perle
Die Landeshauptstadt Brandenburgs, einst Residenz- und Garnisonstadt preußischer Könige, ist auch heute eine Barockstadt mit Charme - gehört zum Unesco-Welterbe. Schlösser und Gärten liegen an den idyllischen Havelseen. "Sanssouci", zu Deutsch "sorgenlos" - so fühlte sich einst auch Friedrich der Große in Potsdam und baute hier sein berühmtes Lustschloss - eine der am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten.
Beliebt ist die Stadt aber auch bei jungen Leuten. Mehr als 25.000 Studierende leben und lernen in der Landeshauptstadt. Besonders innovativ: das Hasso Plattner Institut, wo IT-Kräfte für den internationalen Markt ausgebildet werden. Auch das renommierte Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat hier seinen Sitz und bietet interessante Arbeitsplätze rund um die Fragen: globale Erwärmung und nachhaltige Entwicklung.
Land der 3.000 Seen
Urlaub am Wasser, dafür steht Brandenburg. In den See springen, ins Kanu steigen oder die Segel hissen - das ist in einem der gewässerreichsten Bundesländer Deutschlands überall drin. Gut 200 Seen sind zum Baden ausgewiesen.
Der tiefste See ist mit 70 Metern Tiefe der Große Stechlinsee, genannt auch "der Schöne". Er ist bekannt durch sein klares Wasser und selbst Theodor Fontane war so fasziniert, dass er einem seiner Romane den Titel "Der Stechlin" gab.
Vom Speckgürtel bis zur Uckermark
Brandenburg ist nicht gleich Brandenburg. Der sogenannte Speckgürtel profitiert von der Nähe zur Metropole Berlin: Zuzug und steigende Pendlerzahlen bringen manche Kommunen mittlerweile sogar an ihre Grenzen.
Ganz anders lebt es sich in der Uckermark oder in der Prignitz. Letztere ist eine der am dünnsten besiedelten Regionen Deutschlands. Die massive Abwanderung hält an. Die, die bleiben, haben weite Wege: zum Rathaus, zur Bank oder zum Arzt.
Die Lausitz vor dem Strukturwandel
Die Lausitz im Südosten Brandenburgs lebt von der Braunkohle. Seit Jahrzehnten liefert der fossile Brennstoff hochbezahlte Arbeitsplätze und prägt die Identität der Region. Bereits nach der Wende, Anfang der 90er Jahre, gab es einen großen Einschnitt. Damals brachen 70.000 Arbeitsplätze weg. Auch heute sichert die Lausitzer Braunkohle weite Teile der Stromversorgung - über die Grenzen Brandenburgs hinaus.
Doch der Rauch aus den Kraftwerksschloten trübt Deutschlands Ökobilanz. Das Ende der Kohle ist absehbar. Wieder bangen Tausende um ihre Jobs. Für einen sozialverträglichen Strukturwandel hat die Kohlekommission in den kommenden fünf Jahren 1,9 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Konkrete Industrieansiedlungen sind aber noch nicht in Sicht.
Umstrittene Windkraft
In Brandenburg stehen knapp 4.000 Windräder - das Bundesland ist eins der drei führenden, wenn es um Erneuerbare Energien in Deutschland geht. Vielerorts gibt es inzwischen aber massive Proteste. Die "Verspargelung" der Landschaft, aber auch die Lärmbelastung nerven die Anwohner.
Nun werden Brandenburgs Kommunen mit einem "Windkraft-Euro" an den Erträgen der Windräder beteiligt - das soll für mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung sorgen. Eine Regelung, die bisher bundesweit einmalig ist.
Eberswalde und die Zukunft der Wälder
Mit gut 37 Prozent Flächenanteil ist Brandenburg das waldreichste ostdeutsche Bundesland. Dabei gibt es nirgends in Deutschland so viele Kiefern wie hierzulande, problematisch nicht nur wegen der sehr hohen Waldbrandgefahr. Zugleich sind gerade mal 13 Prozent der Wälder Mischwälder und damit naturnah - auch das erhöht die Waldbrandgefahr.
Wie der Wald der Zukunft aussehen sollte, das wird an der bundesweit einzigartigen Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde erforscht. Die hiesigen Wissenschaftler drängen auf einen rascheren Waldumbau - nicht nur in Brandenburg - und weisen auf die immense Bedeutung der Wälder als Kohlenstoffspeicher hin.
Beelitzer Spargel und Spreewaldgurke
Die eingelegte Gurke aus dem Spreewald - schon zu DDR-Zeiten war sie beliebt, und inzwischen hat sie nicht nur im Osten Deutschlands Kultstatus. Breit wie ein Männerdaumen sollte sie sein, und auf dem torfig-sandigen Boden rund um Lübbenau gedeiht sie besonders gut. Erst im 16. Jahrhundert, kamen die Gurkensamen nach Brandenburg, mitgebracht von Neusiedlern aus Holland.
"Weißes Gold", so nennen die Beelitzer ihren Spargel. Seit gut 150 Jahren wird er auf den Feldern rund um die brandenburgische Kleinstadt angebaut. Seit März 2018 genießt er sogar besonderen Schutz der EU und hat sich zum wichtigsten Gemüse Brandenburgs entwickelt.
Wildes Brandenburg: Wölfe und Biber sorgen für Streit
Im Flächenland Brandenburg gibt es jede Menge Platz. Das gefällt auch den streng geschützten Wölfen. Die Hälfte aller in Deutschland wieder ansässigen Raubtiere ist inzwischen hier zuhause. Zur Freude der Naturschützer. Zum Ärger der Landwirte und Weidetierhalter.
Zäunen und Schutzhunde sollen gegen Übergriffe helfen - die Landesregierung zahlt die Anschaffung. Auch für die Entschädigung bei Wolfsrissen fließen Gelder. Allein 42.000 Euro im ersten Halbjahr 2019. Trotzdem wird die Debatte um den Wolf weiterhin hochemotional geführt.
Ähnlich kontrovers ist das Thema Biber. Auch hier fließen Gelder für Schutzmaßnahmen: Denn der Nager staut Wasser auf und überschwemmt damit Äcker und Wiesen.
Sorben und Wenden - eine slawische Minderheit
Kunstvoll verzierte Ostereier, das Osterreiten oder Hahnschlagen - das sind sorbische Bräuche. Aus der ganzen Republik und dem Ausland zieht es dann tausende Schaulustige in den Süden Brandenburgs, wo ein Drittel, also 20.000 Angehörige der Minderheit leben.
Wer hier zu Gast ist, merkt schnell: Die Sorben pflegen ihre Sprache. Zweisprachige Ortsschilder machen darauf aufmerksam. Sorbisch wird in der Schule gelehrt. Sorben und Wenden (grob gesagt leben die Sorben ganz im Süden Brandenburgs und im Norden Sachsens, die Wenden leben im Spreewald) haben lange um ein eigenes Parlament gekämpft; seit 2018 gibt es den Serbski Sejm, bestehend aus 24 Abgeordneten. Hier soll es vor allem um Selbstbestimmung bei Bildung und Kultur gehen.
Grenzland an Oder und Neiße
Brandenburg und Polen sind Nachbarn. Diesseits von Oder und Neiße profitiert manche Gemeinde vom Zuzug aus dem Nachbarland. Kitas, die von der Schließung bedroht waren, Schulen, die vor dem Aus standen - dank der neuen polnischen Mitbürger ist das vorbei. Der Bevölkerungsschwund ist gestoppt. So wie im brandenburgischen Gartz, das im Einzugsgebiet der polnischen Großstadt Stettin liegt.
Doch seitdem die Grenzen 2007 - nach dem Beitritt Polens zum Schengener Abkommen - geöffnet wurden, sind nicht nur viele Landwirte im östlichen Brandenburg erbost. Autodiebstähle, Einbrüche, Waffen und Drogenhandel: All das hat seit dem Wegfall der Grenzkontrollen enorm zugenommen.