Am Sonntag wird in Sachsen gewählt. Wie gut kennen Sie das einwohnerreichste ostdeutsche Bundesland abseits der Politik? Fakten und Kuriositäten im Überblick.
Der Stolz der Sachsen
Einen Sachsen, der nicht stolz auf seine Heimat ist, gibt es nicht: Diese Gewissheit erwächst in jedem, der die Sachsen gut kennt. Stolz auf die Geschichte des Landes, die Kultur, den Erfindungsreichtum der Menschen, die Schönheit der Landschaften (zum Beispiel im Elbsandsteingebirge) und der Landeshauptstadt Dresden, die viele mit dem Beinamen "Elbflorenz" schmücken.
Sozialpsychologen der Uni Leipzig haben herausgefunden, dass etwa zwei Drittel der Sachsen großen Wert auf ihre sächsische Identität legen. Demnach sei das Bedürfnis der Sachsen "offensichtlich sehr groß, ein Sachse zu sein, sich so zu fühlen und als solcher wahrgenommen zu werden", lautet das Fazit eines Forschers.
Die Kehrseite, so die Forscher: Der ausgeprägte Sachsen-Stolz gehe gleichzeitig mit einer gewissen Abgrenzung gegenüber anderen einher.
Ein starker August
Mit der bewegten Geschichte Sachsens lassen sich ganze Uni-Seminare und Bibliotheken füllen. Beim Blick in die Historie sticht aber vor allem eine Persönlichkeit heraus: August der Starke, Sachsens legendärer Kurfürst, der neben einem ausgeprägten Machtinstinkt auch ein starkes Faible für Frauen, rauschende Feste und Kunst besaß.
Ohne ihn wären Dresden und sein Umland heute gewiss um einige Attraktionen ärmer. Denn unter seiner Herrschaft, die von 1694 bis 1733 währte, entstanden unter anderem der Dresdner Zwinger, das Taschenbergpalais sowie vor den Toren der Stadt die heutigen Besuchermagneten Schloss Pillnitz und Jagdschloss Moritzburg.
Zudem verdanken die Dresdner August dem Starken die umfangreichen Kunst-Sammlungen im Grünen Gewölbe und in der Gemäldegalerie Alte Meister.
Eine starke (Gast)-Wirtschaft
Dass sich in Sachsens Gastwirtschaften gut und deftig speisen lässt, steht für Kenner außer Frage. Das ist nicht nur im berühmten "Auerbachs Keller" in Leipzig so. Viel mehr ins Gewicht für das große Selbstbewusstsein der Sachsen fällt aber die wirtschaftliche Stärke, die auf einer prosperierenden Industrie fußt.
Das mit mehr als vier Millionen Einwohnern mit Abstand bevölkerungsreichste ostdeutsche Bundesland hat auch das mit Abstand höchste Bruttoinlandsprodukt der ostdeutschen Länder und liegt damit im bundesweiten Vergleich auf einem guten Platz im Mittelfeld.
Neben Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau sind unter anderem Mikroelektronik und Software-Entwicklung "made in Saxony" international gefragt und damit Garanten des heutigen wirtschaftlichen Erfolgs.
Feine Düfte und besondere Aromen
Hätten Sie's gewusst, dass der Büstenhalter und der Bierdeckel in seiner heutigen Form aus Sachsen kommen? Oder dass die Sachsen mit "Odol" 1892 das erste Mundwasser der Welt entwickelt haben, mit "Chlorodont" 1907 die erste Zahnpasta, und dass nur ein Jahr später eine gewisse Melitta Bentz - na? - natürlich den ersten Kaffeefilter erfunden hat?!
Die Dresdner Hausfrau soll sich daran gestört haben, dass der letzte Schluck aus ihrer Tasse stets mehr Kaffeesatz als Kaffee enthielt. Melitta Bentz‘ Idee: Den Boden eines Topfes durchlöchern und ein Löschblatt drüberlegen, in dem der Kaffeesatz hängenbleiben konnte.
Die Liste großer sächsischer Erfindungen ließe sich noch lange fortsetzen und wird ständig weitergeschrieben.
Genau hinhören
Sich erst einmal hineinhören in den weichen sächsischen Singsang mit seiner Vielzahl von besonderen Begriffen, das müssen viele Auswärtige, wenn sie nach Sachsen zu Besuch kommen. Zum Glück sind viele Sachsen keine "Drambl", also keine unhöflichen Menschen, sondern klären ihre Gäste darüber auf, was sie darunter verstehen, wenn sie einen "Abbl" oder eine "Bemme" anbieten, also einen Apfel oder eine Scheibe Brot.
Und auch wenn die Sachsen außerhalb der Grenzen ihres Freistaats für ihren Zungenschlag bisweilen belächelt werden, so sind sie doch sehr stolz auf ihren Dialekt. In Zusammenarbeit mit der TU Dresden sucht die Ilse-Bähnert-Stiftung sogar jedes Jahr das "Sächsische Wort des Jahres". Im vergangenen Jahr war es "Beschmuh". Das steht für Betrug oder Täuschung.
Sinn der Aktion sei es unter anderem, aussterbende sächsische Wörter zu retten, "die Sprache der Sachsen" zu pflegen und zu hegen und ihren "Wohlklang in das Bewusstsein" der Menschen weit über die Grenzen des Freistaats hinaus zu bringen.