Jedes Jahr konkurrieren Spitzenstudenten aus der ganzen Welt um einen Platz für ein Studium in den USA. Doch die Bewerberzahlen sind rückläufig. Ein Faktor: Die Regierung Trump.
US-amerikanische Colleges und Universitäten verlieren für internationale Studenten offenbar zunehmend an Attraktivität. Das geht aus dem jüngsten "Open Doors Report on International Educational Exchange" hervor. Die Zahl der neu eingeschriebenen internationalen Studenten in den USA sei im Herbst 2018 im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent gesunken, heißt es darin. In den vorangegangenen zwei Jahren gab es ein Minus von jeweils sieben und drei Prozent - die ersten Rückgänge seit mehr als einem Jahrzehnt.
Der Trend bereitet US-Universitäten Sorge, da Gebühren von ausländischen Studenten für sie eine wichtige Einnahmequelle sind. Einige Einrichtungen machen die migrationsfeindliche Rhetorik von Präsident Donald Trump für die Entwicklung verantwortlich. Potenzielle Studenten würden dadurch abgeschreckt, argumentieren Kritiker. Vertreter des US-Außenministeriums entgegnen, die hohen Studiengebühren seien schuld an der Entwicklung, nicht die politische Atmosphäre in den USA.
Hohe Studiengebühren und Imageverlust der USA
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Es ist eine Entwicklung, die auch Gabriele Knieps vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) registriert. Die Referatsleiterin ist für die Vergabe von Studien-Stipendien in die USA und Kanada verantwortlich. Die Gründe für den Rückgang an Bewerbungen seien vielfältig. Neben den extrem hohen und weiterhin steigenden Studiengebühren sei zunehmend ein Imageverlust der USA das Problem, erläutert Knieps.
Dieser Imageverlust begann 2017, so beschreibt es das Marktforschungsinstitut GfK. In dessen Image-Ranking rutschten die USA von Platz 1 auf Platz sechs ab. Gerade beim Ansehen der Regierung gab es für die USA herbe Verluste - es ging von Platz 19 auf Rang 23 nach unten. Dieser Imageverlust lasse auf einen "Trump-Effekt" schließen, sagt Simon Anholt, Initiator der Studie. Auslöser sei wohl Trumps politische Botschaft "America First". Gerade die Deutschen sähen die USA deutlich kritischer als zuvor.
"Abschreckendes Klima"
Direkte Auswirkungen der Trump-Politik auf amerikanische Hochschulen hatte etwa das Einreiseverbot für Menschen aus einigen mehrheitlich islamischen Ländern - der sogenannte Muslim-Ban. "Ganz klar bestimmte Länder wurden ausgeschlossen, was die Erteilung von Visa betrifft", stellt Knieps fest. "Das schafft natürlich ein Klima, das abschreckend ist".
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Eine, die selbst an einer US-Uni unterrichtet, ist Anne Krueger. Die frühere Chefökonomin der Weltbank ist heute Professorin für internationale Ökonomie an der Johns Hopkins University in Washington D.C. Trump schieße sich ins eigene Knie, wenn er seine Regierung anweist, die Visumpflicht zu verschärfen. Das untergrabe die Exporte von US-Hochschuldienstleistungen - also beispielsweise Auftragsforschung oder Technologietransfer - und beeinträchtige damit auch die Hochschulbildung selbst, so Krueger. Vielmehr seien Initiativen gefragt, um ausländische Studenten anzuwerben.
Neue Länder werden interessant für Auslandsaufenthalte
Statt in die USA zieht es Studierende vermehrt in andere Länder. "Die Zahl an Konkurrenzangeboten wächst", stellt DAAD-Expertin Knieps fest. Es ziehe beispielsweise immer mehr Studierende nach Australien. In Deutschland selbst könne man außerdem ein zusätzlich sinkendes Bewusstsein über den Wert eines Auslandsstudiums feststellen. "Diese Entwicklung kann aber auch damit erklärt werden, dass sich der deutsche Arbeitsmarkt sehr positiv entwickelt", so Knieps.
Die Bereitschaft, international Erfahrungen zu machen, variiert zudem in den einzelnen Fachdisziplinen. Während in den Wirtschaftswissenschaften mit 46 Prozent fast jeder zweite Studierende Auslandserfahrungen sammelt, liegt der Anteil in den Mathematik- und Naturwissenschaften lediglich bei 23 Prozent.
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