Fliegen boomt weiter, mit Folgen für die Infrastruktur. Besonders die Fluglotsen arbeiten häufig an der Belastungsgrenze. Und das sorgt für Schuldzuweisungen.
Andreas Schick arbeitet als Fluglotse im Kontrollzentrum der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Langen. Insgesamt rund 2.000 Fluglotsen in Deutschland sorgen für einen reibungslosen Flugverkehr. Ein stressiger Job. Andreas Schick macht ihn schon 17 Jahre. Bis zu elf Maschinen hat er in Langen gleichzeitig im Blick: "Es ist anspruchsvoll, weil man sehr belastungsresistent sein muss. Weil man bei Verkehrsspitzen unter Druck arbeitet und natürlich im Hintergrund weiß, dass Fehler zu Katastrophen führen können."
Ausgerechnet in diesem sensiblen Bereich arbeiten zu wenig Leute. Derzeit fehlen laut DFS bundesweit rund 250 Fluglotsen. Für Andreas Schick und seine Kollegen bedeutet das mehr Arbeit: "Ich arbeite sehr häufig an der Belastungsgrenze, weil die Verkehrszahlen über einen höheren Zeitraum ausgereizt werden."
Zu wenig Personal für zu viele Flieger. Ein grundsätzliches Problem: Auch bei den Sicherheitskontrollen und in der Boden- und Gepäckabfertigung fehlt Personal in Deutschland. Und so kommt es immer wieder zu überfüllten Flughäfen, Verspätungen und Flugausfällen. Für die Fluggäste nervig, für die Flugbranche ein Desaster.
Fliegen ist unkalkulierbar geworden
80 gestrichene Flüge pro Tag - noch nie gab es so große Probleme wie im Chaosjahr 2018. Und auch in diesem Jahr läuft das System trotz aller Versprechungen von Politik und Luftverkehrswirtschaft im roten Bereich. Bis Oktober, so das Fluggastrechteportal EUclaim, sind fast 18.000 Flüge ausgefallen. Das System stoße an seine Grenzen, sagt der Mobilitätsforscher Prof. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin. Er spricht von "Notoperationen", die stattgefunden hätten. Sobald "auch nur ein bisschen was passiert, ist sozusagen das Chaos da", sagt er.
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Dass vor allem die Fluglotsen dafür verantwortlich gemacht werden, will Matthias Maas so nicht stehen lassen. Der Chef der Fluglotsengewerkschaft sieht vielmehr eine falsche Personalplanung bei der DFS als Problem: "Das ist der Sparzwang. Sie wollen am Ende ihre Bilanz gut dastehen haben. Man hatte sich einen Fünf-Jahresplan gesetzt - der ging leider nicht auf! Der war also total falsch kalkuliert. Ist für mich ein ganz klarer Managementfehler!"
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Der Chef der Deutschen Flugsicherung, Klaus-Dieter Scheurle, wehrt sich: "Es ist einfach schwierig fünf Jahre im Voraus zu sagen, wie viel Verkehr es sein wird. Wir haben dieses Jahr fast 300.000 Flüge mehr, als damals vor fünf Jahren gedacht. Das ist einer der wesentlichen Gründe, warum wir zu wenig Lotsen haben."
Üppige Prämien sollen helfen
Klaus-Dieter Scheurle verweist auf gestiegene Ausbildungszahlen. Doch bis der Lotsenmangel behoben werden kann, dauert es noch vier Jahre. Kurzfristig will die DFS Fluglotsen aus dem Ausland anwerben. Die Verspätungszahlen sind laut DFS in diesem Jahr leicht zurückgegangen. Doch zu welchem Preis? Die Fluglotsen erhalten für Extraschichten üppige Prämien von bis zu 1.800 Euro pro Tag.
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Außerdem werden zu ihrer Entlastung seit 2018 Flugzeuge vom stark frequentierten oberen Luftraum in den unteren umgeleitet. Eine umstrittene Maßnahme. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat für das ZDF ausgerechnet: Fliegt ein Airbus A320 zum Beispiel auf der Strecke von London nach Rom nicht auf rund 11.000, sondern nur auf knapp 7.000 m Höhe, verbraucht er je nach Flugroute und Windsituation aufgrund des größeren Luftwiderstands bis zu 25 Prozent mehr Kerosin. Das bedeutet auch 25 Prozent mehr CO2 Ausstoß. Seit letztem Sommer wurden allein über Deutschland ca. 100.000 Flüge auf die niedrigere Flughöhe verlagert.
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