In Deutschland hat sich erstmals ein Mensch durch einen Mückenstich mit dem West-Nil-Virus angesteckt. Forscher gehen davon aus, dass die Infektionen zunehmen werden.
Quelle: Cynthia Goldsmith/CENTERS FOR DISEASE CONTROL/EPA/dpa
Erstmals ist eine durch Mücken in Deutschland übertragene West-Nil-Infektion beim Menschen nachgewiesen geworden. Die Person habe eine Gehirnentzündung gehabt, sei aber wieder genesen, teilt das Robert Koch-Institut mit.
Es handelt sich um einen 70-Jährigen, der nicht ins Ausland gereist war und keine Vorerkrankungen hatte. In Deutschland war das Virus bis auf den Fall eines Tierarztes zuvor nur bei Reiserückkehrern nachgewiesen worden. Der Arzt steckte sich bei der Untersuchung eines Vogels an.
In der betroffenen Region in Sachsen war der Erreger bereits bei mehreren Tieren nachgewiesen worden, wie es hieß. "Das Risiko weiterer Fälle nimmt derzeit ab, da die Zahl der Mücken im Herbst zurückgeht", erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler.
Experten erwarten eine Zunahme
In den kommenden Sommern sei jedoch mit weiteren West-Nil-Infektionen zu rechnen. Für Menschen gibt es bislang keinen Impfstoff. Die Virus-Erkrankung verläuft nach Angaben des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg beim Menschen in circa 80 Prozent der Fälle ohne Symptome. Bei knapp 20 Prozent sei der Verlauf mild, Patienten hätten unspezifische Symptome wie Fieber oder Hautausschlag.
Schwerere und tödliche Verläufe seien sehr selten und träfen in der Regel ältere Menschen mit Vorerkrankungen, hieß es vom RKI. Das ursprünglich aus Afrika stammende Virus kann von bestimmten heimischen Stechmücken übertragen werden. In nördlichere Gefilde gelangte es durch Zugvögel und Stechmücken. Offenbar hätten die ungewöhnlich warmen Sommer der vergangenen beiden Jahre dazu beigetragen, dass sich das Virus nördlich der Alpen etablierte, so Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut.