Das ZDF wird künftig 100 Millionen Euro aufwenden, um die jüngere Zielgruppe zu erreichen und Akzeptanz zu stärken. Intendant Norbert Himmler zeigt sich zugleich offen für Kritik.
ZDF-Intendant Norbert Himmler hat in Berlin erklärt, das ZDF arbeite mit Nachdruck an dem strategischen Ziel, die Akzeptanz in der Gesellschaft zu stärken. Himmler sagte:
"Die Investition in neue Programminhalte bedeutet auch: weniger im linearen Programm und dafür mehr non-lineare Angebote für Jüngere", so Himmler weiter. Das ZDF will auch den Dialog mit dem Publikum weiterentwickeln. "Wir bauen in den nächsten Jahren ein bundesweites Online-Panel auf. Unser Ziel ist es, uns mit etwa 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern regelmäßig auszutauschen", so der ZDF-Intendant.
Himmler: "Scheuen keinen Vergleich der Systeme"
Für eine Debatte über Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk zeigt sich Himmler offen: "Wir sind offen und bereit für diese grundsätzliche Debatte und scheuen dabei auch keinen Vergleich der Systeme. Als nationaler, zentral organisierter Sender ist das ZDF effizient aufgestellt und dabei lern- und veränderungsfähig", sagte er.
Eine Debatte über den Auftrag und den Umfang des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei wichtig, dennoch teile er nicht die pauschale Skepsis in Bezug auf die Reformfähigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, wie der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow sie geäußert hatte:
"Dafür stehen Angebote wie ZDFinfo, ZDFneo, die digitale Plattform ZDFkultur oder die ZDF-Mediathek - Beispiele, die zeigen, wie sich das ZDF konsequent und ohne zusätzliches Geld kontinuierlich auf die neue Medienwelt einstellt", so Himmler.
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Kompass für ganzheitliche Betrachtung des ZDF-Programms
Für die künftige programmstrategische Arbeit hat der Sender den sogenannten ZDF-Kompass entwickelt. Das Instrument bringt vier Dimensionen von Erfolg in einen Zusammenhang: Nutzung, Qualität, Wirkung und Akzeptanz. Der ZDF-Kompass verknüpft und gewichtet quantitative und viele qualitative Ziele.
Allein für die Messung der Ebene "Qualität" werden sieben Dimensionen betrachtet: Gesellschaftsrelevanz, Vielfaltsdarstellung, Branchenwirkung, Zugänglichkeit, Glaubwürdigkeit, Kompetenzzuschreibung und Programmbewertungen. Die Daten dafür werden überwiegend aus bereits existierenden Befragungen und Studien der ZDF-Medienforschung gewonnen. Neu ist vor allem die Verknüpfung und damit ganzheitliche Betrachtung und Bewertung von Programmleistungen.
KI und Algorithmen sollen helfen
Um programmliche Neuentwicklungen besser an den Bedürfnissen des Publikums auszurichten, hat das ZDF außerdem eine neue Zielgruppen-Systematik erarbeitet. Sechs sogenannte Content Communities bilden gesellschaftliche Gruppen nach Kriterien wie Alter, Mediennutzung oder Lebensumstände ab.
Dafür hat die ZDF-Medienforschung in den Jahren 2019 und 2020 den Bewegtbildkonsum aller Deutschen, die älter sind als 14 Jahre, neu vermessen und Millionen Datensätze analysiert. Himmler: "Wir haben uns angeschaut, welche Inhalte nutzt jemand, welche Plattformen usw. Mithilfe von KI und Algorithmen haben wir daraus die neuen Gruppen gebildet."
ZDF legt Algorithmen für Mediathek offen
Seit heute können Nutzerinnen und Nutzer der ZDF-Mediathek genau nachlesen, wie die persönlichen Empfehlungen zustande kommen. Intendant Himmler: "Die Offenlegung ist ein wichtiger Teil unserer Transparenz gegenüber dem Publikum." Dabei schlägt der Algorithmus Inhalte nicht nur anhand von Vorlieben vor, sondern macht Nutzern Angebote, ihren Horizont zu erweitern.