18 Jahre moderierten sie zusammen das heute journal: Claus Kleber und Gundula Gause. Heute Abend zum letzten Mal. Ein Rückblick der TV-Frau an Klebers Seite.
Es waren große Fußstapfen, die Wolf von Lojewski 2003 hinterließ, als er aus Altersgründen seine berufliche Laufbahn im ZDF beendete. Die Redaktion des heute journals fragte sich, welcher der gerüchteweise gehandelten Journalisten sie wohl ausfüllen könnte.
Als es dann tatsächlich auf Dr. Claus Kleber zulief, wurde er mit respektvoller Neugierde begrüßt. Er kam von der ARD, hatte lange Auslandserfahrungen in Washington und London gesammelt - und manch einer fragte sich, ob das die ideale Mischung für den Mainzer Lerchenberg sei.
"Erfahrener und hochpräsenter journalistischer Profi"
Weil mir in der Zusammenarbeit mit ihm die Co-Moderation zugedacht war, schlug ich zum ersten gegenseitigen Beschnuppern eine Mainzer Traditionskneipe vor. Gleich beim ersten Treffen erlebte ich einen ebenso gebildeten wie erfahrenen und hochpräsenten journalistischen Profi, der sich gerade deshalb der potenziellen Fallstricke einer neuen Berufsposition durchaus bewusst war.
Und derer gab es viele. Vor allem, weil er neben seiner Rolle als Hauptmoderator im heute journal auch noch mit der administrativen Leitung des journals beauftragt war. Diese Doppelrolle war fordernd. Personalentscheidungen, Organisationspläne und Budgetprobleme sind nun einmal etwas anderes als das große, weite journalistische Feuilleton. Aber Claus Kleber wäre nicht Claus Kleber, wenn er nicht auch das hochmotiviert angegangen wäre.
"Als Anchorman war er in seinem Element"
Im Zentrum seiner ZDF-Arbeit stand jedoch seine Position als Anchorman. Hier war er in seinem Element: Netzwerke nutzen, seinen Erfahrungsschatz einbringen. Und Fragen stellen, die nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern tatsächlich Hintergründe transparent machen, Probleme und Phänomene aus unterschiedlicher Perspektive darstellen - all' das war und bleibt ihm selbstverständlich.
Von der Morgenrunde bis zur Live-Sendung: Das Team des ZDF heute-journals gewährt Einblicke in seinen Arbeitsalltag.
Genauso selbstverständlich wie sein hoher Qualitätsanspruch, den er unter allen Umständen einfordert. Manches Mal auch an der Grenze dessen, was man als redaktionelles Konsensmilieu beschreiben könnte. Das Engagement und den Biss, den er selbst zeigt, erwartet er ebenso von Anderen, Durchschnittlichkeit ist ihm ein Greuel.
"Über allem steht für ihn journalistische Unabhängigkeit"
Wenn dann seine professionelle Interviewnachfrage keine Antwort, sondern ein Ausweichen zur Folge hatte, reagierte er alles andere als gemütlich und geschmeidig und wollte bis zuletzt nicht wahrhaben, dass die oft ausweichenden Antworten seiner Gesprächspartner aus deren Sicht genauso professionell waren wie sein eigener journalistischer Impetus.
Dass dabei, wie bei so vielen Hochbegabten, seine Talente mit einer gewissen Ungeduld gepaart sind, kann nicht verwundern. Über allem steht für ihn journalistische Unabhängigkeit, Authentizität und Qualität. Um das durchzusetzen, weicht er auch Konflikten nicht aus, sowohl intern als auch extern.
Vor 40 Jahren ging das heute journal zum ersten Mal auf den Sender. Seither präsentiert die Sendung Nachrichten nicht nur, sondern ordnet sie ein und liefert Hintergründe. Immer ganz nah an der täglichen Debatte.
Klebers "hohe Ansprüche an sich selbst"
Er hält wenig davon, Differenzen mit Konsenssoße zu verkleistern. Er bringt die Dinge auf den Punkt, in der Redaktion wie auf dem Fernsehschirm. Selbst wenn diese Rigorosität manch' einem manches Mal vielleicht etwas zu weit geht - er bleibt sich treu. Sich und seiner professionellen Linie.
Im Kern ist er eben nicht der schulterklopfende, joviale Kumpeltyp, sondern der stets etwas distanzierte Intellektuelle mit hohen Ansprüchen an sich selbst und andere. Dass die Zeichen 2007 für kurze Zeit Richtung Spiegel-Chefredaktion wiesen, war von daher keine Überraschung. Dass er letztlich jedoch beim ZDF blieb, ebenso wenig. Denn Fernsehen war, ist und bleibt sein Medium.
Fast 3.000 Sendungen und beeindruckende Dokus
Die Redaktion wird einen überaus geschätzten Kollegen vermissen - einen freien und großen Geist. Den hat er bewiesen, über fast 19 Jahre, in rund 3.000 Ausgaben des heute journals und in beeindruckenden, über den Tag hinausweisenden Dokumentationen.
Nach fast zwei Jahrzehnten moderiert Claus Kleber am Donnerstag zum letzten Mal das "heute journal" im ZDF.
In einem guten Team waren wir ein gutes Team. Es war eine gute Zeit. Danke, lieber Claus, auch im Namen aller Kolleg*innen - die TV-Frau an Deiner Seite. :-)