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Immer mehr Affenpocken-Fälle : Kommt die Pockenimpfung zurück?

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Bis heute zeugt die Narbe am Oberarm vieler Erwachsener davon: 1967 startete die WHO eine Impfkampagne gegen Pocken. Braucht es nun auch bei den Affenpocken solch einen Impfschutz?

Archiv: Eine Narbe einer Pockenimpfung ist an einem Oberarm sichtbar. D
Narbe einer Pockenimpfung: Die Impfung wurde nach einem Beschluss der WHO ab 1967 weltweit Pflicht.
Quelle: dpa

1967 startete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine weltweite Impfkampagne gegen Pocken, im Zuge derer Milliarden Menschen geimpft wurden. Bereits 1980 erklärte die WHO die Ausrottung der Pocken weltweit.

Seit dem Ende von Pockenimpfungen - die Pflicht zur Erstimpfung wurde etwa in der BRD 1976 und in der DDR 1982 aufgehoben - sind allerdings immer weniger Menschen gegen das Variolavirus immun, das die Pocken hervorruft.

Keine zugelassenen Impfstoffe gegen Affenpocken

Mit der derzeit ungewöhnlichen Häufung von Affenpockenfällen in westlichen Ländern durch einen verwandten Erreger stellt sich die Frage nach erneuten Impfungen. Speziell gegen Affenpocken gibt es in Europa keine zugelassenen Impfstoffe. Allerdings nehmen Fachleute an, dass herkömmliche Pockenimpfstoffe einen gewissen Schutz bieten.

Dr. Christoph Specht über Ansteckungswege und Symptome

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Insbesondere nach dem Anschlag auf das World Trade Center in den USA legten viele Länder aus Furcht vor Bioterrorismus Vorräte mit Pockenimpfstoff an. Vermehrungsfähige echte Menschenpockenviren lagern in den USA und in Russland, wie der Virologe Norbert Nowotny vom Institut für Virologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien sagte.

Rückblickend muss man aber festhalten, dass die Ängste vor Bioterrorismus nach 2001 irrational waren. Der Einsatz von Pocken als Waffe wäre schließlich überhaupt nicht kontrollierbar.
Virologe Norbert Nowotny

Die Bundesregierung hat laut einem Bericht für den Gesundheitsausschuss des Bundestages etwa 100 Millionen Dosen Pockenimpfstoff eingelagert. Dieses Vakzin sei wegen zu erwartender Nebenwirkungen jedoch nicht zum Einsatz gegen Affenpocken geeignet, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Der ältere Pockenimpfstoff hat viele Nebenwirkungen, zudem enthält er vermehrungsfähige Viren, die sich im Körper von immungeschwächten Menschen ausbreiten könnten.
Stefan Kaufmann, emeritierter Direktor am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie

Impfexperte: MVA-Impfung "besser verträglich"

Daneben gibt es noch einen neueren Pockenimpfstoff, der auf einer Weiterentwicklung durch den Mikrobiologen Anton Mayr in den 1960er Jahren in Bayern basiert. Dabei werde ein im Labor abgeschwächtes Impfvirus genutzt, um eine Immunantwort gegen Pocken zu erzeugen, sagte der Wiener Facharzt für Impfen und Reisemedizin, Herwig Kollaritsch.

Fachleute sprechen kurz von MVA-Impfung (MVA: Modifiziertes Vacciniavirus Ankara). "Diese Impfung wurde in den 1960ern eine Zeit lang verwendet, aber nie in großem Stil. Sie ist besser verträglich, das Virus nicht mehr vermehrungsfähig", sagte Kollaritsch, der Mitglied des österreichischen Pendants zur Ständigen Impfkommission (Stiko) ist.

"Für breite Bevölkerung wäre diese Impfung Unfug"

In dem neueren Impfstoff sieht Kollaritsch allenfalls ein Instrument, um Menschen zu impfen, die ein hohes Risiko haben, dem Erreger ausgesetzt zu sein, etwa Personal spezieller Isolierstationen. "Für die breite Bevölkerung wäre diese Impfung Unfug", sagte er.

Affenpocken sind wesentlich harmloser als die Pocken und infektionsepidemiologisch von viel geringerer Bedeutung. Wir müssen auch bedenken, dass eine sehr gute Therapie für Infizierte verfügbar ist.
Herwig Kollaritsch, Facharzt für Impfen und Reisemedizin

Der Erreger der Affenpocken sei ein DNA-Virus, sagte der Virologe Nowotny. Das heiße, es sei sehr viel träger als Sars-CoV-2 und mutiere kaum. Varianten werde man daher nicht so schnell sehen.

RKI: Ausbruch bleibt wohl begrenzt

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hielt fest, dass nach derzeitigem Wissen ein enger Kontakt für eine Erreger-Übertragung erforderlich sei, "deshalb kann gegenwärtig davon ausgegangen werden, dass der Ausbruch begrenzt bleibt". Empfohlen wird Isolierung beziehungsweise Quarantäne für Infizierte und ihre engen Kontakte.

Kontakte von Infizierten müssen aus Expertensicht genau nachverfolgt werden. Das kann aber herausfordernd werden: Die Inkubationszeit beträgt laut RKI 5 bis 21 Tage. Menschen mit mehreren Sexualpartnern haben nach RKI-Einschätzung eine höhere Infektionsgefahr als andere. Gerade bei ihnen dürften aber auch anonyme Kontakte eine Rolle spielen.

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