In Afrika sind bereits 75 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Affenpocken-Virus bekannt - nun werden die ersten Todesfälle in Europa gemeldet. Beide Menschen starben in Spanien.
In Spanien sind die zwei ersten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Affenpocken-Infektion gemeldet worden. Nachdem das Gesundheitsministerium in Madrid am Freitagabend vom Tod eines mit dem Affenpockenvirus (MPXV) infizierten Patienten berichtet hatte, wurde am Samstag ein zweiter Todesfall mitgeteilt.
Erste Affenpocken-Fälle in Europa
Der staatliche Fernsehsender RTVE und andere Medien berichteten, es handle sich um die ersten Affenpocken-Todesfälle in Europa. Beide seien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der EU-Kommission gemeldet worden, schrieb das Gesundheitsministerium.
Nach Angaben der zuständigen regionalen Behörden wurden der erste Fall in der Region Valencia im Osten und der zweite in Andalusien im Süden des Landes registriert. Beide Patienten waren demnach mit einer durch die Infektion bedingten Gehirnentzündung in Krankenhäuser eingewiesen worden. Die WHO meldete zum aktuellen Affenpocken-Ausbruch bislang fünf Tote - alle in Afrika.
Das Gesundheitsministerium der Region Valencia teilte am Freitagabend mit, der Tod des Patienten dort sei "durch eine infektionsbedingte Enzephalitis (Gehirnentzündung) verursacht" worden. Der Fall werde weiter "analysiert, um die Ursache endgültig zu bestätigen". Die Regionalzeitung "Levante" schrieb am Samstag, es handele sich um einen "etwa 40 Jahre alten Mann", der auf der Intensivstation in einem Krankenhaus der Stadt Alicante lag.
Fragen und Antworten zu Affenpocken
-
-
-
-
-
Unklarheit über Vorerkrankungen
In Andalusien gab das regionale Gesundheitsministerium am Samstag bekannt, bei dem zweiten Todesopfer handele es sich um einen 31-Jährigen, der mit einer durch die Infektion verursachten Meningoenzephalitis auf die Intensivstation des Universitätskrankenhauses in Córdoba eingeliefert worden sei.
Die Todesfälle könnten möglicherweise auf Vorerkrankungen zurückgehen. Ob Begleiterkrankungen vorlagen, war jedoch in beiden Fällen unklar. Die Zeitung "El País" schrieb, das medizinische Institut "Instituto de Salud Carlos III" in Madrid werde Gewebeproben untersuchen, um die Ursache der Todesfälle besser zu verstehen.
US-Bundesstaat New York ruft Notstand aus
Spanien ist eines der von der Infektionskrankheit am stärksten betroffenen Länder weltweit. Bei den bisher etwa 4.300 erfassten Fällen habe es etwa 120 Krankenhauseinweisungen gegeben, teilte das Gesundheitsministerium mit. In Deutschland wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitag 2.595 Fälle erfasst.
Im US-Bundesstaat New York wurden am Freitag 1.383 Infektionen bestätigt, die sich hauptsächlich in der Millionenmetropole New York konzentrieren. Gouverneurin Kathy Hochul rief deshalb den Notstand aus. "Diese Maßnahme erlaubt es uns, schneller auf den Ausbruch zu reagieren und zusätzliche Schritte zu unternehmen, um mehr New Yorker zu impfen", sagte sie in einer Mitteilung.
Man müsse zur Eindämmung des Virus "jedes Werkzeug nutzen" und besonders Risikogruppen so gut wie möglich schützen. Dafür werde unter anderem die Kontaktverfolgung intensiviert und mehr Gesundheitspersonal mobilisiert, um Schutzimpfungen zu verabreichen. Außerdem würden die Testkapazitäten ausgebaut. Der Notstand gilt vorerst bis zum 28. August.
Auch Brasilien meldete am Freitag einen ersten möglichen Todesfall im Zusammenhang mit Affenpocken. Allerdings habe es sich um einen Patienten mit weiteren Erkrankungen gehandelt, teilte das Gesundheitsministerium in Brasília mit.
Meldesysteme gefordert
Angesichts der schnellen Verbreitung der Affenpocken hatte die WHO am vorigen Wochenende die höchste Alarmstufe ausgerufen. Der Ausbruch sei eine "Notlage von internationaler Tragweite", erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die internationale Verbreitung der Infektionskrankheit ist ungewöhnlich. Bisher war sie im Wesentlichen auf sechs afrikanische Länder beschränkt.
Nach jüngsten WHO-Zahlen wurden bisher weltweit knapp 22.000 Affenpocken-Fälle bestätigt. Besonders betroffen ist demnach die Region Europa mit mehr als 14.000 Fällen.
Die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides schickte am Mittwoch einen Brandbrief an die zuständigen Minister der EU-Staaten. Die EU sei das Zentrum der entdeckten Fälle, hieß es darin. Angesichts der von der WHO erklärten Notlage sei es unter anderem wichtig, dass die EU-Staaten solide Systeme zur Überwachung der Lage und zum Melden neuer Fälle hätten.