Der brasilianische Regenwald wird immer schneller zerstört. Binnen eines Jahres wurden mehr als 11.000 Quadratkilometer abgeholzt - 9,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Wie aus einer Auswertung von Satellitenbildern der brasilianischen Weltraumbehörde Inpe hervorgeht, wurde innerhalb eines Jahres so viel Amazonas-Regenwald vernichtet wie zuletzt vor zwölf Jahren.
Inpe teilte mit, in den zwölf Monaten bis August seien insgesamt 11.088 Quadratkilometer Regenwald zerstört worden - eine Fläche größer als Jamaika. Demnach ist 9,5 Prozent mehr Regenwald als im Vorjahreszeitraum vernichtet worden, als bereits ein Rekordwert verzeichnet worden war.
Der Amazonas-Regenwald ist für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung - er gilt als "grüne Lunge" der Erde. Die Bäume können CO2 aufnehmen und speichern. Wenn sie jedoch abbrennen, absterben oder abgeholzt werden, gelangt das Treibhausgas wieder in die Atmosphäre.
Unter dem seit Januar 2019 amtierenden Präsidenten Jair Bolsonaro, der als notorischer Klimaskeptiker gilt, hat die Vernichtung des Regenwaldes in Brasilien dramatisch zugenommen.
Umweltschützer: Bolsonaro-Politik "Gift für Amazonas"
Umweltorganisationen übten daher scharfe Kritik an Bolsonaro. Dessen Politik sei "pures Gift für den Amazonas", kommentierte der Brasilien-Referent der Umweltorganisation WWF, Roberto Maldonado, die jüngsten Entwicklungen.
"Bolsonaro verfolgt hier wirtschaftliche Interessen: Und solange die weltweite Nachfrage nach Futtermittelsoja und Rind steigt, werden auch weiter Wälder für Weideflächen weichen", fügte er hinzu. Auch Deutschland steht demnach als einer der Abnehmer dieser Waren in der Verantwortung.
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Ein Desaster für den Amazonas
Vor zwei Jahren wurde der Rechtspopulist Jair Bolsonaro zum Präsidenten Brasiliens gewählt. Zeit für eine Halbzeitbilanz.
Die brasilianische Klima-Beobachtungsstelle erklärte, wegen der Zerstörung des Regenwaldes sei Brasilien "wahrscheinlich der einzige große Treibhausgasemittent", der trotz der Lähmung der Wirtschaft durch Corona seinen Treibhausgasausstoß erhöht habe.
Biden droht Bolsonaro mit wirtschaftlichen Folgen
Umweltschützer warnen schon länger, dass 2020 das zerstörerischste Jahr für den größten Regenwald der Erde werden könnte. Sie machen dafür direkt die Politik Bolsonaros verantwortlich, dem sie eine Begünstigung illegaler Rodungen vorwerfen. Bolsonaro hatte immer wieder Schutzgebiete für Landwirtschaft und Bergbau geöffnet.
Auch der künftige US-Präsident Joe Biden hatte Bolsonaros Politik im Oktober scharf kritisiert. Er drohte Brasilien mit "erheblichen wirtschaftlichen Folgen", falls die Abholzung im Amazonasgebiet weiter voranschreite. Bolsonaro entgegnete, sein Land werde sich nicht unter Druck setzen lassen.
Die Waldbrände im Amazonas-Gebiet erreichten zuletzt ein neues Höchstmaß. Die Brandrodungen im Regenwald gehen trotz Verbot durch Präsident Bolsonaro weiter. Wegen mangelnder Sanktionen betrachten Umweltschützer das Dekret als wirkungslos.