Die Bundesanwaltschaft klagt einen Russen an, der aus dem Umfeld der tschetschenischen Führung den Auftrag zu einem Mord erhalten haben soll.
Quelle: Peter Kneffel/dpa
Wegen eines mutmaßlich staatlich geplanten Auftragsmords an einem Kritiker der tschetschenischen Führung hat die Bundesanwaltschaft einen Mann vor dem Oberlandesgericht (OLG) München angeklagt. Die Karlsruher Behörde wirft dem Russen vor, sich zu dem Mord bereiterklärt zu haben.
Ferner werden dem Mann vor dem Staatsschutzsenat des OLG das Vorbereiten einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Verstöße gegen das Waffengesetz zur Last gelegt. Das teilte die Bundesanwaltschaft am Donnerstag mit.
Vorwurf: Auftrag zu Mord aus Staatsführung
Den Auftrag soll ein Mitglied des Sicherheitsapparats um den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow erteilt haben.
Nach Recherchen des MDR und des "Spiegel", die vergangenes Jahr zuerst über die Ermittlungen berichtet hatten, galten die Mordpläne dem Oppositionellen Mochmad Abdurachmanow. Die Bundesanwaltschaft selbst nennt keine Namen der Opfer.
Opfer ausgespäht - Waffe besorgt
Der Behörde zufolge hatte der Angeklagte 2020 den Auftrag bekommen, den Mord an einem in Deutschland lebenden Exil-Oppositionellen zu organisieren. Laut "Spiegel" lebt er in Bayern. Er habe sich eine Schusswaffe samt Munition und Schalldämpfer besorgt und das Opfer ausgespäht. Den Mord selbst sollte jemand anderes übernehmen, der den Auftrag jedoch aus Angst vor Repressalien nur zum Schein angenommen habe.
An Neujahr 2021 wurde der Beschuldigte auf Grund eines Haftbefehls des Amtsgerichts Augsburg in Schwerin festgenommen. Er kam in Untersuchungshaft. Das Münchner Oberlandesgericht muss nun entscheiden, ob es die Anklage zulässt und ein Verfahren ansetzt.
Anschlag auf kritischen Blogger 2020 in Schweden
Auf den Bruder des Exil-Tschetschenen, den Blogger Tumso Abdurachmanow, war im Februar 2020 in Schweden ein Mordanschlag verübt worden. Er überlebte. Zwei Russen wurden dafür zu langen Haftstrafen verurteilt.