Wie konnte der Aquadom platzen?

    Wieso barst das Groß-Aquarium?:Spurensuche am geplatzten Aquadom

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    Noch wird aufgeräumt am Unglücksort. Doch über allem schwebt die Frage: Wie konnte das Großaquarium am Berliner Dom platzen?

    Einen Tag nach dem Platzen des riesigen Berliner Aquariums Aquadom geht es weiter um das Aufräumen an der Unglücksstelle und die Suche nach Antworten. Als Ursache wird eine Materialermüdung vermutet. Hinweise auf einen gezielten, gewaltsamen Anschlag gab es laut Polizei zunächst nicht.

    Eigentümer: Gebäude nicht einsturzgefährdet

    Das Gebäude wurde am Freitagabend an den Eigentümer übergeben. "Es ist nicht einsturzgefährdet", sagte Fabian Hellbusch, Sprecher des Gebäudeeigentümers Union Investment, am Samstagmorgen. Bautechnische Untersuchungen fänden aber weiterhin statt.
    Das Hotel sei "bis auf weiteres" geschlossen. Die Gäste waren noch am Freitag in eine andere Unterkunft gebracht worden. Man sei in engem Austausch mit dem Hotel, sagte Hellbusch. In dem Gebäudekomplex wurden demnach mindestens sechs weitere Läden beschädigt. "In der Tiefgarage stehen aktuell immer noch fünf Zentimeter Wasser", sagte er. Die Pumparbeiten des Technischen Hilfswerks wurden in der Nacht fortgesetzt.

    Bekannte Touristen-Attraktion
    :Großaquarium in Berliner Hotel geplatzt

    Eine Million Liter ausgelaufenes Wasser und 1.500 tote Fische: Das Aquadom-Aquarium in einem Berliner Hotel ist geplatzt. Zwei Menschen wurden verletzt, der Schaden ist gewaltig.
    Trümmer vor einem Hotel, in dem ein Aquarium geplatzt ist
    Union Investment zeigte sich "bestürzt über das Unglück". Der Grund für das Zerbersten des riesigen Zylinders sei noch "völlig unklar", sagte ein Sprecher der Firma am Freitag. "Wir versuchen, uns derzeit in Abstimmung mit Polizei und Feuerwehr vor Ort ein genaueres Bild von der Lage und des entstandenen Schadens zu verschaffen."
    Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte am Freitag:

    Die Ermittlungen zur Ursache sind natürlich noch nicht abgeschlossen, erste Anzeichen deuten jedoch auf eine Materialermüdung.

    Iris Spranger, Innensenatorin in Berlin

    US-Firma reist zur Überprüfung an

    Eine am Bau des geplatzten Aquariums beteiligte US-amerikanische Firma will ein Team zur Untersuchung des Vorfalls nach Berlin schicken. Das teilte das Unternehmen Reynolds Polymer Technology mit. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, den Faktor oder die Faktoren zu bestimmen, die zu einem solchen Riss geführt haben."
    Das Unternehmen aus den USA hat nach eigenen Angaben 2002 eine "Zylinderkomponente" des Tanks hergestellt und installiert. Auf seiner Homepage schreibt das Unternehmen, es habe das Acrylfenster des Aquadoms hergestellt.

    Archiv: AquaDom in einem Berliner Hotel
    Quelle: dpa

    Das geplatzte Großaquarium nennt sich Aquadom und steht in einem Gebäudekomplex nahe dem Alexanderplatz, in dem sich neben einem Hotel des Unternehmens Radisson mit 427 Zimmern unter anderem auch ein Museum sowie Geschäfte befinden. Das Meerwasseraquarium, durch das ein Fahrstuhl führt, befindet sich dabei im innenhofartigen überdachten Foyer des Gebäudes und ist von Fenstern innenliegender Hotelzimmer aus zu sehen. Konzipiert wurde das Aquadom laut Betreibern als 14 Meter hohe Wassersäule und weltweit größtes freistehendes Aquarium in zylindrischer Form. In ihm lebten zuletzt rund 1.500 tropische Fische in einem echten Korallenriff.

    Die Gesamthöhe der Konstruktion liegt bei 25 Metern. Gefüllt war sie mit einer Million Litern Salzwasser, das auf eine Temperatur von 26 Grad Celsius geheizt war. Der Aquadom galt bis zum Unglück als Magnet für Touristen. Betreiber ist das Unternehmen Union Invest, dem der gesamte Gebäudekomplex namens DomAquarée gehört. Es ist zugleich verbunden mit der ebenfalls in dem Gebäude untergebrachten Aquariengroßausstellung Sea Life Berlin mit weiteren mehr als 30 Becken. Der Fahrstuhl für Besucher des Aquadoms durch das Innere des Tanks wurde 2003 eingeweiht und war ab 2019 für eine großangelegte Generalüberholung geschlossen. Die Fische kamen so lange in anderen Becken der benachbarten Aquarienausstellung unter. Erst nach dem Ende der Corona-Beschränkungen wurde der Aquadom in diesem Juni wiedereröffnet.

    Am Freitag war das Aquarium mit rund 1.500 Fischen, das sich in einem Hotel nahe dem Dom befand, zerborsten. Eine Million Liter Wasser ergossen sich aus dem zerstörten 16 Meter hohen Glaszylinder in das Hotel und auf die Straße, die Szenerie glich einem Trümmerfeld. Fast alle Fische starben. Weil so früh morgens die Hotelgäste noch nicht im Erdgeschoss unterwegs waren, wurden nur zwei Menschen leicht verletzt.

    20 Zentimeter dicke Scheiben gerissen

    Der Aquadom war nach Angaben der Betreiber das "größte, zylindrische frei stehende Aquarium der Welt", eine bekannte Attraktion in Berlin. Es war ein Behälter aus Acrylglas, der einen Durchmesser von 11,5 Metern hatte. Die Scheiben sollen 20 Zentimeter dick gewesen sein.
    Das Aquarium wurde den Angaben zufolge bis Sommer 2020 umfassend modernisiert und öffnete dann wegen der Corona-Pandemie erst 2022 wieder. Der Bau soll vor knapp 20 Jahren nach damaligen Mitteilungen und Berichten knapp 13 Millionen Euro gekostet haben. Ein Hotelgast berichtete, er habe am Donnerstagabend noch beobachtet, wie zwei Taucher das Aquarium geputzt hätten. "Das war super interessant. Da habe ich noch Fotos gemacht."
    Quelle: dpa