Geplatztes Großaquarium: Ursachensuche im Scherbenhaufen

    Geplatztes Großaquarium:Aquadom: Ursachensuche im Scherbenhaufen

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    Das Platzen des Berliner Großaquariums "Aquadom" hat viele Fragen aufgeworfen. Auch jetzt, fast fünf Wochen später, sind die meisten noch nicht beantwortet.

    Noch immer Chaos: Starke Zerstörungen im Restaurant-Bereich nach dem Platzen des Großaquariums Aquadom in einer Hotellobby.
    Die Aufräumarbeiten gehen nur schleppend voran: Um die Ursache für das Platzen des Großaquariums zu finden, muss jedes Teil genau untersucht werden.
    Quelle: dpa

    In der Hotellobby mischt sich der Geruch von Baustaub mit dem von Wasser und Fischen. Mit geschlossenen Augen erinnert er an die Nordsee. Doch in dem Hotel in der Nähe des Berliner Doms sieht es so gar nicht nach Strandurlaub aus. In der Mitte ragen Säulen aus Korallengestein nach oben, vereinzelt hängen an ihnen noch Pflanzenreste. Die Säulen befanden sich einst im Innern des Großaquariums Aquadom, das viele Besucher anlockte. Doch das Acrylglas, das die Säulen eigentlich umschloss, fehlt. Der Zylinder des 16 Meter hohen Großaquariums platzte am 16. Dezember urplötzlich.

    Geplatztes Aquarium liegt noch in der Lobby

    Jetzt, knapp fünf Wochen später, lässt sich nur erahnen, wie es an dem Tag in dem Gebäudeteil des DomAquarées ausgesehen haben muss. Etwa die Hälfte der Acrylglaselemente - die etwas kleineren - seien bereits kartografiert und herausgeräumt worden, sagt Fabian Hellbusch, Sprecher des Gebäudeeigentümers. Die restlichen, großen Acrylteile liegen noch genau dort, wo sie vor knapp fünf Wochen hingefallen sind.

    Die großen Elemente werden noch eine ganze Zeit hier sicherlich in der Lobby liegen müssen, um sie auch entsprechend untersuchen zu können.

    Fabian Hellbusch, Sprecher des Gebäudeeigentümers

    Beim Anblick der mehrere Zentimeter dicken Scheiben scheint es ein Glücksfall zu sein, dass beim Platzen des Aquariums im Dezember nur zwei Menschen leicht verletzt wurden. Auch für ihn sei das Bild vor Ort immer wieder schockierend, sagt Hellbusch. Er sei sehr froh, dass es nur geringere Personenschäden gegeben habe.

    Die Wucht der Ereignisse steckt uns immer noch so ein bisschen in den Knochen.

    Fabian Hellbusch, Sprecher des Gebäudeeigentümers

    Weniger glimpflich ging der Vorfall für die Tiere aus: Fast alle 1.500 Fische aus dem Aquarium starben. Von ihnen ist außer dem Geruch nicht mehr viel geblieben. Aus den unterirdischen Zuchtbecken wurden nach Angaben des Gebäudeeigentümers vom Dezember rund 630 Fische gerettet.
    Was aus den Fischen geworden ist:

    Museum und Bar bleiben geschlossen

    Etwa eine Million Liter Wasser hatten sich damals unter anderem in das Hotel und auf die Straße ergossen. Dabei sei ein erheblicher Schaden entstanden, sechs Läden seien betroffen. Das DDR-Museum ist seitdem geschlossen. Es habe drei Hauptschneisen gegeben, durch die das Wasser nach draußen gedrückt habe, sagt Hellbusch. Eine davon führt an einem Restaurant vorbei. Eine Kaffeemaschine, ein kleiner Kühlschrank und Gläser sind von dem Lokal noch übrig. Flaschen mit Alkohol stehen auf der mit rot-weißem Flatterband abgesperrten Bar und zeigen, was es hier noch vor wenigen Wochen zu kaufen gab. Davor liegen Metallteile, Stühle und Kabel.

    Archiv: AquaDom in einem Berliner Hotel
    Quelle: dpa

    Das geplatzte Großaquarium nennt sich Aquadom und steht in einem Gebäudekomplex nahe dem Alexanderplatz, in dem sich neben einem Hotel des Unternehmens Radisson mit 427 Zimmern unter anderem auch ein Museum sowie Geschäfte befinden. Das Meerwasseraquarium, durch das ein Fahrstuhl führt, befindet sich dabei im innenhofartigen überdachten Foyer des Gebäudes und ist von Fenstern innenliegender Hotelzimmer aus zu sehen. Konzipiert wurde das Aquadom laut Betreibern als 14 Meter hohe Wassersäule und weltweit größtes freistehendes Aquarium in zylindrischer Form. In ihm lebten zuletzt rund 1.500 tropische Fische in einem echten Korallenriff.

    Die Gesamthöhe der Konstruktion liegt bei 25 Metern. Gefüllt war sie mit einer Million Litern Salzwasser, das auf eine Temperatur von 26 Grad Celsius geheizt war. Der Aquadom galt bis zum Unglück als Magnet für Touristen. Betreiber ist das Unternehmen Union Invest, dem der gesamte Gebäudekomplex namens DomAquarée gehört. Es ist zugleich verbunden mit der ebenfalls in dem Gebäude untergebrachten Aquariengroßausstellung Sea Life Berlin mit weiteren mehr als 30 Becken. Der Fahrstuhl für Besucher des Aquadoms durch das Innere des Tanks wurde 2003 eingeweiht und war ab 2019 für eine großangelegte Generalüberholung geschlossen. Die Fische kamen so lange in anderen Becken der benachbarten Aquarienausstellung unter. Erst nach dem Ende der Corona-Beschränkungen wurde der Aquadom in diesem Juni wiedereröffnet.

    Teile des Chaos sind nach fünf Wochen aber auch bereits beseitigt. Viele Bereiche des Gebäudeteils sind wieder begehbar, etliche Gefahrenquellen beseitigt. Und dennoch: Bis das Hotel im Lobbybereich wieder wie ein Hotel aussieht, ist noch viel Arbeit nötig.

    Suche nach Ursache dauert

    Im Mittelpunkt stehen zurzeit drei Sachen: das Aufräumen, die Schadensdokumentation und die Ursachensuche. Vor allem bei Letzterer rechnet Hellbusch nicht mit einer schnellen Antwort. Natürlich wäre es schön, eine "Initialursache" zu finden, sagt er. "Wir sind da aber auch ganz offen, beziehungsweise unsere Experten sagen auch, dass wir das zu einem sehr, sehr späten Zeitraum herausfinden oder vielleicht auch gar nicht so einzelne Events isolieren können."
    Auch bei der Frage nach einer möglichen Wiedereröffnung des Hotels und einem Neubau des Aquadoms rechnet Hellbusch nicht mit schnellen Antworten. "Bevor wir letztlich auch die Ursache des Unfalls nicht kennen, macht es ja auch keinen Sinn, über einen neuen Aquadom nachzudenken. Das Risiko will kein Mensch der Welt eingehen", sagt er.
    Quelle: Mona Wenisch, dpa

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