Als Präsident war Carlos Menem für seinen marktwirtschaftlichen Kurs und einen schillernden Lebensstil bekannt. Jetzt ist er in hohem Alter gestorben.
Der frühere argentinische Präsident Carlos Menem ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Amtsinhaber Alberto Fernández bestätigte am Sonntag den Tod seines Vorgängers, der schon länger krank war.
Menem war von 1989 bis 1999 Präsident Argentiniens und steuerte das Land nach marktwirtschaftlichen Rezepten. Zeitweise galt Argentinien bei Nachbarn als beneidenswert, Investoren bevorzugten es. Doch gleichzeitig brachte Menems Kurs steigende Arbeitslosigkeit, Auslandsschulden und wirtschaftliche Ungleichheit.
Carlos Menem wurde während Wirtschaftskrise zum Präsidenten
Der Sohn syrischer Einwanderer war Gouverneur der Provinz La Rioja, bevor er 1989 in einer schweren Wirtschaftskrise zum Präsidenten gewählt wurde, die Argentinien eine Inflationsrate von 5.000 Prozent und leere Supermarktregale beschert hatte.
Menem gab sich zwar als Jünger von General Juan Domingo Perón, der die Wirtschaft als Präsident größtenteils unter Staatskontrolle gestellt hatte. Doch als Staatschef verfolgte Menem einen entgegengesetzten Kurs.
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Menem verfolgte wirtschaftsliberalen Kurs
Nach den Plänen seines Wirtschaftsministers Domingo Cavallo zog sich der Staat aus der Wirtschaft zurück und verkaufte Telefongesellschaften, Fluglinien, Eisenbahngleise und den Ölkonzern YPF, das damals größte Unternehmen Südamerikas.
Zugleich senkte er die Gehälter von Staatsangestellten und drängte die Macht der Gewerkschaften zurück. Die Inflation ging auf einstellige Werte zurück. Die Landeswährung Peso wurde an den Dollar gekoppelt und erfreute sich einer nie da gewesenen Stabilität.
Die Macht des Militärs beschnitt Menem durch Budgetkürzungen, brachte jedoch Menschenrechtler gegen sich auf, als er Mitglieder der früheren Junta begnadigte, die Argentinien von 1976 bis 1983 diktatorisch regiert und auch Menem verhaften lassen hatte. Er amnestierte aber auch frühere Rebellen.
Chaos nach dem Ende seiner Amtszeit
Die Rechnung für Menems Wirtschaftskurs bezahlten seine Nachfolger, die sich gezwungen sahen, die Steuern zu erhöhen und den Peso wieder vom Dollar abzukoppeln. Die Arbeitslosigkeit stieg auf rund 20 Prozent, die Landeswährung verlor 70 Prozent ihres Wertes.
Die Folge war ein institutionelles Chaos, in dem Argentinien binnen zwei Wochen fünf Präsidenten erlebte und auf Staatsschulden von mehr als 100 Milliarden US-Dollar sitzen blieb.
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Carlos Menem wurde 2013 vor Gericht gestellt
Menem wurde nach Ende seiner Amtszeit wegen eines Waffengeschäfts mit Kroatien und Ecuador vor Gericht gestellt und 2013 zu sieben Jahren Haft verurteilt. Ins Gefängnis kam er aber nicht, weil er 2005 zum Senator gewählt worden war und deshalb Immunität genoss. Der Prozess wurde 2017 eingestellt.
Persönlich pflegte Menem einen schillernden Lebensstil. Er trug Maßanzüge, dinierte mit internationalen Stars, prangte auf den Titelseiten von Klatschmagazinen.