30 Jahre Arte: Ein deutsch-französisches Jubiläum

    30 Jahre Arte:Ein deutsch-französisches Jubiläum

    von Carolin Auen
    19.10.2022 | 21:50
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    Der deutsch-französische Kulturkanal Arte feiert sein 30-jähriges Jubiläum. Aus dem binationalen Projekt ist ein europäischer, multimedialer Kanal geworden.

    Der deutsch-französische Sender Arte feiert dieses Jahr 30-jähriges Jubiläum.
    Der deutsch-französische Sender Arte feiert dieses Jahr 30-jähriges Jubiläum.
    Quelle: arte

    Bereits Mitte der 80er-Jahre gab es erste Pläne für einen deutsch-französischen Kulturkanal. Allerdings standen die Initiatoren vor einem bürokratischen, binationalen Dschungel. Das föderalistisch strukturierte Rundfunksystem Deutschlands traf auf Frankreichs Zentralismus.
    Grundlage für die Gründung des Senders wurde im Oktober 1990 ein zwischenstaatlicher Vertrag, den auch Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Präsident François Mitterrand befürworteten. Das im Vertrag formulierte Ziel: Eine "gemeinsame unabhängige Fernsehgesellschaft mit kultureller und europäischer Ausrichtung", um den "Bürgern Europas" ein gemeinsames Fernsehprogramm zu bieten und das Verständnis und die Annäherung der Völker zu festigen.
    Qualitätsfernsehen mit Kulturschwerpunkt, das die deutsch-französische Freundschaft stärkt: Mit einem Festakt am Hauptstandort Straßburg feiert Arte sein dreißigjähriges Jubiläum.19.10.2022 | 2:12 min

    Von deutsch-französischem Sender zu europäischem Kanal

    Aus dem Symbol der deutsch-französischen Freundschaft wuchs über die Jahre ein europäischer, multimedialer Sender. 70 Prozent der Europäer:innen können heute das Programm in eigener Sprache verfolgen. Das Reportageformat Re: und die zweisprachige Nachrichtensendung Arte Journal etwa denken ebenfalls europäisch.

    Das Journal ist schon lange nicht mehr ein deutsch-französisches, es ist ein europäisches.

    Carolin Ollivier, Chefredakteurin Arte Journal

    Innerhalb der Redaktion ergänzen sich die unterschiedlichen Herangehensweisen der Journalist:innen, erklärt Ollivier. "Die Deutschen gelten als sachlich nüchtern, die Franzosen sind ein bisschen mutiger." Das Ergebnis: ein eigener deutsch-französischer Arte-Stil.

    365 Tage Arte-Jubiläum

    Diesen besonderen Stil feiert Arte das gesamte Jahr 2022. In der Jubiläumswoche im Mai lockten preisgekrönte Dokumentationen, musikalische Höhepunkte und kultige Spielfilmklassiker das Publikum. Das Finale des Feier-Marathons: die Jubiläumsfeier am 18. Oktober in Straßburg. Zu den Redner:innen zählten neben Arte-Präsident Bruno Patino auch die Präsidentin des EU-Parlaments Roberta Metsola und die französische Kulturministerin Rima Abdul-Malak.
    "Unsere Verbundenheit mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Arte und der Unabhängigkeit des Journalismus und der Medien bleibt absolut vollständig, und das ist mir sehr wichtig", beschreibt Abdul-Malak das Verhältnis Frankreichs zum Kulturkanal. Davon hat Straßburg in den vergangenen Monaten wenig gespürt. Stattdessen strich die französische Regierung im Sommer den Rundfunkbeitrag.
    Die Erfinderin der arte-Sendung Karambolage, Claire Doutriaux, spricht im Interview über kulturelle Differenzen. Wo liegen die Unterschiede zwischen den Franzosen und den Deutschen? 08.04.2022 | 2:10 min

    Zukünftige Finanzierung von Arte unsicher

    Das Problem: Der Rundfunkbeitrag gewährleistet die journalistische Unabhängigkeit der Öffentlich-Rechtlichen  - und somit von Arte. Stattdessen finanziert nun bis 2024 ein Teil der Mehrwertsteuer den französischen Rundfunk. Das löst Besorgnis in Straßburg aus. "Das Ende der Rundfunkgebühren hat einen Moment der Unsicherheit geschaffen", sagt Bruno Patino. Auch das Versprechen der Regierung, Arte weiterhin zu finanzieren, kann diese Unsicherheit nur bedingt lösen. Was in zwei Jahren passiere? "Wir werden sehen", sagt Patino.
    Die deutsche Seite beobachtet die Diskussion um die französische Finanzierung mit Sorge, drückt das aber diplomatisch aus: "Ich glaube, die französische Regierung und das Parlament sind kompetent genug, ein System zu schaffen, dass die unabhängige Finanzierung sicherstellt", so Tom Buhrow, Präsident der Mitgliederversammlung von Arte Geie. Fest steht: Damit Arte weitere 30 Jahre wachsen kann, ist es auf eine sichere politische und finanzielle Unterstützung angewiesen. Aus Deutschland und auch aus Frankreich.

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