Weiße Haie sind bedroht. Ihr Schutz ist schwierig, weil ihr Verhalten abseits der Küsten schwer zu erforschen ist. Wissenschaftler rätseln über ein "Hai-Café" mitten im Pazifik.
Der Weiße Hai ist die große Liebe der Meeresbiologin Alison Kock. Ihre Forschung hilft, Mensch und Hai voreinander zu schützen. Denn die Meeresjäger sind zu Gejagten geworden.
Weiße Haie sind mit bis zu fünf Metern Länge und drei Tonnen Gewicht die größten Raubfische der Weltmeere. Furchterregend sind sie allemal. Spätestens seit Steven Spielbergs Schocker-Film "Der Weiße Hai" sind die Tiere als blutrünstige, einzelgängerische Killer-Bestien verschrien.
Doch die Meeresjäger sind offenbar geselliger als gedacht. Jährlich versammeln sich Hunderte von ihnen an einem abgelegenen Ort mitten im Pazifik. Meeresbiologen haben die Stelle "White Shark Café" getauft. Bislang wusste niemand, warum die Weißen Haie tausende Kilometer weit in die Tiefsee zwischen Hawaii und Kalifornien schwimmen und dafür sogar ihre küstennahen Jagdgebiete verlassen.
"White Shark Café" sollte Weltkulturerbe werden
Im Jahr 2016 empfahlen die UNESCO und die Weltnaturschutzunion IUCN, das "White Shark Café" in die Liste der Weltkulturerben aufzunehmen. Damit das geschehen kann, muss jedoch erst seine Bedeutung für das Ökosystem nachgewiesen werden.
Manche Forscher mutmaßten, dass die Tiere sich dort fortpflanzen oder ihre Jungen gebären könnten. Doch so weit ab von jeglicher Forschungsinfrastruktur war diese These bislang nicht zu belegen.
GPS-Tracker liefern Erkenntnisse
Forschende der Stanford University und des Monterey Bay Aquarium scheinen nun der Lösung des Rätsels ein Stück näher gekommen zu sein. Mithilfe von GPS-Trackern konnten die Forscher das seltsame Verhalten der Weißen Haie nun erklären - zumindest teilweise.
Im Herbst 2017 stattete das Team 37 Weiße Haie mit GPS-Sendern aus. Diese verrieten nun, dass die Männchen bis zu 120-mal am Tag auf- und abtauchten - also etwa alle zwölf Minuten. Dabei tauchten die Tiere bis zu 430 Meter tief. Die Weibchen hingegen tauchten tagsüber in tiefere Gewässer ab und kamen nur nachts an die Oberfläche.
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"Hai-Café" serviert überraschendes Menü
Bei einer gemeinsamen Expedition zum "White Shark Café" fanden die Wissenschaftler heraus, woran das seltsame Auf und Ab liegen könnte: Wahrscheinlich ist, dass die Tiere dort Jagd auf lichtempfindliche Tintenfische und andere kleine Fischarten machen, die sich in diesem Teil der Tiefsee tummeln.
Bislang hatten Forschende die Möglichkeit verworfen, dass Haie wegen dem reichgedeckten Meerestisch ins "White Shark Café" kommen, denn der Meeresabschnitt sah auf Satellitenbildern wie eine nahrungsarme "Wüste" aus. "Die Bewegung der Beutetiere orientiert sich am Lichtrhythmus", erklärte Salvador Jorgensen, Forscher am Monterey Bay Aquarium.
Warum die weiblichen Haie dieses Jagdverhalten nicht an den Tag legen, ist allerdings noch unklar.
Neue Technologien helfen beim Artenschutz
Erst seit etwa 20 Jahren können Forscher mithilfe von implantierten GPS-Trackern Erkenntnisse über das Verhalten von Weißen Haien gewinnen. Seitdem hat sich das Wissen über diese gefährdeten Meeresräuber vervielfacht. Das erleichtert auch den Schutz der Tiere. Denn die Forscher können anhand der Daten besonders schutzwürdige Gebiete identifizieren.
In internationalen Gewässern sind Kontrollen ohnehin extrem schwierig, da Fangflotten dort fast völlig unbeobachtet sind. Da nützt es auch wenig, dass einzelne Länder wie Kanada oder die USA Weiße Haie unter Schutz gestellt haben. Die Art ist stark dezimiert, unter anderem weil der Raubfisch in Küstennähe auch Menschen angreift. Mit Hilfe von GPS-Daten und anderen Forschungsergebnissen wollen Meeresbiologen die Art erhalten helfen.
Auf der Webseite whitesharkcafe.org lassen sich die Bewegungen der Haie nachverfolgen.
- Haie und Rochen schwinden
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