WWF-Bericht: Dramatisches Artensterben

    FAQ

    Living Planet Report:WWF-Bericht: Dramatisches Artensterben

    von Birgit Hermes
    13.10.2022 | 10:03
    |

    Alarmierender Report: In nur 50 Jahren sind die weltweiten Bestände an Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Amphibien um fast 70 Prozent geschrumpft. Ein Überblick.

    Blaupunkt-Stechrochen
    Auch vom Artensterben betroffen: Rochen
    Quelle: Imago

    Berichte über den Zustand des Planeten verkünden selten Gutes. So ist es auch kein Wunder, dass die globale Bestandsaufnahme der Wirbeltierarten im jüngsten Living Planet Report deprimierend ist. Das steht drin:

    Was wird mit dem Living-Planet-Index erfasst?

    Verfasst vom World Wide Fund for Nature (WWF) und der Zoologischen Gesellschaft London (ZSL), liefert der Bericht mit dem sogenannten Living Planet Index ein Maß für die ökologische Lage der Erde. Der Index beschreibt, wie sich die Populationsgrößen ausgewählter Wildtierarten über einen bestimmten Zeitraum verändern, seien es Zu- oder Abnahmen.
    Aktuell weist der globale Trend eindeutig nach unten: Zwischen dem Referenzjahr 1970 und 2018 sind die in Frage stehenden Wirbeltierbestände um durchschnittlich 69 Prozent zurückgegangen. In den neuesten Report flossen die Daten von mehr als 31.000 Populationen von 5.200 Wirbeltierarten ein.
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    Im Vergleich der fünf Erdregionen Nordamerika, Lateinamerika/Karibik, Afrika, Asien/Pazifik und Europa/Zentralasien schneidet Lateinamerika/Karibik mit einem Rückgang von 94 Prozent am schlechtesten ab, gefolgt von Afrika mit minus 66 Prozent und Asien/Pazifik mit minus 55 Prozent. Immerhin verzeichnet der Report für Nordamerika und Eurasien geringere Verluste, bei einigen Tierarten sogar leichte Erholungen, in Europa etwa beim Bestand des Weißstorchs.
    Anteil bedrohter Arten in den Tropen und der restlichen Welt
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    Einen Grund dafür sieht der WWF in der regulierten Nutzung der Wildtiere. Vor allem aber hatten Europa und Nordamerika 1970, dem Referenzjahr des Index', den Höhepunkt der Naturzerstörung bereits erreicht beziehungsweise hinter sich, während in den Tropen und Subtropen die massiven Eingriffe in die Natur damals erst begannen.

    Welche Tierarten sind am stärksten betroffen?

    Massiven Niedergang verzeichnet der Report bei allen Tierarten, die von gesunden Feuchtgebieten, Seen und Flüssen abhängen. Seit 1970 belaufen sich deren weltweite Verluste auf 83 Prozent. Gründe sind neben der Verschmutzung dieser Gewässer vor allem schädliche Umgestaltungen, wie zum Beispiel das Begradigen von Uferzonen und Wasserkraftwerke. Für wandernde Fischarten wie etwa den Huchen stellen diese Staustufen unüberwindbare Hindernisse dar.
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    In den Meeren sind vor allem Rochen und große Haiarten vom Verschwinden betroffen. Ursache des Schwunds ist hier vor allem die extreme Bejagung - des Fleisches oder der angeblich heilenden Wirkung einiger Körperteile wegen. Aber auch hierzulande setzt sich das Sterben fort: Beispiele sind Rebhuhn, Kiebitz und Feldlerche. Der Bestand letzterer schrumpfte in Europa im Beobachtungszeitraum um durchschnittlich 56 Prozent.

    Was sind die Ursachen?

    Nach wie vor zählen die Zerstörung von Lebensräumen, zum Beispiel zur Gewinnung von Holz und/oder landwirtschaftlicher Fläche und die Übernutzung, sei es durch Jagd oder Überfischung zu den bedeutendsten Verursachern des Artensterbens, gefolgt von Umweltverschmutzung und invasiven Arten. Auch die Klimaerwärmung hat einen negativen Effekt auf die Artenvielfalt.
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    Nach Einschätzungen des Weltbiodiversitätsrates wird ihr Einfluss in den nächsten Jahren an Stärke zunehmen. So geht der Rat davon aus, dass der Anteil der Arten, die vom klimabedingten Aussterben bedroht sind, bei einer Erwärmung von 2 Grad fünf Prozent beträgt, bei Erwärmung um 4,3 Grad auf 16 Prozent ansteigt.
    Der WWF fordert deshalb nicht nur den Lebensraumverlust und die Übernutzung zu stoppen, sondern auch die Erderhitzung zu begrenzen. Auf der Weltnaturkonferenz in Montreal im Dezember 2022 könnten dafür die Weichen gestellt werden.

    Greenpeace legt Bericht vor
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