Der Astronaut Matthias Maurer startet Ende Oktober zur Internationalen Raumstation. Im Training hat er sogar gelernt, Zähne zu ziehen. Ein halbes Jahr wird er im Weltraum bleiben.
"Ich werde im Weltall circa 35 europäische und 100-150 internationale Experimente durchführen", so Matthias Maurer, ESA-Astronaut zu seiner baldigen ISS-Mission.
Von der Ostküste in den Orbit: Erstmals seit drei Jahren fliegt Ende Oktober wieder ein Deutscher ins All - und Matthias Maurer kann den Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida kaum erwarten.
Maurer ist voller Vorfreude auf seine Entdeckermission auf der Internationalen Raumstation ISS. Rund ein halbes Jahr lang wird der Astronaut der Europäischen Raumfahrtagentur Esa auf dem Außenposten der Menschheit leben. Er will dabei auch ein guter Botschafter für die Menschen auf der 400 Kilometer entfernten Erde sein. "Wer Interesse am Thema Raumfahrt hat, darf sich auf neue Fotos, Videos und mehr aus dem All freuen", erzählt der gebürtige Saarländer der Nachrichtenagentur dpa.
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Mit SpaceX-Raumschiff zur ISS
Nach seinem Start zusammen mit drei US-Kollegen - zwei Männer und eine Frau - wird Maurer der zwölfte Deutsche im All sein und der vierte Deutsche auf der ISS. Als erster Deutscher wird er mit einer "Crew Dragon"-Kapsel zum fliegenden Labor gelangen. Das ist auch ein Zeichen für den Paradigmenwechsel im Weltraum: Maurers Vorgänger sind etwa mit russischen "Sojus"-Kapseln oder dem US-amerikanischen Space Shuttle zum Koloss im Kosmos gereist. Maurers Raumschiff hingegen stammt von der Privatfirma SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk.
Mit 51 Jahren ist Maurer der älteste deutsche Raumfahrer bei einem Erstflug. Der Mann mit einem Doktortitel in Materialwissenschaft ließ nach seiner Esa-Bewerbung mehr als 8.000 Kandidaten hinter sich. Jahrelang trainierte er für die Reise in die Schwerelosigkeit, unter anderem in Moskau. Überhaupt sei die sehr umfassende Ausbildung vom Wissenschaftler zum Techniker bis hin zum Mechaniker eine hervorragende Vorbereitung, sagt Maurer.
Mehr als 100 Experimente plant Maurer
Mit rund 28.000 Stundenkilometern rast die ISS in etwa 90 Minuten einmal um den Erdball. Gut ein Dutzend Nationen - neben den USA und Russland vor allem Europäer sowie Japan und Kanada - beteiligen sich an der ISS. Der Forschungskomplex ist seit 2000 dauerhaft von Raumfahrern bewohnt und gilt als technische Großtat - trotz Mängeln. Als bisher letzter Deutscher flog Alexander Gerst 2018 zur ISS.
Während seiner Mission namens "Cosmic Kiss" wird Maurer mehr als 100 Experimente durchführen, davon 36 mit deutscher Beteiligung. Eins davon ist ein Fitnessanzug mit eingebauten Elektroden, der mit leichten elektrischen Impulsen den Muskelaufbau unterstützt. "Zum Teil haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehrere Jahre investiert, um Experimente für die ISS vorzubereiten", betont Maurer. "Ich werde alles geben, um sie gut und erfolgreich durchzuführen."
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Dreckige Wäsche verglüht mit ausgedientem Transporter
Privatkleidung nimmt Maurer nicht mit. "Es gibt Standardkleidung. Zum Beispiel haben Astronautinnen so viel Unterwäsche, dass sie diese alle zwei Tage wechseln können, Astronauten wechseln alle drei Tage." Er habe pro Woche ein T-Shirt, das er dann in der Folgewoche zum Sport trage. "Für meine sechsmonatige Mission habe ich sechs Hosen dabei - eine pro Monat. Da muss man schon aufpassen, dass man sich nicht schmutzig macht", sagt er schmunzelnd. Auf der ISS gebe es keine Waschmaschine. Schmutzwäsche und Ähnliches packt die Besatzung in einen ausgedienten Transporter, der abgedockt wird und verglüht.
Frühmorgens am 31. Oktober soll Maurer mit den Nasa-Astronauten Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron zu den Arbeitsplätzen im All fliegen. Das Andocken wird für Sonntag erwartet. Auf der ISS arbeitet Maurer dann auch mit russischen Kosmonauten zusammen. "Ich spreche viele Sprachen, bin als Wissenschaftler kreativ und fotografiere gerne. Ich denke, das sind Punkte, die dazu beitragen, ein Team erfolgreich zu machen", meint der 51-Jährige.
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