Deutschland ist wieder EU-Spitzenreiter bei den Asylanträgen - bisher über 50 Prozent als im Vorjahr. Geflüchtete aus der Ukraine werden in dieser Statistik aber nicht mitgezählt.
Deutschland bleibt auch in diesem Jahr Spitzenreiter in der Europäischen Union bei Asylanträgen. Seit Anfang des Jahres haben rund 190.000 Menschen in der Bundesrepublik Asyl beantragt - ein Plus von 57 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Das geht laut einem Bericht der "Welt" aus einem vertraulichen "Situationsbericht" zur Migration und Flüchtlingslage der EU-Kommission von Mitte Dezember hervor. Der "Situationsbericht" bezieht sich dabei auf bisher unveröffentlichte Zahlen des Europäischen Unterstützungsbüros für Asylfragen (EUAA).
Meiste Asylanträge von Syrern
Die meisten Asyl-Antragssteller in Deutschland kamen in diesem Jahr aus:
- Syrien (27 Prozent)
- Afghanistan (17 Prozent)
- Türkei (10 Prozent)
- Irak (7 Prozent)
- Georgien (4 Prozent)
Ukrainische Staatsbürger sind in der Statistik weitgehend nicht einbezogen. Für sie gilt wegen des Kriegs nach einem Beschluss der EU-Innenminister die sogenannte Massenzustrom-Richtlinie der EU.
Danach erhalten Geflüchtete mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in den EU-Mitgliedsländern automatisch einen humanitären Aufenthaltstitel, der ihnen Zugang zu Bildung, Arbeit, Sozialleistungen und medizinischer Versorgung verschafft.
Etwa jeder dritte ukrainische Geflüchtete kann sich vorstellen, langfristig in Deutschland zu bleiben. Aber Versorgung und Unterbringung werden immer schwieriger.
Am wenigsten Asylanträge in Ungarn, der Slowakei und Lettland
Prozentual war der Anstieg der Asylanträge gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum in Irland (+439 Prozent), Estland (+362 Prozent) und Österreich (+202 Prozent) in der EU am stärksten. Am wenigsten Asylanträge verzeichnen Ungarn, die Slowakei und Lettland.
Immer mehr Menschen suchen in Deutschland Asyl. Doch die Kapazitäten gehen aus. Wie im thüringischen Suhl. Noch vor Weihnachten soll die Belegung deutlich reduziert werden.
Rund 12.000 Abschiebungen aus Deutschland
Im laufenden Jahr sind bis Ende November zudem 11.970 Migranten aus Deutschland abgeschoben worden. Das geht aus einem weiteren Bericht der "Welt" hervor, dem eine Liste der Bundespolizei zugrunde liegt.
Demnach gab es 2.535 Abschiebungen in Staaten Asiens und Afrikas. 4.326 Personen wurden in EU-Länder abgeschoben. Weitere 4.587 Abschiebungen führten ins übrige Europa, vor allem nach Georgien und Albanien.
Die Bundesregierung diskutiert aktuell über eine leichtere Einbürgerung für Zugewanderte. Doch welche Änderungen sind geplant?
Italien nimmt keine Migranten mehr zurück
Wie die Zeitung weiter berichtet, hat Italien eine zentrale Regelung des EU-Asylsystems ausgesetzt. Sie sieht vor, unerlaubt weiterreisende Asylbewerber wieder in den zuständigen Staat zurückzubringen. Die neue, rechte Regierung Italiens schrieb am 5. Dezember in einem der Zeitung vorliegenden Brief an die übrigen EU-Staaten: "Aus plötzlich aufgetauchten technischen Gründen, die mit fehlenden Aufnahmekapazitäten zusammenhängen" würden "Überstellungen nach Italien ab morgen zeitlich befristet storniert".
Die Lufthansa, mit der die Behörden oft die sogenannten Dublin-Überstellungen durchführen, schrieb am 13. Dezember in einer der "Welt am Sonntag" vorliegenden Nachricht an die zuständigen deutschen Beamten: "Bis auf weiteres nimmt Italien keine Dublin-Überstellungen mehr an". Mangels genauer Zeitangabe der Italiener werde Lufthansa die Bearbeitung "für Flüge nach Italien bis inklusive 31.03.2023 aussetzen".